Wacher Geist im gelähmten Körper

Von Christoph Cöln · 24.11.2009
Er kann wieder kommunizieren! Mit Hilfe einer Tastatur ist der Belgier Rom Houben in der Lage, Kontakt zu seiner Umwelt aufzunehmen. Es ist kaum nachvollziehbar, was das für den 46-jährigen Mann im Rollstuhl bedeutet: Schließlich hat er fast ein Vierteljahrhundert im völligen Dämmerzustand verbracht. Ans Bett gefesselt und gefangen im eigenen Körper. Von den Ärzten als Wachkoma-Patient eingestuft. Dabei war er die ganze Zeit bei Bewusstsein.
Mit 23 fiel Houben nach einem schweren Autounfall ins Koma. Als er Wochen später erwachte, war sein Körper zwar vollständig gelähmt, sein Geist aber aktiv. Allerdings fiel das keinem auf. Den behandelnden Ärzten nicht und auch nicht den Pflegern, die ihn jahrzehntelang betreuten. Er wollte sich bemerkbar machen, er schrie, aber man konnte ihn nicht hören.

Vor dem Unfall war Houben ein lebenslustiger Mann gewesen, der Ingenieurswissenschaften studierte, Kampfsport betrieb und vier Sprachen beherrschte. Nach dem Unfall war seine Welt auf ein Bett im Pflegeheim beschränkt. Erst der belgische Neurologe Steven Laureys entdeckte die fatale Fehldiagnose.

Mit Hilfe eines neuen Testverfahrens konnte er nachweisen, dass Houbens Hirn gar nicht so schwer geschädigt ist wie angenommen. Er war fälschlich als "vegetativ" eingestuft worden. Bei solchen Patienten ist die Hirnrinde meist vollkommen zerstört, nur Teile des Großhirns funktionieren noch. Das bedeutet, die Geistesfunktionen sind aufgehoben, nur die Körperfunktionen bleiben erhalten. Tatsächlich litt Rom Houben aber wohl unter dem "Locked-In-Syndrom", sein Körper war gelähmt aber sein Geist war wach. 23 Jahre lang!