Von Ulrike Timm
Das Filmfestival von Cannes ist eines der großen Themen in den Feuilletons: Viel Lob von "Frankfurter Rundschau" und "Tagesspiegel" gibt es für die Regisseure Woody Allen und Andreas Dresen. Die "Süddeutsche Zeitung" liefert ein spezielles kleines chinesisches Tagebuch mit Ausstellungen, Erdbebenkatastrophe und alltäglichen Beobachtungen.
"Ausgerechnet Woody Allen erfüllt beim Filmfestival in Cannes die Sehnsucht nach Erotik."
Daniel Kothenschulte von der FRANKFURTER RUNDSCHAU hatte dem Altmeister und Berufsneurotiker, der jedes Jahr pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk einen neuen Film abliefert, das nun gar nicht zugetraut. Und es scheint sich auch um eine sehr Woody Allensche Form der Erotik zu handeln. Die schönste Liebesszene in seinem neuen Film "Vicky Cristina Barcelona" hat laut FRANKFURTER RUNDSCHAU drei Mitwirkende: Scarlett Johannson, Penelope Cruz und eine Dunkelkammer.
So etwas wird dem deutschen Regisseur Andreas Dresen wohl nicht vor die Kamera kommen. Dresens neuer Film "Wolke 9" wird gleich von mehreren Feuilletons als eindrucksvolle Entdeckung gepriesen. Vom "ehrlichen Charme", der in Cannes unumwunden gefeiert wurde, spricht wiederum die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Ins selbe Horn bläst der TAGESSPIEGEL, der, eine "mutigere Festival-Programmierung vorausgesetzt", Dresens Film sogar einen Wettbewerbstriumph zugetraut hätte.
Aber das Thema Liebe im Alter reicht eben nur für eine Teilnahme in der Nebenreihe "Un Certain Regard", zu deutsch etwa "spezieller Blickwinkel". Auch die WELT hält Dresens Film über "letzte Chancen" - eine Sechzigjährige verliebt sich in einen 76-Jährigen - für einen großen Film. Vielleicht nehmen die deutschen Kinos "Wolke 9" ja für einige Wochen ins Hauptprogramm...
In China hat man derzeit ganz andere Sorgen als deutsche Kunst, und so verweist die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG darauf, wie erschreckend aktuell der Ausstellungstitel "Living Landscape" nach der Erdbebenkatastrophe plötzlich ist. Die Kunstsammlungen Dresden, Berlin und München haben sich zusammengetan, um in Peking Landschaftsmalerei der deutschen Romantik und Gemälde von Gerhard Richter zu präsentieren.
Beide Ausstellungen sind Teil des Kulturprogramms vor den olympischen Spielen, eine Absage wegen der Tibet-Politik, "wie ihn deutsche Politiker der zweiten Reihe angeraten hatten", kam nicht in Frage.
"Ausgerechnet Kultur, die den Faden des Dialogs bereitet, soll benutzt werden, diesen Faden abzuschneiden?"
So zitiert der TAGESSPIEGEL den Dresdner Museumsmann Martin Roth. Der Schriftsteller und Sinologe Tilman Spengler verknüpft in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Ausstellungen, Erdbebenkatastrophe und kleine alltägliche Beobachtungen aus Pekinger Parks zu einem speziellen kleinen chinesischen Tagebuch - und es lohnt sich, wenn ein Autor nicht nur berichten und kommentieren kann, sondern die fremde Sprache fließend spricht und den Menschen zuhören kann.
Und was hat Tilman Spengler für die SÜDDEUTSCHE aufgeschnappt? Zum Beispiel dieses:
"'Ich habe dieses Bild von Herrn Gerhard Richter mit großer Befriedigung gesehen', sagt die ältere Graphikerin, 'es ist ja nicht besonders groß, das Bild, ich rede von der brennenden Kerze. Vermutlich hat Herr Richter dabei an das olympische Feuer gedacht. Bilder sagen eben mehr als Worte.'"
Die Kerze von Gerhard Richter stammt aus dem Jahre 1983 und brennt ganz still vor sich hin. . .
Daniel Kothenschulte von der FRANKFURTER RUNDSCHAU hatte dem Altmeister und Berufsneurotiker, der jedes Jahr pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk einen neuen Film abliefert, das nun gar nicht zugetraut. Und es scheint sich auch um eine sehr Woody Allensche Form der Erotik zu handeln. Die schönste Liebesszene in seinem neuen Film "Vicky Cristina Barcelona" hat laut FRANKFURTER RUNDSCHAU drei Mitwirkende: Scarlett Johannson, Penelope Cruz und eine Dunkelkammer.
So etwas wird dem deutschen Regisseur Andreas Dresen wohl nicht vor die Kamera kommen. Dresens neuer Film "Wolke 9" wird gleich von mehreren Feuilletons als eindrucksvolle Entdeckung gepriesen. Vom "ehrlichen Charme", der in Cannes unumwunden gefeiert wurde, spricht wiederum die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Ins selbe Horn bläst der TAGESSPIEGEL, der, eine "mutigere Festival-Programmierung vorausgesetzt", Dresens Film sogar einen Wettbewerbstriumph zugetraut hätte.
Aber das Thema Liebe im Alter reicht eben nur für eine Teilnahme in der Nebenreihe "Un Certain Regard", zu deutsch etwa "spezieller Blickwinkel". Auch die WELT hält Dresens Film über "letzte Chancen" - eine Sechzigjährige verliebt sich in einen 76-Jährigen - für einen großen Film. Vielleicht nehmen die deutschen Kinos "Wolke 9" ja für einige Wochen ins Hauptprogramm...
In China hat man derzeit ganz andere Sorgen als deutsche Kunst, und so verweist die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG darauf, wie erschreckend aktuell der Ausstellungstitel "Living Landscape" nach der Erdbebenkatastrophe plötzlich ist. Die Kunstsammlungen Dresden, Berlin und München haben sich zusammengetan, um in Peking Landschaftsmalerei der deutschen Romantik und Gemälde von Gerhard Richter zu präsentieren.
Beide Ausstellungen sind Teil des Kulturprogramms vor den olympischen Spielen, eine Absage wegen der Tibet-Politik, "wie ihn deutsche Politiker der zweiten Reihe angeraten hatten", kam nicht in Frage.
"Ausgerechnet Kultur, die den Faden des Dialogs bereitet, soll benutzt werden, diesen Faden abzuschneiden?"
So zitiert der TAGESSPIEGEL den Dresdner Museumsmann Martin Roth. Der Schriftsteller und Sinologe Tilman Spengler verknüpft in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Ausstellungen, Erdbebenkatastrophe und kleine alltägliche Beobachtungen aus Pekinger Parks zu einem speziellen kleinen chinesischen Tagebuch - und es lohnt sich, wenn ein Autor nicht nur berichten und kommentieren kann, sondern die fremde Sprache fließend spricht und den Menschen zuhören kann.
Und was hat Tilman Spengler für die SÜDDEUTSCHE aufgeschnappt? Zum Beispiel dieses:
"'Ich habe dieses Bild von Herrn Gerhard Richter mit großer Befriedigung gesehen', sagt die ältere Graphikerin, 'es ist ja nicht besonders groß, das Bild, ich rede von der brennenden Kerze. Vermutlich hat Herr Richter dabei an das olympische Feuer gedacht. Bilder sagen eben mehr als Worte.'"
Die Kerze von Gerhard Richter stammt aus dem Jahre 1983 und brennt ganz still vor sich hin. . .