Von Ulrike Timm
Die Feuilletons beschäftigen sich mit der Wiedererlöffnung des Münchner Cuvilliés-Theaters, überteuerten Edelwässerchen und dem Konzept der "Sterneküche auf Staatskosten.
"Wenn sich der - eiserne - Vorhang hebt und das – blaue – Licht ausgeht, sieht man: ein Theater". Mit gleich zwei Idomeneo-Varianten hat München die Wiedereröffnung des Cuvilliés-Theaters gefeiert, trotzdem ist das schmucke Rokokohaus selbst der Star, nicht nur für die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Peter Michalzik jedenfalls ist schwer beeindruckt: "Wie geschmackssicher man hier alte Bausubstanz doch modernisieren kann." Bumms. Kleiner Stich Richtung Berlin, wo man derzeit erbittert darum streitet, wie denn der Zuschauerraum der repräsentativen Staatsoper gestaltet werden soll? Fein restaurierte Putten, nachempfundener DDR-Chic der 1950er oder doch lieber ganz was Neues, auf dass das Publikum auf Neobarock und Blattgold zwar verzichten muss, dafür dann aber prima sehen und hören kann?
Auf die "Suche nach dem perfekten Opernhaus" begibt sich Manuel Brug in der WELT, und listet auf, wie andere Musiktheater Aus- und Umbauten gemeistert haben. "Viele der Deutschen Stadttheater von Aachen bis Weimar…, von Kiel bis Augsburg wurden in den alten Umfassungsmauern innen gänzlich neu konzipiert; mitunter sogar schon zum zweiten Mal, wie jüngst in Bielefeld." Ob nun Bielefeld als Vorbild für Berlin taugt - da hält sich die WELT vornehm zurück, allerdings scheint der Stilmix aus alt und neu für den Autor manchmal ganz überzeugende Lösungen zu ergeben.
"Es gibt jede Menge aufgehübschtes Blattgold im Saal und chice neue WCs", notiert Christine Lemke-Matwey bissig im Berliner TAGESSPIEGEL. Auch sie war im neu eröffneten Cuvillies Theater, ihr ist der Streit ums Berliner Opernblattgold natürlich bestens vertraut, vielleicht schaut sie deshalb so betont preußisch nüchtern auf das Münchner Schmuckstück. Die TAGESSPIEGEL- Kritikerin hat sich geärgert, darüber nämlich, was sie im feinen Münchner Saal zu hören und zu sehen bekam, so schaut sie achselzuckend auf die Pracht : "Erst die Form, dann der Inhalt." Frei nach dem Motto: Das Design bestimmt das Bewusstsein. Bei Theatern mag man sich ja darüber streiten, bei Mineralwasser steht es fest, das das so ist!
Diese Erkenntnis verdanken wir der "TAZ". Was man nämlich aus Wasser alles machen kann, wenn man es teuer an den Mann bringen will, das erklärt uns Wolfgang Ullrich: Medikament, Lifestyle, Luxusgut. 9,45 Euro pro Liter sind da durchaus schon mal drin. "Da Trinken erfrischt, wird etwa suggeriert, man könne sich mit Energie aufpumpen". Schön, wenn da die Wasserflasche die Form einer Gaspatrone hat – da platzt man gleich vor Energie. Kurzum: Produktdesigner "interpretieren" das kühle Nass, und anders als die Philosophen, die bloß die Welt interpretieren, haben die Wasserdesigner sie auch verändert, findet die TAZ. Da ist es doch tröstlich zu erfahren, wie vergleichsweise bescheiden es beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue zugeht.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat beim Festessen zum 70. Geburtstag von Kofi Annan probiert – und fand das Ergebnis ernüchternd. Zwar stand das "Wachtelei mit etwas getrocknetem Speck auf einem Geleesockel. Optisch ist das gefällig", allein die Kunst war schon recht trocken, und der Wildkräuterschaum arg zusammengepappt. Der Grund: ein einziger Koch zeichnet für die Show verantwortlich, da kann die große Küchenkunst nicht gedeihen. Die FAZ bedauert das und klagt: "Im Elysée –Palast kocht eine allgemein anerkannte Küchenbrigade auf hohem Niveau". Allein, das karge Mahl im Schloss Bellevue ist demokratisch gewollt und legitimiert sich aus der Sparsamkeit heraus, Schlagzeilen a la "Sterneküche auf Staatskosten" fürchtet man in Deutschland mehr als traurig-zusammengefallenen Wildkräuterschaum. Was ja auch sein Gutes hat. Und wenn"s denn gar nicht mundet, möchte die Pressebeschauerin anfügen: einfach nachspülen. Mit Wasser. Es rutscht auch schlicht, ganz bestimmt!
Auf die "Suche nach dem perfekten Opernhaus" begibt sich Manuel Brug in der WELT, und listet auf, wie andere Musiktheater Aus- und Umbauten gemeistert haben. "Viele der Deutschen Stadttheater von Aachen bis Weimar…, von Kiel bis Augsburg wurden in den alten Umfassungsmauern innen gänzlich neu konzipiert; mitunter sogar schon zum zweiten Mal, wie jüngst in Bielefeld." Ob nun Bielefeld als Vorbild für Berlin taugt - da hält sich die WELT vornehm zurück, allerdings scheint der Stilmix aus alt und neu für den Autor manchmal ganz überzeugende Lösungen zu ergeben.
"Es gibt jede Menge aufgehübschtes Blattgold im Saal und chice neue WCs", notiert Christine Lemke-Matwey bissig im Berliner TAGESSPIEGEL. Auch sie war im neu eröffneten Cuvillies Theater, ihr ist der Streit ums Berliner Opernblattgold natürlich bestens vertraut, vielleicht schaut sie deshalb so betont preußisch nüchtern auf das Münchner Schmuckstück. Die TAGESSPIEGEL- Kritikerin hat sich geärgert, darüber nämlich, was sie im feinen Münchner Saal zu hören und zu sehen bekam, so schaut sie achselzuckend auf die Pracht : "Erst die Form, dann der Inhalt." Frei nach dem Motto: Das Design bestimmt das Bewusstsein. Bei Theatern mag man sich ja darüber streiten, bei Mineralwasser steht es fest, das das so ist!
Diese Erkenntnis verdanken wir der "TAZ". Was man nämlich aus Wasser alles machen kann, wenn man es teuer an den Mann bringen will, das erklärt uns Wolfgang Ullrich: Medikament, Lifestyle, Luxusgut. 9,45 Euro pro Liter sind da durchaus schon mal drin. "Da Trinken erfrischt, wird etwa suggeriert, man könne sich mit Energie aufpumpen". Schön, wenn da die Wasserflasche die Form einer Gaspatrone hat – da platzt man gleich vor Energie. Kurzum: Produktdesigner "interpretieren" das kühle Nass, und anders als die Philosophen, die bloß die Welt interpretieren, haben die Wasserdesigner sie auch verändert, findet die TAZ. Da ist es doch tröstlich zu erfahren, wie vergleichsweise bescheiden es beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue zugeht.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat beim Festessen zum 70. Geburtstag von Kofi Annan probiert – und fand das Ergebnis ernüchternd. Zwar stand das "Wachtelei mit etwas getrocknetem Speck auf einem Geleesockel. Optisch ist das gefällig", allein die Kunst war schon recht trocken, und der Wildkräuterschaum arg zusammengepappt. Der Grund: ein einziger Koch zeichnet für die Show verantwortlich, da kann die große Küchenkunst nicht gedeihen. Die FAZ bedauert das und klagt: "Im Elysée –Palast kocht eine allgemein anerkannte Küchenbrigade auf hohem Niveau". Allein, das karge Mahl im Schloss Bellevue ist demokratisch gewollt und legitimiert sich aus der Sparsamkeit heraus, Schlagzeilen a la "Sterneküche auf Staatskosten" fürchtet man in Deutschland mehr als traurig-zusammengefallenen Wildkräuterschaum. Was ja auch sein Gutes hat. Und wenn"s denn gar nicht mundet, möchte die Pressebeschauerin anfügen: einfach nachspülen. Mit Wasser. Es rutscht auch schlicht, ganz bestimmt!