Vor 525 Jahren: Aufbruch nach Amerika

Erste Entdeckungsreise von Christoph Kolumbus

Wandbild mit der Darstellung von Christoph Columbus an der Westseite des Parque Peralta in der Provinzhauptstadt Holguin auf Kuba. Das Wandbild zeigt die Entwicklung von Kuba, den Zeiten der Ureinwohner bis zum Ende der Sklaverei.
Wandbild mit der Darstellung von Christoph Kolumbus auf Kuba. © imago / epd-bild / Klaus Honigschnabel
Von Irene Meichsner · 03.08.2017
Mit äußerster Hartnäckigkeit verfolgte Christoph Kolumbus seinen Plan, einen Seeweg nach Asien zu finden. Bis zu seinem Lebensende glaubte er, in Ostasien gelandet zu sein. Heute vor 525 Jahren brach er zu seiner folgenreichen Entdeckungsfahrt auf.
"Was mir am meisten imponiert hat - als er endlich in Santa Fé vor seine Könige trat, die also nach der Eroberung von Granada nun Zeit, wenn auch kein Geld hatten, aber eine neue Herausforderung brauchten - da stellte er ungeheuerliche Forderungen! Sodass der gesamte Hof sagte: Nein! Selbst die Königin, die ihn ja nun sehr mochte, sagte: So geht es nicht. Und Kolumbus, nun gebeten, seine Forderungen herabzuschrauben, drehte sich um, verließ den Palast, bestieg seinen Maulesel - und ritt davon."
Christoph Kolumbus hat hoch gepokert, als er im April 1492 Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien gegenüberstand. Kurz nach diesem spektakulären Auftritt, den sein Biograf Siegfried Fischer-Fabian so plastisch schilderte, sah der Sohn eines Wollwebers aus Genua jede seiner Forderungen erfüllt.
Kolumbus würde im Auftrag der spanischen Krone westwärts segeln, um einen Seeweg nach Asien zu suchen. Dafür sollte er nicht nur Admiral, Vizekönig und Generalgouverneur aller von ihm entdeckten Länder werden, sondern auch zehn Prozent des Reingewinns beim Handel mit Gold, Silber, Edelsteinen, Gewürzen und allen anderen Kostbarkeiten erhalten, von denen er behauptet hatte, dass sie im sagenhaften Zipangu und Kathai, dem heutigen Japan und China, im Überfluss zu finden sein würden.
"Als Seemann war er ein Mann des Instinktes. Mit einer unglaublichen Nase für die Dinge, für die Richtung, für den Kurs, für den sechsten Sinn, der auf See ja so unheimlich wichtig sein kann. Kein großer Nautiker, aber ein genialer Mann des Instinktes."

Spanien kapitulierte vor seiner Hartnäckigkeit

Im Alter von 14 Jahren war Kolumbus nach eigenen Angaben zum ersten Mal zur See gefahren. Er berauschte sich an den Reiseberichten von Marco Polo. Seine Berechnungen stützte er auf eine Karte des Florentiner Mathematikers, Astronomen und Kartografen Paolo dal Pozzo Toscanelli, der sich intensiv mit der Möglichkeit eines westlichen Seewegs von Europa nach Asien auseinandergesetzt hatte und dabei zu dem irrigen Schluss gekommen war, dass diese Strecke kürzer sei als die von den Portugiesen favorisierte Ost-Route um Afrika herum.
Fast eineinhalb Jahrzehnte kämpfte Kolumbus um Unterstützung für seine Pläne, erst in Portugal und dann in Spanien, wo man vor seiner Hartnäckigkeit schließlich kapitulierte.
Am 3. August 1492 stach Kolumbus endlich vom andalusischen Palos de la Frontera aus in See.
"Es ist außerordentlich schwierig, die Empfindungen jener Männer zu rekonstruieren, die da auf unzulänglichen, schlecht ausgerüsteten alten Fahrzeugen in die grenzenlose Wasserwüste hinaus segelten. Draußen auf dem Ozean war man von einem bestimmten Längengrad ab der allererste Mensch, und was immer man erblickte und erlebte, stand auf der schauerlichen Grenzscheide zwischen Leben und Tod", schrieb Jakob Wassermann in seiner Kolumbus-Biografie.
Das eher behäbige Flaggschiff "Santa Maria" und die beiden kleineren Karavellen "Niña" und "Pinta" gerieten in schwere Stürme. Die Matrosen drohten zu meutern. Doch dann kam endlich Land in Sicht.

Vor den Grausamkeiten verschloss er seine Augen weitgehend

"Dreiunddreißig Tage nachdem ich (...) ausgelaufen war, erreichte ich das Indische Meer und fand dort mehrere Inseln, auf denen unzählige Menschen lebten. Von allen diesen Inseln habe ich im Namen unseres durchlauchtigsten Königs nach feierlicher Verlautbarung und dem Hissen der Fahne Besitz ergriffen, ohne dass mir irgendjemand widersprochen hätte."
Kolumbus schlüpfte damit sofort in die Rolle des Eroberers.
"Die von meinem Unternehmen hörten, nannten es ungereimt und verhöhnten mich und lachten. Wer aber möchte zweifeln, dass es nicht Erleuchtung vom Heiligen Geist gewesen ist?", schrieb er gegen Ende seines Lebens, als er immer noch glaubte, in Ostasien gelandet zu sein. Dass er stattdessen Amerika entdeckt hatte, einen den Europäern bislang unbekannten Kontinent, wollte er partout nicht wahrhaben.
Auch vor den Grausamkeiten, die mit der Eroberung Südamerikas einhergingen, hat der "Don Quichote des Ozeans", wie ihn Jakob Wassermann nannte, seine Augen weitgehend verschlossen.
"Es ist ja zu einem ungeheuerlichen Völkermord gekommen, es ist eine Kultur vernichtet worden. Das ist etwas, wofür ich mich eigentlich als Europäer noch heute schämen kann."
Dennoch bleibt die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus eine epochale Tat.
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