Währungsunion

Lettland führt den Euro ein

Von Martin Bohne · 01.01.2014
Lettland tauscht seine Währung Lats gegen den Euro. Die Regierung erwartet positive Impulse für die Wirtschaft, Opposition und Bevölkerung sind skeptisch.
So einiges spricht gegen den Euro: Die Währungsunion hat sich gerade als ziemlich wacklig erwiesen. Und laut Meinungsumfragen will die Mehrheit der Letten den Euro gar nicht. Den Finanzminister des Lande, Andris Vilks, beirrt das nicht. „Wir vollenden damit unseren Traum, bei allen drei entscheidenden Pfeilern der westlichen Welt dabei zu sein: EU, NATO und Euro-Zone“, so Vilks.
Dieser Enthusiasmus für die Westintegration hat viel mit der Angst zu tun vor dem übermächtigen östlichen Nachbarn und ehemaligen Besatzer Russland. Aber auch ökonomisch sieht der Finanzminister den Euro als sicheren Hafen:
„Keine Spekulationen mehr mit unserer Währung, keine ständigen Abwertungsgerüchte mehr. Das abzuwehren, hat uns immer so viel Kraft gekostet. Der Euro ist für uns ein machtvoller Stabilitätsanker.“
Dem Finanzminister zufolge verbessert Lettland durch den Euro sein Rating. So könnten die Staatsschulden billiger finanziert werden und auch die Unternehmen erhielten billigere Kredite. Außerdem solle Lettland als Euroland noch attraktiver für ausländische Investoren werden.
Kritik aus der Opposition: Keine eigene Geldpolitik mehr möglich
Mit solchen Argumenten hat die Regierung die lettische Bevölkerung allerdings kaum erreicht. Und auch in der Opposition gibt es Politiker, die von den segensreichen Wirkungen des Euro nicht überzeugt sind.
Eine Grünen-Politikerin verweist auf die tiefe Krise des Euro. Und ihr gefällt nicht, dass Lettland nun über den Euro-Rettungsfonds ESM in Mithaftung genommen wird. In jeder Union profitierten vor allem die starken Länder und Lettland sei klein und arm.
Ein Politiker der Partei Harmoniezentrum, der Partei der starken russischen Minderheit in Russland, kritisiert, das Land verliere den Spielraum, durch eine flexible Geldpolitik bei Problemen gegenzusteuern – denn die Geldpolitik wird ja einheitlich für alle Eurostaaten von der EZB in Frankfurt gemacht.
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