Von Zeichentrickfilm bis Hollywoodkino

Von Bernd Sobolla |
Wie jedes Jahr laufen in den Kinos neue Filme, die von Weihnachtsmännern und Elfen handeln, von kleinen Kindern und großen Wünschen. Dabei bieten Filme wie "Morgen, Findus, wird’s was geben" oder "Es begab sich aber zu der Zeit …" eine bemerkenswerte Genrevielfalt.
Ausschnitt aus "Oje, du Fröhliche":
" Es ist jetzt wirklich mehr als oberdringend, Sir. Du darfst diesen Raum nicht ohne Begleitung verlassen. Warte doch, bis das Klo repariert ist. "

In dem Film "Oje, du Fröhliche" ist es Heiligabend am Flughafen, und alle Reisenden möchten so schnell wie möglich nach Hause. Doch wegen eines Schneesturms wird der Flugbetrieb eingestellt. Die Passagiere landen in einer Warteschleife. Unter ihnen auch viele Kinder, die seltsamerweise alle ohne ihre Eltern unterwegs sind. Doch die verfallen keineswegs in Trübsal. Und als sie in einen separaten Aufenthaltsraum gebracht werden bzw. in ein benachbartes Hotel, mischen sie den Flughafen und die Verantwortlichen so richtig auf.

Popcorn-Kino, das kein Klischee auslässt, wenn es um widerspenstige Kinder geht, die dann natürlich zu einer verschworenen Truppe mutieren: "Oje, du Fröhliche". Da kann der Weihnachtsmann alias Tim Allen schon etwas mehr überzeugen: In "Santa Clause 3" macht er am Nordpol seinen Job mit viel Hingabe: Zur Erinnerung: In "Santa Clause 1" brachte der Durchschnittsamerikaner Scott Calvin versehentlich den Weihnachtsmann um, weshalb er postwendend dessen Job übernehmen musste. In "Santa Clause 2" wurde der Weihnachtsmann laut Arbeitsvertrag verdonnert, eine Frau zu finden. Und nun wird er sogar Vater. Und als wenn das noch nicht genug wäre, macht ihm sogar noch jemand seinen Job streitig.

Ausschnitt aus "Santa Clause 3":
" Auf unserer Tagesordnung steht als einziger Punkt: Die notwendige Disziplinierungsmaßnahme gegen das Ratsmitglied Väterchen Frost.

Jake Frost, bitte ab sofort. Klingt viel cooler. Findet ihr doch auch. Ihr wollt mir heute sicher endlich meinen eigenen Feiertag zuteilen. (…) Ich bin für alles offen: Frostdankfest, Tag der frostigen Einheit, Rosenfrosttag (…) Ich meine, es gibt unendlich viele Möglichkeiten.

Also dir wird in mindestens 270 Fällen vorgeworfen versucht zu haben, Santa Clause auszustechen. "

Väterchen Frost, schön diabolisch von Martin Short gespielt, gibt zwar vor, sich zu bessern und Santa Clause zu unterstützen. Aber nur, weil er so direkt ins Zentrum des Geschehens eindringen kann. Dort klaut er die Schneekugel vom Weihnachtsmann, steigt selbst in den Chefsessel und macht aus dem Nordpol einen Vergnügungspark. Während der Hauptplot durchaus witzige Momente hat, wird der Film überhäuft von viel zu vielen Nebengeschichten: Die Schwiegereltern werden eingeladen, der Nordpol muss aussehen wie Kanada, Mrs. Santa steht vor dem Nervenzusammenbruch, Wunschzettel verschwinden, die Geschenkproduktion bricht zusammen und eine Fahrt in die Vergangenheit steht an. Kein Mensch blickt da noch durch. Auch nicht mehr Regisseur Michael Lembeck. Oder anders ausgedrückt: Bei so vielen Geschenken sieht man den Weihnachtsbaum nicht mehr.

Da geht es beim Zeichentrickfilm "Morgen, Findus, wird’s was geben" viel besinnlicher zu. Der Film handelt von den berühmten TV-Helden: dem melancholischen Einsiedler Pettersson und seinem trickreichen Kater Findus.

Ausschnitt aus "Morgen, Findus…":
" Peterson!
Ah… was ist denn?
Ich bin den Spuren vom Weihnachtsmann nachgegangen und einen Hügel runter gefallen und habe meinen Ski verloren und habe einen Briefträger getroffen, der konnte zaubern. (…) Und dann hat Gustavson gesagt, den Weihnachtsmann gibt es gar nicht.
Was willst du mir eigentlich sagen?
Peterson, der Weihnachtsmann, den gibt es doch wirklich, oder? Und Heilig Abend kommt der doch, oder? Weil wir ihn darum gebeten haben. "

Pettersson verspricht Findus, dass der Weihnachtsmann am Heiligabend Geschenke bringen wird. Und um sein Versprechen zu halten, er selbst glaubt ja nicht mehr an den Weihnachtsmann, baut Pettersson eine Weihnachtsmannmaschine. Doch während Pettersson an seiner Erfindung werkelt, verschwinden plötzlich allerlei Dinge, ein mysteriöser Postmann bringt ein Paket, das niemand erwartet, ein Wunschkatalog taucht auf und am Heilig Abend schließlich, als Pettersson die Weihnachtsmannmaschine anschaltet, passiert etwas ganz Unerwartetes.

Weihnachtlich im ganz ursprünglichen Sinn wird es in "Es begab sich aber zu der Zeit". Die amerikanische Regisseurin Catherine Hardwicke erzählt darin die Bibelgeschichte von der Geburt Jesu, die mit der Verlobung von Maria und Josef beginnt.

Ausschnitt aus: "Es begab sich aber zu der Zeit …":
" Das Gesetz schreibt vor, dass du noch ein Jahr bei uns bleibst. Dann folgst du ihm in sein Haus. Er ist jetzt dein Mann, in jeder Weise. Außer in jener, die zur Familie führt. Damit müsst ihr noch warten.

Ich baue ein Haus groß genug für eine Familie. "

"Es begab sich aber zu der Zeit" berücksichtigt alle bekannten Bibelzitate. Ein historisches Werk, wenn man großzügig ist, opulentes Hollywoodkino sicher auch, aber vor allem ein Film mit ungewöhnlichem Ansatz. Denn im Zentrum der Geschichte steht die Liebesbeziehung von Maria und Joseph, die durch Marias Schwangerschaft stark belastet wird.

Ausschnitt aus: "Es begab sich aber zu der Zeit …":
" Josef!
Ich habe immer versucht, ein ehrbares Leben zu leben. Ein ehrbares Leben. Wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Gebe ich das Kind als meines aus, würde ich lügen. Und damit gegen Gottes Gesetz verstoßen. So etwas würde ich nie von dir verlangen. Und wenn ich sage: Das ist nicht mein Kind, fragen sie, was ich tun werde. Und wenn ich dich anklage…"

Dadurch dass der Film aus der Perspektive von Maria und Josef geschildert wird, vermag das Werk die tausendmal gehörte Geschichte zu neuem Leben zu erwecken. Besonders überzeugend ist die Reise nach Bethlehem gelungen: fast ohne Worte, aber in schönen Bildern bewegen sich Maria und Josef währenddessen aufeinander zu. Leider gleichen am Ende einige Bilder fast Klischeepostkarten. Und die Musik wird oft in Szenen eingesetzt, die eigentlich für sich sprechen. Dennoch ist Catherine Hardwicke ein durchaus interessanter Film gelungen.

" Es gibt einen Moment im Film, wo die Heiligen Drei Könige kommen. Sie sind prächtig gekleidet, schauen und sind erstaunt über das simple Umfeld: Der größte aller Könige in einfachster Umgebung. Das hat Menschen auf der ganzen Welt ergriffen und ihnen Glauben und Mut in schweren Zeiten gegeben. "