Geburtsort der Basaltforschung

Im 16. Jahrhundert wurde in Stolpen bei Dresden der Name „Basalt“ eingeführt. Von hier aus ging die Bezeichnung für das säulenförmige Gestein um die Welt. Für Geologen ist Stolpen bis heute ein besonderer Ort.
Am Ort der altehrwürdigen Burg Stolpen war vor vielen Millionen Jahren der Teufel los: Es krachte und donnerte. Aktiver Vulkanismus mit Hitze, Lärm, Gestank und Basaltausfluss. Die vulkanische Energie wütete mit unvorstellbarer Feuerkraft. Der Geologe Thomas Scholle muss bei seiner Führung die Fantasie seiner Zuhörer bemühen, denn einen Vulkan sieht man nicht mehr in Stolpen.
„Wir gehen heute davon aus, dass es sich um eine Art Schlackevulkan gehandelt hat. Ein Vulkan, so wie wir ihn auch kennen. Strombolianischer Typ. Dass dort praktisch viele vulkanische Bomben und Ähnliches heraus geworfen wurden. Von dem Vulkan sehen wir aber nichts mehr. Wo wir heute stehen, das ist lediglich der Förderschlot. Ost-West-Ausbreitung 350 Meter. Nord-Süd etwa 150 Meter. Wir sehen heute nur noch den Förderschlot, in dem relativ langsam aus diesem Magma sich diese Säulen haben bilden können.“
Die Natursäulen sind das Wahrzeichen der Basalt-Stadt. In ihr wird alljährlich eine Basaltkönigin gekürt, aber auch Steinflötenmusik erklingt.
Wind und Wetter, Wasser und Verwitterung haben das einstige Vulkangebäude zerstören können, nicht aber die in die Höhe ragenden Basaltsäulen.
Die Vulkane waren vor rund 27 bis 35 Millionen aktiv
„Wir stehen hier am alten oder sogenannten großen Steinbruch am Basaltvorkommen von Stolpen und zwar an der Westseite. Der Steinbruch war ursprünglich wesentlich größer. Aber er ist heute noch sehr eindrucksvoll, weil oberhalb des Steinbruches auch die westlichen Mauern der Burg zu sehen sind. An dieser Stelle hat mit großer Wahrscheinlichkeit Agricola 1546 das Wort ‚Basalt‘ geprägt.“
Stolpen ruht auf Vulkangestein, von dem gute Handstücke in der Geologischen Sammlung im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz aufbewahrt werden. In Görlitz wird seit mehr als einem Jahrzehnt systematisch Basalt gesammelt. Es geht den Erdwissenschaftlern darum, gerade auch die einstigen Feuerberge in Sachsen zu erforschen. Der Geologe Olfaf Tietz ist ein erfahrener Sammler des Gesteins der Vulkane, die vor etwa 27 bis 35 Millionen Jahren aktiv waren.
„Es gibt das Lausitzer Vulkanfeld. Das geht hier über das Dreiländereck. Auch ein bisschen nach Tschechien und nach Polen noch rüber. Das ist Bestandteil der mitteleuropäischen Vulkanprovinz, die letztlich von Spanien, über Frankreich, Deutschland, Polen bis runter nach Ungarn oder auch Italien zieht.“
Zeugen aus Basalt finden sich überall in Stolpen: Kühle Basaltkeller unter dem Rathaus und unter vielen Bürgerhäusern. Selbst Gartenmauern bestehen aus Basalt. Im Museum der Stadt eine Skulptur. Edel glänzt die Statue der Gräfin Cosel. Oben auf der Burg angelangt, greift der Stolpenkenner Thomas Scholle nach einem Wasserglas. An einem einzigartigen Bauwerk demonstriert er, wie hart das Gestein ist.
Eine Flöte aus Basaltstein
„Wir befinden uns jetzt an meinem Liebling an der Burg. Das ist der tiefe Burgbrunnen. Der ist 84,4 Meter tief. Wurde von 1607 bis 1630 gebaut. Also 23 Jahre. Sie können sich das ausrechnen. Das macht einen täglichen Arbeitsfortschritt von 1,5 Zentimeter. Gearbeitet wurde übrigens außer an Feiertagen an allen Tagen. Man kann sich vorstellen, dass das eine extrem mühsame und aufwendige Sache war.“
Das dunkle Ergussgestein ist das häufigste Vulkangestein der Erdkruste. Vielerorts dient das Gestein als Schotter. Eine Anwendung gibt es, die noch viel ausgefallener ist: Der Bildhauer und Aktionskünstler Matthias Jackisch aus Tharandt schuf aus dem Basalt von Stolpen eine schlanke Flöte. Er hatte sich vor Ort in der Vulkanstadt eine geeignete Basaltsäule auswählen dürfen. Im Laufe von nur fünf Wochen war 2011 die erste Stolpenflöte fertig.
„Zu dieser Zeit hatte ich mich gerade mit indischen Bansuris beschäftigt und immer geguckt: Wo kann ich einen Stein dafür herbekommen? Und hatte gedacht: Es wird wohl wieder nur ein Grabstein! Aber dann kam dieser große wunderschöne Stolpener Basalt. Und dann habe ich den bohren lassen, in dem Falle, weil ich den ganz vorsichtig gebohrt haben wollte und habe den so freigelegt, dass man die Säule erhalten hat. Wenn ich einen besonderen Anlass habe, wo sich jemand für den ganzen Stein interessiert, kann man die Flöte aus dem Stein heraus ziehen.“
Erstaunlich, dass aus dem harten Gestein der Erdkruste solche Töne herauskommen. Ein bisschen Urklang der Erde. Den Bildhauer Matthias Jackisch hat es inzwischen mit seiner Basaltflöte aus Stolpen bis nach Bangkok zu Auftritten verschlagen.