Vor Merkels Besuch bei Trump

"Sie muss signalisieren: Bleib mir von der Wäsche!"

US-Präsident Trump wendet sich beim G20-Gipfel Kanzlerin Merkel zu und spricht mit ihr
Komm mal mit, Kleiner, ich zeig dir das Weiße Haus - im Umgang mit Donald Trump kommt es nicht nur auf die richtigen Worte an. © AP Photo/Evan Vucci
Richard Schütze im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 27.04.2018
Wie hält man sich Donald Trump vom Leib? Diese Frage wird sich heute wohl auch die Kanzlerin stellen. Denn wie der US-Präsident mittels Körpersprache seine Gäste düpiert, hat gerade erst Emmanuel Macron erfahren. Aber sie könne davon lernen, meint der Kommunikationsberater Richard Schütze.
Es ist nicht leicht, im direkten Umgang mit Donald Trump eine gute Figur zu machen. Denn nicht nur verbal, sondern auch in Mimik und Gestik bricht der US-Präsident alle üblichen Regeln des Umgangs.
"Das ist sozusagen eine körpersprachliche Granate", sagt der Politik- und Kommunikationsberater Richard Schütze. Die zuletzt den französische Präsident beim Staatsbesuch in den USA traf: Vor laufender Kamera fischte Trump Macron echte oder vermeintliche Schuppen vom Jackett. Und wie einen Schuljungen führte er den französischen Staatschef an der Hand über die Verandes des Weißen Haus.
United States President Donald J. Trump leads President Emmanuel Macron of France to the Oval Office during a state visit to The White House in Washington, DC, April 24, 2018. Credit: Chris Kleponis / Pool via CNP Foto: Chris Kleponis/Pool/Consolidated/dpa | Verwendung weltweit
Komm mal mit, Kleiner, ich zeige dir das Weiße Haus - US-Präsident Donald Trump mit Emmanuel Macron auf der Veranda der Weißen Hauses.© Consolidated
Die deutsche Bundeskanzlerin sollte also vor ihrem USA-Besuch am heutigen Freitag gewarnt sein, zumal sie bereits beim ersten Treffen mit Trump im Weißen Haus im vergangenen Jahr peinliche Szenen überstehen musste.
Aber sie kann von Macron lernen, meint Richard Schütze. Trump gehe es um Dominanz. Wenn er eine Szene betrete, wolle er sofort klarmachen, dass er der "Bestimmer" sei. "Das heißt, er arbeitet mit ausladenden Gesten, auch mit schroffer Ab- oder Zuwendung, mit Umarmung, An-sich-heranziehen."

Mimik und Blick sind Merkels stärkste Waffe

Merkel solle insofern darauf achten, Trump auf Abstand zu halten. "Das bedeutet, mit ausgestreckten Armen arbeiten, die aber eng genug führen, dass das nicht eine zu tiefe Umarmung ausarten kann, wo er sie dann wie sein Mädchen sozusagen gorillahaft einpackt. Und sie muss ihre stärkste Waffe einsetzen: Mimik und Blicke."
So solle sie Trump zwar mit einem Lächeln umgarnen, "aber gleichzeitig signalisieren: Bleib mir von der Wäsche!"
Dass männliche Politiker versuchen, Dominanz durch körperliche Übergriffe herzustellen, hat Merkel im Umgang mit George W. Bush schon erlebt, als dieser der Kanzlerin beim G8-Gipfel in St. Petersburg 2006 aus heiterem Himmel eine Art kurze Nackenmassage verpasste. "Da war sie buchstäblich überrumpelt, geradezu übertölpelt und entsetzt, was da plötzlich in ihrem Genick abging – für die Kameras sichtbar. Das heißt, solche Szenen muss sie vermeiden", sagt Schütze.
(uko)
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