Von Ulrike Timm

Ob der ans Kreuz genagelte Frosch des Künstlers Martin Kippenberger religiöse Gefühle verletzt, darüber rätseln die "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau". Die überregionalen Blätter berichten über die Welttournee der Pop-Ikone Madonna. Über Kunst und Politik in Wien schreibt die "Welt".
Dass dem Papst der ans Kreuz genagelte Frosch des Künstlers Martin Kippenberger nicht gefällt, das ist sein gutes Recht. Aber so ein Brimborium? Der Frosch macht in einem Bozener Museum für zeitgenössische Kunst Station, der Papst in der Nähe davon Urlaub - prompt geht die Päpstliche Kunstkritik um die Welt, nach der der Frosch religiöse Gefühle verletze. Endlich, feixt die BERLINER ZEITUNG, habe der Vatikan wieder mal ein "schönes, konkretes, für jedermann nachvollziehbares Objekt des Anstoßes gefunden!"

Und Roberto Manteufel - Namen sind Schall und Rauch - freut sich schon auf die Kunstbiennale in Venedig 2009, wo der Vatikan im eigenen Pavillon den Dialog mit der zeitgenössischen Kunst beginnen will.

"Die ausgestellten Objekte sollten natürlich etwas mit dem Christentum zu tun haben. Das klingt nach einem perfekten Ort für den Frosch", unkt die BERLINER ZEITUNG.

Christian Schlüter von der FRANKFURTER RUNDSCHAU mag nicht feixen, sondern urteilt scharf:

"In der Öffentlichkeit wird über religiöse Gefühle verhandelt, als ob sie etwas seien, das öffentlich zu verhandeln ist ... Die Rede von den religiösen Gefühlen ist aber, politisch betrachtet, nichts anderes als ein gesinnungsterroristischer Anschlag auf das demokratische Gemeinwesen. Was hindert Parteigänger und Würdenträger, sich einfach nur zu ihrer privatmoralinen Meinung zu bekennen, anstatt immer wieder allgemeinwohldienliche Anliegen vorzutäuschen? Es nervt!"

Was dem Papst in diesem Jahr der Frosch des Anstoßes ist, war ihm bei ihrer letzten Welttournee Madonna. Die Pop-Ikone ist wieder unterwegs, und alle Feuilletons waren beim Auftritt in der Berliner Waldbühne dabei - aber so richtig glücklich wieder nach Haus gegangen ist, bei allem Respekt für stählernen Bizeps und scheinbar altersloses Hochleistungsaerobic, kein Feuilletonist.

"Als Madonna jung war, hat sie sich in größeren Zeitabständen neu erfunden, wie man damals sagte. Heute zählt sie sich als menschliches Gesamtkunstwerk zum Weltkulturerbe"," spottet Michael Pilz in der WELT, ""100 Knieschützer" hat die FRANKFURTER RUNDSCHAU gezählt.

Patrick Bahners von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, der manchmal so verrenkt-verschwurbelt schreibt, wie Madonna tanzt, erwähnt deren Fertigkeit im Seilhüpfen, "dem Sport für Mädchen, die jeden Fehltritt vermeiden und stolz darauf sind, brav zu sein."

Und Dirk Peitz fragt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Wie lange wird es dem Publikum wohl noch reichen, zu Augenzeugen eines Ereignisses gemacht zu werden, das an jedem Ort und an jedem Abend dieser Tournee exakt gleich ist und gleich klingt, bis auf die Ortsangabe in den Zwischenansagen: "Are you ready, Berlin?"

Spaß am immer gleichen dagegen hatte der österreichische Künstler Gottfried Bechtold - und die gewünschte Irritation erzielte er auch. Bechtold ließ mit Blick auf die Parlamentswahlen auf dem Karlsplatz plakatieren. Als "Unser Mann in Wien" zeigte sich jeweils derselbe smart lächelnde Anzugträger, bloß die Parteilogos auf den Plakaten waren verschieden, sprich: "Unser Mann in Wien" lächelte für SPÖ, ÖVP, die GRÜNEN und für Haider.

"Hohle Hülsen" wolle uns der Künstler zeigen, erfahren wir in der WELT und wären nie von alleine drauf gekommen, hübsch allerdings die Reaktionen:

"Bisher liegen noch keine Stellungnahmen der politischen Parteien vor. Allerdings war ein GRÜNEN-Politiker, der wenige Stunden nach dem Aufstellen des Bechtoldschen Werkes auf den Karlsplatz kam, um Sieger eines GRÜNEN-Plakatwettbewerbs zu präsentieren, nachhaltig irritiert. 'Unser Mann' war ihm bisher nicht als 'sein' Spitzenkandidat bekannt."