Von Ulrike Timm
In der Kulturpresseschau geht es unter anderem um Konzerte der Berliner Philharmoniker im Internet und um den 80. Geburtstag des Kritikers Joachim Kaiser.
Für die Berliner Philharmoniker brechen harte Zeiten an, künftig müssen sie nicht nur gut spielen, sondern dabei auch noch gut aussehen. "Wir müssen uns alle sehr gründlich rasieren und unsere roten Nasen pudern", so zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den vergnügten Chefdirigenten Simon Rattle. Künftig nämlich werden die Konzerte der Berliner Philharmoniker im Internet allen zugänglich sein, die dafür den Gegenwert einer Kinokarte zahlen. "Überall und jederzeit" heisst das Motto, die Klangqualität kann es angeblich mit jeder DVD und CD aufnehmen. ""Angst, dass die Saalkameras bald nur noch halbvolle Sitzreihen filmen, weil die Fans ihren Rattle lieber daheim auf dem Sofa erleben, hat der Visionär nicht. Nur rasieren muss er sich noch."
"Ob Musik, Politik oder Sport - es geht um die Haltung"." Wir sind nicht mehr bei den Philharmonikern, obwohl der Satz auch da passen würde, sondern in der WELT, und lesen in einer der vielen großangelegten Hymnen auf den Großkritiker Joachim Kaiser, der seinen 80. Geburtstag feiert. ""Er hat einfach ein Ich geschaffen, auf das es ankommt"," meint Mathias Döpfner mit Blick auf Kaisers Angewohnheit, "ich" zu schreiben, wenn er "ich" meint, und nicht bloß "man". Was zweifellos eine der sympathischen Eigenschaften des Doyens der Musik-, Literatur- und Theaterkritik ist. Ebenso sympathisch aber ist, dass Döpfner in der WELT seinem Respekt zwar Raum gibt, als einziger der Feuilleton-Elogen-Verfasser am Selbstbild Kaisers als "letzter Mohikaner" seines Schlages auch mal rüttelt. ""Aussterben werden Kritik und Journalismus nicht, solange es Menschen gibt, die denken und schreiben können. Denn richtige Mohikaner gibt es zu allen Zeiten zwar nur wenige. Aber es gibt sie immer wieder."
Ganz herzlichen Dank für diesen Satz in der WELT. Denn es macht einen großen Menschen und großartigen Kritiker wie Joachim Kaiser nicht kleiner, wenn man auch Großartiges ein wenig auf Maß eindampft und nicht spricht, als rede dort der liebe Gott. Ein bisschen beschleichen einen solche Gedanken, sieht man den Kritiker vierfach sich spiegelnd auf einem entsprechenden Foto in der SÜDDEUTSCHEN, die ihren Hausdoyen auch schon mit entsprechendem Indianerkopfschmuck als Mohikaner fürs Magazin abgelichtet hatte.
Vom "universalistischen Häuptling deutscher Feuilleton-Tonkunst" schreibt Gerhard Stadelmaier wortreich in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "Das alles kann Kritik!" so titelt Arno Widmann seinen Geburtstagsgruß in der FRANKFURTER RUNDSCHAU mit Ausrufezeichen. Und auch, wenn sich die Pressebeschauerin, pardon, schon fragt, welchem Künstler (!) zum 80. Geburtstag denn eineinhalb Zeitungsseiten mit Vierfachfoto gewidmet würden – schließlich macht die schaffende Kunst die Kunstkritik doch erst möglich – auch dann gelingt dem Schriftsteller Martin Walser in der SÜDDEUTSCHEN der schönste Satz: "Joachim Kaiser hat so über Musik geschrieben, dass der Satz, über Musik schreiben sei wie reden über gemaltes Essen (immerhin von Hans Pfitzner) nicht mehr gilt."
Genauso, wie Joachim Kaiser sich die Berliner Philharmoniker vermutlich niemals mittels Laptop zu Hause aufs Sofa laden wird, wird er vermutlich niemals den Klamauk von Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst bei Sat.1 sehen. Aber auch deren Film "Zwei Weihnachtsmänner" widmen gleich mehrere Blätter ausgiebige Beachtung samt Fotos von Kindskopf und Stinkstiefel, den Parts, die beide geben. Und was lernen wir über die Dreharbeiten der beiden Komiker in Lappland, bei denen sie sich für den Ernst der Sache fast den Hintern abfroren?
Der SÜDDEUTSCHEN wird’s erzählt: ""Einfrieren ist nicht schlimm, nur Auftauen". Das gilt, vermutlich, für große, für kleine, und für keine Kunst….
"Ob Musik, Politik oder Sport - es geht um die Haltung"." Wir sind nicht mehr bei den Philharmonikern, obwohl der Satz auch da passen würde, sondern in der WELT, und lesen in einer der vielen großangelegten Hymnen auf den Großkritiker Joachim Kaiser, der seinen 80. Geburtstag feiert. ""Er hat einfach ein Ich geschaffen, auf das es ankommt"," meint Mathias Döpfner mit Blick auf Kaisers Angewohnheit, "ich" zu schreiben, wenn er "ich" meint, und nicht bloß "man". Was zweifellos eine der sympathischen Eigenschaften des Doyens der Musik-, Literatur- und Theaterkritik ist. Ebenso sympathisch aber ist, dass Döpfner in der WELT seinem Respekt zwar Raum gibt, als einziger der Feuilleton-Elogen-Verfasser am Selbstbild Kaisers als "letzter Mohikaner" seines Schlages auch mal rüttelt. ""Aussterben werden Kritik und Journalismus nicht, solange es Menschen gibt, die denken und schreiben können. Denn richtige Mohikaner gibt es zu allen Zeiten zwar nur wenige. Aber es gibt sie immer wieder."
Ganz herzlichen Dank für diesen Satz in der WELT. Denn es macht einen großen Menschen und großartigen Kritiker wie Joachim Kaiser nicht kleiner, wenn man auch Großartiges ein wenig auf Maß eindampft und nicht spricht, als rede dort der liebe Gott. Ein bisschen beschleichen einen solche Gedanken, sieht man den Kritiker vierfach sich spiegelnd auf einem entsprechenden Foto in der SÜDDEUTSCHEN, die ihren Hausdoyen auch schon mit entsprechendem Indianerkopfschmuck als Mohikaner fürs Magazin abgelichtet hatte.
Vom "universalistischen Häuptling deutscher Feuilleton-Tonkunst" schreibt Gerhard Stadelmaier wortreich in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "Das alles kann Kritik!" so titelt Arno Widmann seinen Geburtstagsgruß in der FRANKFURTER RUNDSCHAU mit Ausrufezeichen. Und auch, wenn sich die Pressebeschauerin, pardon, schon fragt, welchem Künstler (!) zum 80. Geburtstag denn eineinhalb Zeitungsseiten mit Vierfachfoto gewidmet würden – schließlich macht die schaffende Kunst die Kunstkritik doch erst möglich – auch dann gelingt dem Schriftsteller Martin Walser in der SÜDDEUTSCHEN der schönste Satz: "Joachim Kaiser hat so über Musik geschrieben, dass der Satz, über Musik schreiben sei wie reden über gemaltes Essen (immerhin von Hans Pfitzner) nicht mehr gilt."
Genauso, wie Joachim Kaiser sich die Berliner Philharmoniker vermutlich niemals mittels Laptop zu Hause aufs Sofa laden wird, wird er vermutlich niemals den Klamauk von Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst bei Sat.1 sehen. Aber auch deren Film "Zwei Weihnachtsmänner" widmen gleich mehrere Blätter ausgiebige Beachtung samt Fotos von Kindskopf und Stinkstiefel, den Parts, die beide geben. Und was lernen wir über die Dreharbeiten der beiden Komiker in Lappland, bei denen sie sich für den Ernst der Sache fast den Hintern abfroren?
Der SÜDDEUTSCHEN wird’s erzählt: ""Einfrieren ist nicht schlimm, nur Auftauen". Das gilt, vermutlich, für große, für kleine, und für keine Kunst….