Von Ulrike Timm
Die "Welt" hat anlässlich des 125. Todestages von Karl Marx dessen Grab in London besucht und das Verhältnis zwischen Briten und Sozialismus untersucht. Die "Süddeutsche Zeitung" stellt fest, "dass prominente linke Autoren ihre Bücher doch lieber beim Klassenfeind unterbringen". Und der "Tagesspiegel" würdigt den Niederländer Geert Mak.
Karl Marx ist ziemlich einsam. Sein Londoner Familiengrab liegt verwunschen zwischen Bäumen, nur das stürmische Wetter spielt derzeit ein wenig Revolution, meint die WELT. Zum 125. Todestag werden Delegationen aus Vietnam, Kuba und Dänemark erwartet, die Russen aber kommen nicht mehr. Thomas Kielinger nutzt einen Spaziergang zur Grabstätte von Karl Marx, um sich über dessen britische Bezüge und Nicht-Bezüge seine Gedanken zu machen.
"In der Tat, ohne die British Library, die damals noch dem britischen Museum angegliedert war, hätte es kein ‚Das Kapital’, keine Kritik der politischen Ökonomie’, keinen ‚historischen Materialismus’ und keine Weltgeschichte gegeben."
Denn in den Londoner Bibliotheken schmökerte sich der wirtschaftlich wenig beschlagene Marx seine Theorien zurecht. Ansonsten erwiesen sich die Briten als konsequent Sozialismus-resistent. Zum Beleg dafür schliddert die WELT einmal durch die Kulturgeschichte von J.S. Mills bis Heinrich Heine. Und endet sehr privat: mit dem Eintrag von Karl Marx ins Poesiealbum seiner Tochter Jenny: Dort verewigte sich Marx mit seinem Leitsatz "De omnibus dubitandum" – an allem ist zu zweifeln. Und die WELT merkt an:
"Dem zweifelnden Grübelsatz fügte Engels ein Jahr später ein klassisches Stück ‚comic relief’ hinzu, die Schwere seines Freundes mit leichter Hand a la l’anglaise hinwegwischend:’Take it easy.’ – Take it easy. Die Geschichte wäre anders verlaufen, hätte Marx diese Ermunterung beherzigt"," meint die WELT.
"Was liest die Linkspartei?" fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und wirft einen Blick in die Programme der linken Verlage in Deutschland, schließlich braucht doch jede politische Bewegung Lesestoff. Vorweg: jenseits putziger Verlagsnamen a la aLife – Abkürzung für ‚Assoziation linker Verlage’ - und jenseits der Tatsache, dass es neben der Leipziger und der Frankfurter Buchmesse seit 1996 auch noch die Nürnberger ‚Linke Literaturmesse’ gibt, scheint das Feld ziemlich tot. Beziehungsweise eher nostalgisch bestückt mit Rennern wie ‚Mein Trabi und ich’. Fazit der Süddeutschen:
""Pech für linke Verlage ist, dass prominente linke Autoren ihre Bücher doch lieber beim Klassenfeind unterbringen."
So veröffentlichte Jutta Ditfurth etwa ihre Biographie über Ulrike Meinhof bei Ullstein, "dem früher noch der Ruf eines ‚rechten’ Verlags anhaftete".
Zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse würdigen zahlreiche Feuilletons den Niederländer Geert Mak, der den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung erhielt. Der TAGESSPIEGEL zitiert aus seiner Dankesrede, die auch erwähnte, wie tapfer das gedruckte Buch den Stürmen aus dem Internet standhält.
"Auch Lesen, gesteht Mak, sei ‚eine Art des gelenkten Fantasierens, ein Schweben zwischen Realität und Fiktion, aber man tut es selbst, und jeder Leser weiß, dass er wieder zu Hause in der echten Welt ist, sobald er seine Augen vom Buch abwendet. Virtualität ist viel verblendender.’"
Klar. Außerdem hängen sich Bücher nicht auf, stürzen nicht ab und müssen nicht hochgefahren werden wie ein Computer. Wenig poetisch, aber schön handfest brachte Sachsens Ministerpräsident Milbradt das laut TAZ-Zitat so auf den Punkt:
"Daniel Cohn-Bendit hat Littells ‚Die Wohlgesinnten’, wie er sagt, dreimal gegen die Wand geworfen. Machen sie das mal mit einem Fernseher oder mit einem Notebook."
So ein Buch steht eben auch für solide Wertarbeit …
"In der Tat, ohne die British Library, die damals noch dem britischen Museum angegliedert war, hätte es kein ‚Das Kapital’, keine Kritik der politischen Ökonomie’, keinen ‚historischen Materialismus’ und keine Weltgeschichte gegeben."
Denn in den Londoner Bibliotheken schmökerte sich der wirtschaftlich wenig beschlagene Marx seine Theorien zurecht. Ansonsten erwiesen sich die Briten als konsequent Sozialismus-resistent. Zum Beleg dafür schliddert die WELT einmal durch die Kulturgeschichte von J.S. Mills bis Heinrich Heine. Und endet sehr privat: mit dem Eintrag von Karl Marx ins Poesiealbum seiner Tochter Jenny: Dort verewigte sich Marx mit seinem Leitsatz "De omnibus dubitandum" – an allem ist zu zweifeln. Und die WELT merkt an:
"Dem zweifelnden Grübelsatz fügte Engels ein Jahr später ein klassisches Stück ‚comic relief’ hinzu, die Schwere seines Freundes mit leichter Hand a la l’anglaise hinwegwischend:’Take it easy.’ – Take it easy. Die Geschichte wäre anders verlaufen, hätte Marx diese Ermunterung beherzigt"," meint die WELT.
"Was liest die Linkspartei?" fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und wirft einen Blick in die Programme der linken Verlage in Deutschland, schließlich braucht doch jede politische Bewegung Lesestoff. Vorweg: jenseits putziger Verlagsnamen a la aLife – Abkürzung für ‚Assoziation linker Verlage’ - und jenseits der Tatsache, dass es neben der Leipziger und der Frankfurter Buchmesse seit 1996 auch noch die Nürnberger ‚Linke Literaturmesse’ gibt, scheint das Feld ziemlich tot. Beziehungsweise eher nostalgisch bestückt mit Rennern wie ‚Mein Trabi und ich’. Fazit der Süddeutschen:
""Pech für linke Verlage ist, dass prominente linke Autoren ihre Bücher doch lieber beim Klassenfeind unterbringen."
So veröffentlichte Jutta Ditfurth etwa ihre Biographie über Ulrike Meinhof bei Ullstein, "dem früher noch der Ruf eines ‚rechten’ Verlags anhaftete".
Zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse würdigen zahlreiche Feuilletons den Niederländer Geert Mak, der den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung erhielt. Der TAGESSPIEGEL zitiert aus seiner Dankesrede, die auch erwähnte, wie tapfer das gedruckte Buch den Stürmen aus dem Internet standhält.
"Auch Lesen, gesteht Mak, sei ‚eine Art des gelenkten Fantasierens, ein Schweben zwischen Realität und Fiktion, aber man tut es selbst, und jeder Leser weiß, dass er wieder zu Hause in der echten Welt ist, sobald er seine Augen vom Buch abwendet. Virtualität ist viel verblendender.’"
Klar. Außerdem hängen sich Bücher nicht auf, stürzen nicht ab und müssen nicht hochgefahren werden wie ein Computer. Wenig poetisch, aber schön handfest brachte Sachsens Ministerpräsident Milbradt das laut TAZ-Zitat so auf den Punkt:
"Daniel Cohn-Bendit hat Littells ‚Die Wohlgesinnten’, wie er sagt, dreimal gegen die Wand geworfen. Machen sie das mal mit einem Fernseher oder mit einem Notebook."
So ein Buch steht eben auch für solide Wertarbeit …