Von Ulrike Timm
Der "Tagesspiegel" beschreibt, wie der 11. September im US-amerikanischen Comic verarbeitet wird. Die "Süddeutsche Zeitung" stellt ein Buch vor, das die populärsten Verschwörungstheorien über 9/11 widerlegt.
"Rechtfertigen gute Gründe die falschen Maßnahmen? Wie viel Freiheit darf der Sicherheit geopfert werden? Wie sehr übertreibt die Regierung die Bedrohungsszenarien, um ihre Ziele zu erreichen?"
Diese Fragen stellen keine linksliberalen amerikanischen Intellektuellen, sondern Spiderman & Co. Der 11. September ist im amerikanischen Comic angekommen. Lars von Törne zeigt sich im TAGESSPIEGEL durchaus beeindruckt, wie die Zeichner 9/11-Trauma und Iran-Debakel in Bildgeschichten übersetzen. Allein 350000 Mal verkaufte sich bislang "Civil War", der Comic wurde zum bestverkauften der letzten zehn Jahre.
"Aus europäischer Sicht mag das banal klingen; für den vor allem von Jugendlichen konsumierten Mainstream-Superhelden-Comic mit seinem in der Regel patriotischen Subtext ist `Civil War’ ein bemerkenswert desillusionierender Exkurs zu zentralen politischen Fragen."
Selbst die Superhelden hat der Zweifel erfasst, und in Anlehnung an die German Angst, die es bis in amerikanische Wörterbücher gebracht hat, titelt der Tagesspiegel: "American Angst". Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet von Gedichten aus Guantanamo. Das Lager muss voll von Amateurdichtern sein, stellt Klaus Englert fest, und begründet das mit der Bedeutung der Dichtkunst für die arabische Welt – auch die Gefangenen in Guantanamo suchen bei diesem Medium offenbar Zuflucht.
"Mehrere tausend Gedichte wurden aussortiert, sogar die meisten bereits übersetzten Strophen wurden vom Militär zurückgehalten. (…) Nach der langwierigen Prüfung blieben insgesamt 22 Gedichte übrig und konnten für die Publikation der University of Iowa Press freigegeben werden."
Zeugnisse aus dem Hochsicherheitstrakt also – penibel gefiltert. Aber immerhin erschienen. Nur wenige Gedichte sind religiös, die meisten handeln von Kerkerhaft und von der seelischen Verwahrlosung. Dass sie die Zensur passiert haben, war ein Kraftakt, und die Veröffentlichung der "Poems from Guantanamo" grenzt an ein Wunder, aber – so zitiert die NZZ den amerikanischen Schriftsteller Gore Vidal:
"Guantanamo hat endlich eine Stimme gefunden."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt ein Buch vor, das die populärsten Verschwörungstheorien zum 11. September widerlegt. Sehr unwahrscheinlich, wirklich, dass kein Flugzeug ins Pentagon gerast ist, sondern eine amerikanische Rakete das Gebäude sprengte – aber der gewiefte Verschwörungstheoretiker kennt sich mit so was aus:
"Die vielen Menschen, die das Flugzeug sahen, sind Teil der Verschwörung."
Ach so.
Und damit zu friedlicheren Erinnerungen: Das Hotel "Erfurter Hof", Schauplatz von Willy Brandts legendärem DDR-Besuch, ist jetzt ein Bürohaus mit Nostalgiegefühl, die Fassade wurde piekfein restauriert. Das erfahren wir aus der WELT. Fotos gibt es dort auch: die Willy Brandt-Gedenktafel – klein – und das Schaufenster des Willy B. Cafés – groß. Das Willy B. Café verfügt offenbar über eine veritable Whiskey-Sammlung. Jedenfalls stand am Wochenende halb Erfurt Schlange vor dem neuen alten Gebäude und wollte gucken. Das muss eigentlich jeden modernen Architekten deprimieren, meint die WELT.
"Denn solche Menschenaufläufe kommen bei der Eröffnung von Neubauten nie zustande, sie mögen noch so spektakulär, noch so groß, noch so teuer sein."
"Stagnation in einer Puppenstadt" giftet denn auch der Freiburger Architekt Wulf Daseking über die Freude an alten Gebäuden, die doch meist nur noch Fassade sind. Aber wozu schimpfen – offenbar sind historische Gebäude den Menschen einfach näher als moderne Architektur.
Nicht unbedingt schön, dafür aber uralt und eindrucksvoll ist ein Stück Stadtarchitektur, von dem die WELT eine Seite weiter berichtet:
"Abwasserkanal aus der Zeit Jesu entdeckt!"
Per Zufall stießen israelische Archäologen südlich des Jerusalemer Tempelbergs auf den in den Fels gehauenen Tunnel, mannshoch und auf über hundert Metern begehbar. Und was sagt uns das? Das antike Jerusalem in der Periode des Königs Herodes und zur Zeit Jesu war eine moderne Stadt mit guter Infrastruktur.
Diese Fragen stellen keine linksliberalen amerikanischen Intellektuellen, sondern Spiderman & Co. Der 11. September ist im amerikanischen Comic angekommen. Lars von Törne zeigt sich im TAGESSPIEGEL durchaus beeindruckt, wie die Zeichner 9/11-Trauma und Iran-Debakel in Bildgeschichten übersetzen. Allein 350000 Mal verkaufte sich bislang "Civil War", der Comic wurde zum bestverkauften der letzten zehn Jahre.
"Aus europäischer Sicht mag das banal klingen; für den vor allem von Jugendlichen konsumierten Mainstream-Superhelden-Comic mit seinem in der Regel patriotischen Subtext ist `Civil War’ ein bemerkenswert desillusionierender Exkurs zu zentralen politischen Fragen."
Selbst die Superhelden hat der Zweifel erfasst, und in Anlehnung an die German Angst, die es bis in amerikanische Wörterbücher gebracht hat, titelt der Tagesspiegel: "American Angst". Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet von Gedichten aus Guantanamo. Das Lager muss voll von Amateurdichtern sein, stellt Klaus Englert fest, und begründet das mit der Bedeutung der Dichtkunst für die arabische Welt – auch die Gefangenen in Guantanamo suchen bei diesem Medium offenbar Zuflucht.
"Mehrere tausend Gedichte wurden aussortiert, sogar die meisten bereits übersetzten Strophen wurden vom Militär zurückgehalten. (…) Nach der langwierigen Prüfung blieben insgesamt 22 Gedichte übrig und konnten für die Publikation der University of Iowa Press freigegeben werden."
Zeugnisse aus dem Hochsicherheitstrakt also – penibel gefiltert. Aber immerhin erschienen. Nur wenige Gedichte sind religiös, die meisten handeln von Kerkerhaft und von der seelischen Verwahrlosung. Dass sie die Zensur passiert haben, war ein Kraftakt, und die Veröffentlichung der "Poems from Guantanamo" grenzt an ein Wunder, aber – so zitiert die NZZ den amerikanischen Schriftsteller Gore Vidal:
"Guantanamo hat endlich eine Stimme gefunden."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt ein Buch vor, das die populärsten Verschwörungstheorien zum 11. September widerlegt. Sehr unwahrscheinlich, wirklich, dass kein Flugzeug ins Pentagon gerast ist, sondern eine amerikanische Rakete das Gebäude sprengte – aber der gewiefte Verschwörungstheoretiker kennt sich mit so was aus:
"Die vielen Menschen, die das Flugzeug sahen, sind Teil der Verschwörung."
Ach so.
Und damit zu friedlicheren Erinnerungen: Das Hotel "Erfurter Hof", Schauplatz von Willy Brandts legendärem DDR-Besuch, ist jetzt ein Bürohaus mit Nostalgiegefühl, die Fassade wurde piekfein restauriert. Das erfahren wir aus der WELT. Fotos gibt es dort auch: die Willy Brandt-Gedenktafel – klein – und das Schaufenster des Willy B. Cafés – groß. Das Willy B. Café verfügt offenbar über eine veritable Whiskey-Sammlung. Jedenfalls stand am Wochenende halb Erfurt Schlange vor dem neuen alten Gebäude und wollte gucken. Das muss eigentlich jeden modernen Architekten deprimieren, meint die WELT.
"Denn solche Menschenaufläufe kommen bei der Eröffnung von Neubauten nie zustande, sie mögen noch so spektakulär, noch so groß, noch so teuer sein."
"Stagnation in einer Puppenstadt" giftet denn auch der Freiburger Architekt Wulf Daseking über die Freude an alten Gebäuden, die doch meist nur noch Fassade sind. Aber wozu schimpfen – offenbar sind historische Gebäude den Menschen einfach näher als moderne Architektur.
Nicht unbedingt schön, dafür aber uralt und eindrucksvoll ist ein Stück Stadtarchitektur, von dem die WELT eine Seite weiter berichtet:
"Abwasserkanal aus der Zeit Jesu entdeckt!"
Per Zufall stießen israelische Archäologen südlich des Jerusalemer Tempelbergs auf den in den Fels gehauenen Tunnel, mannshoch und auf über hundert Metern begehbar. Und was sagt uns das? Das antike Jerusalem in der Periode des Königs Herodes und zur Zeit Jesu war eine moderne Stadt mit guter Infrastruktur.