Von Ulrike Timm

Die "Süddeutsche" berichtet von dem neuesten Coup von Günter Wallraff, eine Undercover-Reportage aus einem Call Center. Die NZZ hat von einem Streit um Blasphemie auf britischen Bühnen erfahren. Die "Welt" hingegen wundert sich über Amerikaner, die tatsächlich das Aufhängen von Wäsche draußen auf der Leine verbieten lassen wollen.
"Wenn ich so alt aussehe, wie ich bin, bekomme ich nirgendwo einen Job", sagt der mittlerweile 65-jährige Günter Wallraff. Die Maskenbildnerin hat also tüchtig zu tun, aber er recherchiert weiter fleißig undercover. Am Dienstag läuft im ZDF Wallraffs neuester Coup, "Bei Anruf Abzocke" erzählt Unerfreuliches aus dem Innenleben der Call Center, kürzlich berichtete er darüber schon in der ZEIT.

"Die Erfahrung mit der gedruckten Call-Center-Reportage kam für Wallraff etwas überraschend", so Hans Leyendecker in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Es gab keine Rechtsstreitereien, stattdessen meldeten sich Dutzende von Informanten. Telefonverkäufer erzählten von ihrer Gewissenspein, und die Geschichte zeigte auch ökonomische Wirkung: Einer der Vermarkter, dessen Methoden Wallraff enttarnt hatte, entließ 450 seiner insgesamt 600 Mitarbeiter, weil das Geschäft nicht mehr lief."

Nicht über jede Pleite muss man sehr traurig sein. In skandinavischen Wörterbüchern findet sich übrigens bereits das Verb "wallraffen", und es steht für das Aufdecken von Missständen durch Journalisten, die undercover arbeiten, so wie es Günter Wallraff seit vielen Jahren macht. Als Hans Esser bei BILD, als Türke Ali bei Thyssen oder eben zuletzt als Mitarbeiter im Call Center.
Keineswegs verdeckt, sondern ganz öffentlich stritten sich Jesus und Satan jahrelang Abend für Abend auf der Bühne eines Londoner Theaters, und alle fanden's lustig. Bis die BBC die hitzige Debatte übertrug und damit hehre christliche Jünger in Rage brachte, die sich vermutlich nie in das kleine West End Theater verloren hätten. Nun ist es amtlich, wir erfahren es aus der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

"Blasphemie auf britischen Bühnen ist nicht belangbar". "

Die Begründung des Hohen Gerichts fiel allerdings ein bisschen lau aus. "Im Kontext betrachtet" richte sich die Show nicht gegen die Christenheit, "sondern sei eine Parodie auf das amerikanische Talkshow-Genre". Satan und Jesus, wie tief seid ihr gesunken. Aber immerhin ist jetzt höchstrichterlich festgestellt, dass Theater lästern darf. Bis auf weiteres zumindest. Denn die Kläger, eine Initiative namens Christian Voice, hofft noch auf die allerletzte juristische Instanz, die Lordrichter im britischen Oberhaus.

Liebe alte Weihnachtslieder verteidigt Joachim Kaiser in der SÜDDEUTSCHEN gegen ihre Sänger wie gegen ihre Verächter, es sei "dumm-elitär, unangemessen, ja sogar menschenfeindlich, sich gehässig zu belustigen über solche in bester Absicht verfassten weihnachtlichen Reime, die seit Jahrhunderten im kollektiven Bewusstsein andauern." Und wer mit ihm durch die Kulturgeschichte von "Vom Himmel hoch" spaziert, von Luther über Bach bis Thomas Mann und Igor Strawinsky, der gewinnt dem Singen und Sagen vielleicht ganz neue Seiten ab.
"Rettet die Wäscheleine", das fordert die WELT. Penny Lewis, Stadtverordnete aus Poughkeepsie, New York, pocht nämlich auf ein Gesetz, das es in einigen amerikanischen Gegenden verbietet, die Wäsche draußen zu trocknen.

""Wer einigermaßen situiert sei, besäße einen Wäschetrockner. Daraus folgert: Wer die Wäsche im Freien trockne, könne sich keinen leisten, sei also arm, wenn nicht gar asozial. Der Anblick der Armut aber mindere den Wert der Immobilie."

Ob man sich auf Bali auch mit solchen Formen amerikanischer Logik auseinandersetzen muss? Immerhin hat sich die ökologisch aufgeklärte Community der Frischlufttrockner sofort gegen die Wäschetrocknerfraktion organisiert und eine Internetseite eingerichtet. Wer sie studiert, dem muss künftig kein Detail aus der Welt der Fans fröhlich im Wind flatternden Unterhosen entgehen.

"Beispielsweise, welche Radiostationen im Wetterbericht erwähnen, ob es das rechte Wäschetrockner-Wetter sei."

Die kulturgeschichtliche Dimension der Wäscheleine entnehmen Sie bitte der Glosse in der WELT. Die Lady aus Poughkeepsie, New York, gibt es wirklich, genauso wie www.laundrylist.org, da können sie in sechs Sprachen nachlesen, wie es sein soll. Auch auf Deutsch.