Währungsunion vor 25 Jahren

Geheimes Geld

Militärgeld
Militärgeld der DDR - Fünfmarkschein im Museum der Volkspolizei in Dresden © imago/Stefan Hässler
Von Michael Braun · 01.07.2015
Mit der deutsch-deutschen Währungsunion vor 25 Jahren verlor nicht nur die "Mark der Deutschen Demokratischen Republik" ihre Gültigkeit, sondern auch geheimes Geld, das nie zum Einsatz gekommen war. Solches "Geheimgeld" gab es aber auch in der Bundesrepublik.
Hier liegen Restbestände, im Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt. Aber es ist wegen Umbaus geschlossen. Besser schaut man sich die Fotos vom deutschen Geheimgeld im Internet an: die Köpfe auf der Vorderseite sind die gleichen wie bei den "richtigen" DM-Scheinen. Hinten aber prangt nicht der Adler. Man hat sich für optisch interessante, aber unbestimmte grafische Muster entschieden. Wozu überhaupt das Geheimgeld? Reinhold Walburg, der Leiter des Geldmuseums hat recherchiert:
"Konkrete Absichten lassen sich nicht ausmachen. Also, nicht ganz klar gesagt: für den Fall X oder den Fall Y. Die Väter dieser Entscheidung, also das erste Bundesbankdirektorium hat es etwas weicher formuliert und gesagt: ´für alle Fälle`. Darunter kann man sich jetzt politisch motivierte Angriffe auf die Währung vorstellen oder kriminell motivierte. Auf jeden Fall sollte die neue deutsche Währung, die neue deutsche Westwährung, geschützt vor Destabilisierung, vor Angriffen – von wo auch immer."
Zwei Varianten von befürchteten Angriffen sind denkbar: Natürlich kriminelle Attacken von Geldfälschern. Traute man ihnen zu, soviel Falschgeld in Umlauf zu bringen, dass die D-Mark wertlos werden könnte? Trieb die Bundesbanker eine eher irreale Angst nach der noch nicht lange zurückliegenden Nachkriegsinflation? Genau erforscht ist es noch nicht. Aber bekannt ist, dass Geldfälscher nach der Währungsreform im Westen sehr aktiv waren. 1949 und 1950, weiß Walburg, hätten Betrüger für eine "explosionsartige Vermehrung" von Falschgeld gesorgt.
Falschgeld aus politischen Gründen
Die zweite mögliche Angriffsvariante: Falschgeld zur Unterwanderung aus politischen Gründen. Man erinnerte sich wohl des Lenin zugeschriebenen Wortes: "Wer eine Gesellschaft zerstören will, muss ihre Währung ruinieren". Da hatte Deutschland ja auch eigene Erfahrungen: Im Zweiten Weltkrieg wollten die Planer große Mengen gefälschter Pfundnoten in den britischen Bargeldumlauf einschleusen, um die britische Volkswirtschaft zu stören.
Wie auch immer: Die Bundesbank plante in den späten 1950-er Jahren das Ersatzgeld für die D-Mark. In den 1960-er Jahren ging es los:
Es seien nicht nur ein paar Scheine hergestellt worden, weiß Geldhistoriker Walburg:
"Die wurden gedruckt, und zwar in derselben Auflagenhöhe wie die umlaufende Serie. Und das trug doch eine gewisse Zeit und machte die gerade sehr junge deutsche Währung dann sicher und quasi unangreifbar."
Erst 1981 hat die Bundesbank beschlossen, kein weiteres Geheimgeld zu drucken und die Altbestände einzustampfen.
Geheimgeld gab es auch in der DDR. Es hieß "Militärgeld". Die Aktenlage für die Historiker ist dünn. Aber es gibt noch Exemplare von DDR-Geld früher, dann ungültiger Serien, die mit dem Begriff "Militärgeld" und dem Staatswappen der DDR gestempelt waren. Insgesamt fünf Milliarden Mark groß waren diese Bestände, weiß Walburg. Der Zweck dieses Geldes: Sie waren "zur Aufrechterhaltung der Versorgung und für Wehrsoldzahlungen in eroberten Gebieten" gedacht. Welche "eroberten Gebiete" gemeint sein könnten, weiß Walburg nicht. Aber die Bestände seien "in sechs westlichen grenznahen Depots und einem in Ostberlin" untergebracht gewesen.
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