Wachsende Gefahr durch Industriespionage

10.02.2007
Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft, Berthold Stoppelkamp, hat vor wachsender Industriespionage in der deutschen Wirtschaft gewarnt. Der deutsche Mittelstand sei durch den Zugriff international operierender Dienste besonders gefährdet, sagte Stoppelkamp im Deutschlandradio Kultur.
Deutsche mittelständische Unternehmen brächten Produkte und Konzepte hervor, "die weltweit führend sind". Der deutsche Mittelstand gehöre zu den innovativsten in der Welt und mache ihn somit zum potenziellen Opfer von Industriespionage, sagte Stoppelkamp. Verglichen mit Großkonzernen fehle es kleinen Betrieben an entsprechenden Sicherheitskonzepten, die vor Spionagetechniken verschiedenster Art schützten. "Beim Mittelstand sind dort Defizite festzustellen, sowohl im Hinblick auf generelle Schutzkonzepte als auch im IT-Bereich", bemerkte Stoppelkamp.

Verluste, die durch Industriespionage entstünden, könnten nicht genau beziffert werden. Schätzungen wissenschaftlicher Studien aus dem Jahr 2004 gingen von einem jährlich gefährdeten Potenzial in der deutschen Wirtschaft von über 50 Milliarden Euro aus, so Stoppelkamp weiter. "Produktpiraterie ist immer erst die Folge eines ungewollten Abfließens von Know-how." Planungen und Strategien eines Unternehmens über anstehende Projekte seien gefragtes Gut, das ungewollt ins Ausland gelange, worüber sich andere Staaten beziehungsweise Konkurrenzunternehmen Vorteile verschafften und den Wettbewerb entsprechend beeinflussten, so der Experte. "Das bedeutet, dass vielfach Millioneninvestitionen, beispielsweise zu Forschungszwecken, quasi in den Sand gesetzt werden."

Stoppelkamp begrüßte die Initiative von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich in mehreren Gesprächen mit Staats- und Regierungschefs gegen Produktpiraterie gewandt habe. "Wichtig ist, dass die Politik hier nicht nachlässt."