Vorbereitung auf die nächste Rolle
"Lampenfieber und Größenwahn" ist eine Art Handwerksfibel für junge Darsteller. Dabei verbindet der Schauspieler Armin Rohde seine Erfahrungen und Ratschläge mit biografischen Lebensstationen.
Armin Rhode - jeder Zuschauer verbindet mit dem Namen sofort den Kerl aus dem Ruhrpott, den Typen, der rau, aber herzlich ist. Und aus dem Pott kommt er auch - aus einer Arbeiterfamilie. Damit war er eine Art Exot am Gymnasium: der eigentlich Stille, der die Sprache liebt, gerne Aufsätze schreibt, sich aber ständig als Faxenmacher produziert.
Der katholische Junge, der natürlich auch Ministrant wird, von Amerika träumt und sein ganz persönliches "Marienwunder" erlebt: es heißt Pina Bausch mit ihrer Tanztruppe. Sie hat ihn verzaubert – nun will auch er verzaubern.
Er geht einige Umwege, behält sein Ziel aber immer im Blick: Ich will Schauspieler werden. Bewerbungen in Bochum, Stuttgart und schließlich in Essen an der Folkwangschule. Da klappt es. Rhode - jede Zeile von ihm, nicht vom Ghostwriter - kann schreiben, hat Lust daran, und das überträgt sich sofort auf den Leser.
Gleich nach dem Studium kommt er früh in das Ensemble des Bochumer Schauspielhauses, spielt dort an die 40 Rollen, unter anderem einen großartigen Ödipus. Er feilt sein Handwerk mit Hingabe aus.
Diese Arbeitsethik hat er von seinem Vater übernommen, der immer zu ihm gesagt hat: Wenn ich ein Zimmer renoviert habe, muss es schön sein, aber kein soll sofort sehen, wie ich das gemacht habe. So baut der junge Rhode seine Charaktere auf.
Er nutzt alle Finessen des Handwerks, aber keiner soll rausbekommen wie er das macht. Wenn seine Eltern bei seinen Rollen kommentiert haben: wir haben vergessen, dass du unser Sohn bist – dann war es richtig, dann "stand" die Rolle. In kleinen, anekdotischen Capriccios beschreibt er dann den Weg zu einem Charakter: wie wichtig ist ein Kostüm, was sagt es über die Person aus, was verschweigt es?
Wie viele Arten einen Betrunkenen zu spielen gibt es oder einen tief erschütterten Menschen? Oder wie wichtig sind die Kollegen des technischen Bereichs? Ohne sie geht gar nichts. Da spürt man einen großen Respekt vor der Arbeit derjenigen, die den öffentlichen Ruhm nie einheimsen.
Rhode beschreibt in dem Buch wie sich Theaterspiel vom Film unterscheidet und kann bis heute nicht verstehen, dass das eine – das Theater – vielen immer noch als der noble Teil der Schauspielkunst gilt und der Film dagegen als die halbseidene Schwester. Er macht beides gerne und er beherrscht beides.
Darum sollte dieses Buch auch gar keine Autobiografie werden, sondern eine Art Handwerksfibel für junge Schauspieler – kurz und übersichtlich. Doch beim Schreiben gingen Armin Rhode – glücklicherweise – die Pferde durch und er hat seine Erfahrungen und Ratschläge mit den erzählten biografischen Lebensstationen verbunden. Ich habe lange nicht so viel über das Handwerk des Schauspielers gelernt, wie durch dieses Buch. Lernen mit Vergnügen, wer mag das nicht? Das Buch ist ein Garant dafür.
Besprochen von Astrid Kuhlmey
Armin Rhode: Lampenfieber und Größenwahn
rororo 2009,
256 Seiten, 12 Euro
Der katholische Junge, der natürlich auch Ministrant wird, von Amerika träumt und sein ganz persönliches "Marienwunder" erlebt: es heißt Pina Bausch mit ihrer Tanztruppe. Sie hat ihn verzaubert – nun will auch er verzaubern.
Er geht einige Umwege, behält sein Ziel aber immer im Blick: Ich will Schauspieler werden. Bewerbungen in Bochum, Stuttgart und schließlich in Essen an der Folkwangschule. Da klappt es. Rhode - jede Zeile von ihm, nicht vom Ghostwriter - kann schreiben, hat Lust daran, und das überträgt sich sofort auf den Leser.
Gleich nach dem Studium kommt er früh in das Ensemble des Bochumer Schauspielhauses, spielt dort an die 40 Rollen, unter anderem einen großartigen Ödipus. Er feilt sein Handwerk mit Hingabe aus.
Diese Arbeitsethik hat er von seinem Vater übernommen, der immer zu ihm gesagt hat: Wenn ich ein Zimmer renoviert habe, muss es schön sein, aber kein soll sofort sehen, wie ich das gemacht habe. So baut der junge Rhode seine Charaktere auf.
Er nutzt alle Finessen des Handwerks, aber keiner soll rausbekommen wie er das macht. Wenn seine Eltern bei seinen Rollen kommentiert haben: wir haben vergessen, dass du unser Sohn bist – dann war es richtig, dann "stand" die Rolle. In kleinen, anekdotischen Capriccios beschreibt er dann den Weg zu einem Charakter: wie wichtig ist ein Kostüm, was sagt es über die Person aus, was verschweigt es?
Wie viele Arten einen Betrunkenen zu spielen gibt es oder einen tief erschütterten Menschen? Oder wie wichtig sind die Kollegen des technischen Bereichs? Ohne sie geht gar nichts. Da spürt man einen großen Respekt vor der Arbeit derjenigen, die den öffentlichen Ruhm nie einheimsen.
Rhode beschreibt in dem Buch wie sich Theaterspiel vom Film unterscheidet und kann bis heute nicht verstehen, dass das eine – das Theater – vielen immer noch als der noble Teil der Schauspielkunst gilt und der Film dagegen als die halbseidene Schwester. Er macht beides gerne und er beherrscht beides.
Darum sollte dieses Buch auch gar keine Autobiografie werden, sondern eine Art Handwerksfibel für junge Schauspieler – kurz und übersichtlich. Doch beim Schreiben gingen Armin Rhode – glücklicherweise – die Pferde durch und er hat seine Erfahrungen und Ratschläge mit den erzählten biografischen Lebensstationen verbunden. Ich habe lange nicht so viel über das Handwerk des Schauspielers gelernt, wie durch dieses Buch. Lernen mit Vergnügen, wer mag das nicht? Das Buch ist ein Garant dafür.
Besprochen von Astrid Kuhlmey
Armin Rhode: Lampenfieber und Größenwahn
rororo 2009,
256 Seiten, 12 Euro