Vorbild für Illustrierte in aller Welt
Zwischen den 30er- und 60er-Jahren galt "Life" als wegweisende Zeitschrift für engagierten Fotojournalismus. In Reportagen mit großformatigen Abbildungen widmeten sich Fotografen dort allen nur denkbaren Themen. Am 23. November 1936 erschien die erste Ausgabe des Magazins.
"Das Leben sehen und die Welt. Augenzeuge sein von den größten Ereignissen in der Welt. Fremde Dinge sehen."
Schrieb der Verleger Henry Luce in der ersten Ausgabe von "Life" über das Programm seiner Zeitschrift. Passend dazu präsentierte die am 23. November 1936 erschienene Nummer Eins eine Fotoreportage über den Bau des damals weltgrößten Staudamms "Fort Peck Lake".
Das erste US-amerikanische Foto-Magazin bot seinen Lesern etwas völlig Neues: Hier erhielt das Bild ebenso viel Raum und Bedeutung wie der Text. Es diente nicht mehr der Illustration, sondern erzählte selbst Geschichten. Auf seitenlangen Fotostrecken, so der Fotohistoriker Ulrich Rüter, informierten Bilder über alle denkbaren Themen, klärten auf, bezogen Stellung.
"Das Spektrum ist - wie heute in den Magazinen - ein sehr weites: Es sind politische Themen, es sind gesellschaftliche Themen, es sind aber auch Kunst- und Kulturthemen."
1938: Eine Fotoserie über die Geburt eines Kindes.
1941: Bilder von gefallenen GIs.
1945: Eine Reportage aus dem Konzentrationslager Buchenwald.
1948: Eine Fotoreportage über Marshall Tito.
1969: Bilder vom Massaker US-amerikanischer Soldaten im vietnamesischen My Lai.
Ernest Hemingway schrieb für "Life". Präsident Harry Truman veröffentlichte dort seine Memoiren. Und Woche für Woche schufen international bekannte Fotojournalisten Reportagen über außerordentliche Geschehnisse und berühmte Persönlichkeiten.
"Wenn man durch die Fotografennamen geht, durch die Listen, dann entdeckt man natürlich große Namen, die bis heute noch eine Rolle spielen: Alfred Eisenstaedt zum Beispiel. Robert Capa nicht zu vergessen. Margret Bourke-White. Inge Morath ..."
Schnell wurde das Magazin Vorbild für Illustrierte in aller Welt. Auch die "Life"-Macher selbst besaßen ein Vorbild: Sie griffen das Konzept der im Ullstein-Verlag erschienenen und in den 20er-Jahren besonders erfolgreichen "Berliner Illustrierten Zeitung" auf.
"Weil eben viele jüdische Emigranten sich in New York wiedertrafen, ehemalige Bildagenturleiter oder Ullstein-Mitarbeiter: Kurt Safranzki, oder eben auch Kurt Korff wären zu nennen, die eben als Gründerväter für "Life" dann auch ganz entscheidend waren, und die Know-how aus Europa nach Amerika importierten und dort eben ganz andere Auflagenzahlen erreichen konnten."
Zu ihren besten Zeiten betrug die Auflage über acht Millionen Exemplare pro Ausgabe. Die Werbeeinnahmen waren gigantisch, was dazu führte, dass die Herausgeber auch teuerste Unternehmungen finanzierten. Noch 1970, die Auflagenhöhe sank bereits, schrieb der "Spiegel":
"Für einen Bericht über den Regenwald in Niederländisch-Guayana reiste ein ‘Life’-Team mit zehn Tonnen Ausrüstung (an), baute eine Hütte in den Baumwipfeln und schoss 4000 Fotos - das Blatt druckte 29".
Doch am 9. Dezember 1972 meldete die "Herald Tribune":
"Life Magazine, der Pionier des US-amerikanischen Fotojournalismus, wird sein Erscheinen Ende des Jahres einstellen."
"Aus heutiger Sicht wundert man sich ja, wenn man die Auflagenzahl liest: Dass ‘Life’ mit über vier Millionen Auflage eingestellt werden musste. Das sind Zahlen, von denen heute Magazine träumen. Auch in Amerika. ... Aber das Fernsehen war einfach die Konkurrenz geworden. Das Fernsehen hat einfach die News, die Aktualitätsberichterstattung übernommen."
Die "goldenen Jahre" des Fotojournalismus waren damit vorbei. "Life" starb einen langsamen Tod: Nach einer "Wiedergeburt" als Glamour-Monatszeitschrift wurde das Magazin im Jahr 2000 endgültig begraben.
Heute findet anspruchsvoller Fotojournalismus fast nur noch in Spezial-Magazinen statt, in Museen und Fotobüchern. Doch auch früher war nicht alles Bestens, betont Ulrich Rüter.
"Das vergisst man gerne, wenn man heute zurückschaut und sich die Magazine aufgrund der fotografischen Bildleistung anschaut: Jedes Bild steht in einem Widerspruch. Die Aussage des Fotografen - und die Verwendung in einem Zeitschriftenkontext: Es gab natürlich die Anzeigen, die in Konkurrenz traten, der redaktionelle Teil, das Design. All das hat immer die vielleicht ursprünglich intendierte Aussage des Fotografen infrage gestellt. Ein Grund dann, warum Magnum sich gründete: um mehr Verantwortung übernehmen zu können."
Schrieb der Verleger Henry Luce in der ersten Ausgabe von "Life" über das Programm seiner Zeitschrift. Passend dazu präsentierte die am 23. November 1936 erschienene Nummer Eins eine Fotoreportage über den Bau des damals weltgrößten Staudamms "Fort Peck Lake".
Das erste US-amerikanische Foto-Magazin bot seinen Lesern etwas völlig Neues: Hier erhielt das Bild ebenso viel Raum und Bedeutung wie der Text. Es diente nicht mehr der Illustration, sondern erzählte selbst Geschichten. Auf seitenlangen Fotostrecken, so der Fotohistoriker Ulrich Rüter, informierten Bilder über alle denkbaren Themen, klärten auf, bezogen Stellung.
"Das Spektrum ist - wie heute in den Magazinen - ein sehr weites: Es sind politische Themen, es sind gesellschaftliche Themen, es sind aber auch Kunst- und Kulturthemen."
1938: Eine Fotoserie über die Geburt eines Kindes.
1941: Bilder von gefallenen GIs.
1945: Eine Reportage aus dem Konzentrationslager Buchenwald.
1948: Eine Fotoreportage über Marshall Tito.
1969: Bilder vom Massaker US-amerikanischer Soldaten im vietnamesischen My Lai.
Ernest Hemingway schrieb für "Life". Präsident Harry Truman veröffentlichte dort seine Memoiren. Und Woche für Woche schufen international bekannte Fotojournalisten Reportagen über außerordentliche Geschehnisse und berühmte Persönlichkeiten.
"Wenn man durch die Fotografennamen geht, durch die Listen, dann entdeckt man natürlich große Namen, die bis heute noch eine Rolle spielen: Alfred Eisenstaedt zum Beispiel. Robert Capa nicht zu vergessen. Margret Bourke-White. Inge Morath ..."
Schnell wurde das Magazin Vorbild für Illustrierte in aller Welt. Auch die "Life"-Macher selbst besaßen ein Vorbild: Sie griffen das Konzept der im Ullstein-Verlag erschienenen und in den 20er-Jahren besonders erfolgreichen "Berliner Illustrierten Zeitung" auf.
"Weil eben viele jüdische Emigranten sich in New York wiedertrafen, ehemalige Bildagenturleiter oder Ullstein-Mitarbeiter: Kurt Safranzki, oder eben auch Kurt Korff wären zu nennen, die eben als Gründerväter für "Life" dann auch ganz entscheidend waren, und die Know-how aus Europa nach Amerika importierten und dort eben ganz andere Auflagenzahlen erreichen konnten."
Zu ihren besten Zeiten betrug die Auflage über acht Millionen Exemplare pro Ausgabe. Die Werbeeinnahmen waren gigantisch, was dazu führte, dass die Herausgeber auch teuerste Unternehmungen finanzierten. Noch 1970, die Auflagenhöhe sank bereits, schrieb der "Spiegel":
"Für einen Bericht über den Regenwald in Niederländisch-Guayana reiste ein ‘Life’-Team mit zehn Tonnen Ausrüstung (an), baute eine Hütte in den Baumwipfeln und schoss 4000 Fotos - das Blatt druckte 29".
Doch am 9. Dezember 1972 meldete die "Herald Tribune":
"Life Magazine, der Pionier des US-amerikanischen Fotojournalismus, wird sein Erscheinen Ende des Jahres einstellen."
"Aus heutiger Sicht wundert man sich ja, wenn man die Auflagenzahl liest: Dass ‘Life’ mit über vier Millionen Auflage eingestellt werden musste. Das sind Zahlen, von denen heute Magazine träumen. Auch in Amerika. ... Aber das Fernsehen war einfach die Konkurrenz geworden. Das Fernsehen hat einfach die News, die Aktualitätsberichterstattung übernommen."
Die "goldenen Jahre" des Fotojournalismus waren damit vorbei. "Life" starb einen langsamen Tod: Nach einer "Wiedergeburt" als Glamour-Monatszeitschrift wurde das Magazin im Jahr 2000 endgültig begraben.
Heute findet anspruchsvoller Fotojournalismus fast nur noch in Spezial-Magazinen statt, in Museen und Fotobüchern. Doch auch früher war nicht alles Bestens, betont Ulrich Rüter.
"Das vergisst man gerne, wenn man heute zurückschaut und sich die Magazine aufgrund der fotografischen Bildleistung anschaut: Jedes Bild steht in einem Widerspruch. Die Aussage des Fotografen - und die Verwendung in einem Zeitschriftenkontext: Es gab natürlich die Anzeigen, die in Konkurrenz traten, der redaktionelle Teil, das Design. All das hat immer die vielleicht ursprünglich intendierte Aussage des Fotografen infrage gestellt. Ein Grund dann, warum Magnum sich gründete: um mehr Verantwortung übernehmen zu können."