Vorwürfe gegen „Buffy“-Erfinder Joss Whedon

Machtmissbrauch am Filmset

07:35 Minuten
Die Schauspielerin Sarah Michelle Gellar, blond in einem schwarzen Top (links im Bild), steht kampfbereit einem Monster gegenüber, dargestellt von einem Mann in einem Ganzkörperanzug mit gefleckter Amphibienhaut.
Mit magischen Kräften gegen dunkle Mächte: Sarah Michelle Gellar als Vampirjägerin "Buffy". © imago / 20th Century Fox / Courtesy: Everett Collection
Chris Köver im Gespräch mit Massimo Maio · 16.02.2021
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Mit der Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" schuf Joss Whedon ein Stück feministischer Popkultur. Jetzt werfen ehemalige Darstellerinnen ihm Machtmissbrauch vor. Für viele Fans ist dieser Fall besonders schmerzlich.
Buffy, die Vampirjägerin – ein High-School-Mädchen, das die Welt vor finsteren Dämonen retten sollte –, war im Fernsehen der 1990er-Jahre eine außergewöhnliche Heldin. Die TV-Serie "Buffy the Vampire Slayer" gilt als ein prominentes Kapitel feministisch geprägter Popkultur.
Doch nun überschatten Vorwürfe gegen ihren Erfinder Joss Whedon den Ruf der Serie. Mehrere Darstellerinnen werfen ihm Machtmissbrauch während der Dreharbeiten vor.

Serien-Aus, weil sie schwanger war

Die Schauspielerin Charisma Carpenter habe via Instagram erklärt, dass Whedon am Set der Spin-off-Serie "Angel" ein "toxisches Arbeitsumfeld" erzeugt habe und mit ihr persönlich angesichts ihrer Schwangerschaft extrem rücksichtslos umgegangen sei, sagt die Journalistin Chris Köver. Carpenter sei von Whedon unter Druck gesetzt und aus der Serie "herausgeschrieben" worden. Bei der nächsten Staffel sei sie dann nicht mehr dabei gewesen.
Unterdessen hätten weitere Darstellerinnen der Serie Carpenters Aussagen öffentlich gestützt, so Köver, darunter auch Sarah Michelle Gellar, die seinerzeit die Titelheldin Buffy spielte.
Obwohl niemand von ihnen Whedon ausdrücklich sexualisierte Übergriffe vorwerfe, sei klar, dass die derzeitigen Anschuldigungen im Kontext der MeToo-Debatte stattfänden, meint Köver: "Auch im Zentrum von MeToo stand ja niemals Sexualität, sondern stand immer der Machtmissbrauch im Zusammenhang mit diesen Dingen, und das ist jetzt auch wieder der Fall."

Tiefer Fall einer feministischen Ikone

Bei Joss Whedon, der als Drehbuchautor und Regisseur auch für zwei Kinofilme der "Avengers"-Reihe verantwortlich zeichnet, sei die Fallhöhe angesichts der aktuellen Vorwürfe besonders dramatisch, sagt Chris Köver. Whedon sei fast als "feministische Ikone" wahrgenommen worden, sich in dieser Weise zu stilisieren, habe im Grunde seinen "Markenkern" ausgemacht.
Die Schauspielerinnen Charisma Carpenter (links) und Sarah Michelle Gellar sitzen an Stühle mit hohen, kunstvoll geschnitzten Lehnen gefesselt vor einem Tisch.
In Bedrängnis: Charisma Carpenter (links) und Sarah Michelle Gellar in der Serie "Buffy".© imago / 20th Century Fox / Courtesy: Everett Collection
Gerade weil er mit der Serie und der Figur "Buffy" etwas vor dem Hintergrund der Entstehungszeit wegweisend Neues geschaffen habe, sei die Kluft zwischen seinem künstlerischen Wirken und dem, was nun über sein persönliches Verhalten berichtet werde, für viele Fans "besonders schmerzlich".

Wegweisendes Fernsehen, aber schlecht gealtert

Als "Buffy" 1997 an den Start ging, habe die Serie im Mainstream-Fernsehen Einzigartiges geleistet, betont Chris Köver, mit einer starken weiblichen Heldin an der Spitze des Ensembles und Plots, die neue Wege gingen: "Zum Beispiel gab es zum ersten Mal eine queere Liebesbeziehung zwischen zwei Protagonistinnen, inklusive Sex-Szene."
Im Rückblick werde jedoch deutlich, dass die Serie, auch abgesehen von den Vorwürfen gegen ihren Erfinder, "nicht besonders gut gealtert" sei. "Es gab zum Beispiel so gut wie keine Charaktere of Color", sagt Köver, "oder wenn welche gecastet wurden, dann waren es eben meistens die Bösen: die Vampire und die Monster. Das wäre aus heutiger Sicht auch nicht mehr zeitgemäß."
(fka)
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