Von Ulrike Timm
Die "FAZ" befasst sich anlässlich einer Ausstellung der Helmut Newton Stiftung mit dem Phänomen Paparazzo. Außerdem werfen die Feuilletons einen Blick auf den Lesewettstreit von Klagenfurt. Die "FAZ" lobt den Gewinner Tilman Rammstedt. "Süddeutsche" und "Frankfurter Rundschau" hingegen werten den Literaturwettbewerb insgesamt kritisch.
Paparazzi sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und wer etwa an die Hetzjagd denkt, mit der die Überfallfotographen wohl mit Schuld sind zum Beispiel am Unfalltod der Prinzessin von Wales, muss darüber auch nicht traurig sein. "Heute ist jeder ein Paparazzo, der ein Fotohandy besitzt und zufällig am richtigen Ort steht", meint die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, und lässt sich gleichwohl faszinieren. Nicht von Paparazzi selbst, sondern vom Blick, den die Helmut Newton Stiftung mit einer Ausstellung auf sie wirft. "Bald hatte er mehr Feinde als Abnehmer", das erfährt man über einen der ersten Vertreter des Fachs, Tazio Secchiaroli, seinerzeit "Leibfotograph" – welch ein Wort! – von Sophia Loren. Dabei steckt hinter der Fotografie, die gerne anderen auflauert, anfangs viel mehr als die Menschenjagd, zu der sie wurde. Nämlich die Sozialreportage, und die "Fotographie als Tatortprotokoll"– so nennt die FAZ Aufnahmen, die gar nicht immer Prominenten gelten müssen. Aber die aufschlussreichen Fotos, die etwa der 1944 in Auschwitz ermordete Erich Salomon machte, "Politiker, die ihre Köpfe zusammenstecken, Zeugenvernehmungen, englische Richter in ihren Roben und Perücken", würden heute wohl keinen müden Euro mehr bringen, geschweige denn, dass ein moderner Paparazzi sie noch kennt. Die Ausstellung ist noch bis November in Berlin zu sehen.
Aufnahmen wenig bekannter Autoren bringen schon gar nix ein, weshalb der Lesewettstreit von Klagenfurt um den Ingeborg-Bachmann-Preis zwar eine 3sat –fernsehintensive, aber wohl paparazzifreie Angelegenheit ist. Fürs Radio fand das Thema schon am Wochenende statt, die Zeitungen widmen den Tagen der deutschsprachigen Literatur heute ihren Schwerpunkt. Der Lesewettstreit gehöre zur "quicklebendigen Gattung der Castingshows", meint die FAZ, und die FRANKFURTER RUNDSCHAU titelt gleich "Deutschland sucht den Superautor". Dabei fand die FAZ auch die schwächsten Beiträge nicht "wirklich peinlich" und freut sich darüber, dass der Gewinner des Bachmann- wie des Publikumspreises, Tilman Rammstedt, die Klagenfurter Betulichkeiten und "Motivschönfindereien" mit einem "zum Bersten komischen" Text wegfegte, Fazit von Oliver Jungen:
"Dieser Autor braucht weniger den Bachmann-Preis als umgekehrt der Preis ihn."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und FRANKFURTER RUNBDSCHAU sehen den diesjährigen Literaturwettbewerb von Klagenfurt insgesamt kritisch: eine "beruhigende Stilmittellage" bescheinigt die FR den Autoren, "es fehlten die Kanten. Autoren, Texte, Meinungen rauschten hintereinander durch und fielen nicht weiter auf". Das ist schon ein ziemlich vernichtendes Urteil, oder? In der Musik würde man sagen: der Dirigent hat nicht weiter gestört …
Verstörend finden wohl auch viele Katholiken, was Alexander Kissler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die "liturgische Revolte" nennt, den überaus forschen Schritt des Papstes zurück. Die alte Litanei der Liturgie erfährt unter Benedikt XVI. eine deutliche Renaissance, jetzt hat er auch die persönliche Kleiderordnung geändert. Die "frische Variante der päpstlichen Stola", erst 2005 entworfen und "locker um den Hals geschwungen" ist passé, es regiert wieder die knappe Form, die auf das neunte Jahrhundert zurückgeht. Für die SÜDDEUTSCHE der "jüngste Beleg für das enorme Tempo", mit dem der Papst sich rückwärts wendet. "Die alten Riten … sollen vom Exotikum zum standardisierten Parallelangebot" werden, vermeldet Alexander Kissler so höflich wie distanziert, und rettet sich in Humor:
"Wer an die himmelblaue Schlumpf-Montur denkt, in der Benedikt die Messe im österreichischen Mariazell durchstand, wird liturgische Rückbesinnung für kein Teufelswerk halten können."
Dies Wort in Gottes Ohr …
Aufnahmen wenig bekannter Autoren bringen schon gar nix ein, weshalb der Lesewettstreit von Klagenfurt um den Ingeborg-Bachmann-Preis zwar eine 3sat –fernsehintensive, aber wohl paparazzifreie Angelegenheit ist. Fürs Radio fand das Thema schon am Wochenende statt, die Zeitungen widmen den Tagen der deutschsprachigen Literatur heute ihren Schwerpunkt. Der Lesewettstreit gehöre zur "quicklebendigen Gattung der Castingshows", meint die FAZ, und die FRANKFURTER RUNDSCHAU titelt gleich "Deutschland sucht den Superautor". Dabei fand die FAZ auch die schwächsten Beiträge nicht "wirklich peinlich" und freut sich darüber, dass der Gewinner des Bachmann- wie des Publikumspreises, Tilman Rammstedt, die Klagenfurter Betulichkeiten und "Motivschönfindereien" mit einem "zum Bersten komischen" Text wegfegte, Fazit von Oliver Jungen:
"Dieser Autor braucht weniger den Bachmann-Preis als umgekehrt der Preis ihn."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und FRANKFURTER RUNBDSCHAU sehen den diesjährigen Literaturwettbewerb von Klagenfurt insgesamt kritisch: eine "beruhigende Stilmittellage" bescheinigt die FR den Autoren, "es fehlten die Kanten. Autoren, Texte, Meinungen rauschten hintereinander durch und fielen nicht weiter auf". Das ist schon ein ziemlich vernichtendes Urteil, oder? In der Musik würde man sagen: der Dirigent hat nicht weiter gestört …
Verstörend finden wohl auch viele Katholiken, was Alexander Kissler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die "liturgische Revolte" nennt, den überaus forschen Schritt des Papstes zurück. Die alte Litanei der Liturgie erfährt unter Benedikt XVI. eine deutliche Renaissance, jetzt hat er auch die persönliche Kleiderordnung geändert. Die "frische Variante der päpstlichen Stola", erst 2005 entworfen und "locker um den Hals geschwungen" ist passé, es regiert wieder die knappe Form, die auf das neunte Jahrhundert zurückgeht. Für die SÜDDEUTSCHE der "jüngste Beleg für das enorme Tempo", mit dem der Papst sich rückwärts wendet. "Die alten Riten … sollen vom Exotikum zum standardisierten Parallelangebot" werden, vermeldet Alexander Kissler so höflich wie distanziert, und rettet sich in Humor:
"Wer an die himmelblaue Schlumpf-Montur denkt, in der Benedikt die Messe im österreichischen Mariazell durchstand, wird liturgische Rückbesinnung für kein Teufelswerk halten können."
Dies Wort in Gottes Ohr …