Von Ulrike Timm
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem Anti-Diät-Tag, einem Bob Dylan-Konzert und Peter Steins "Wallenstein".
Am Sonntag sollte man allen verkniffenen Hungerhaken ein schönes Stück Torte anbieten. Dann ist nämlich Anti-Diät-Tag. Das erfahren wir aus der WELT. Der Anti-Diät-Tag fällt übrigens mit dem Weltlachtag zusammen. Auch davon hätten wir ohne die WELT nichts gewusst und es ehrlicherweise auch nicht vermisst. Und eigentlich ist es seltsam, dass ausgerechnet diese beiden kaum beachteten Gedenktage ein Tandem bilden, denn wer lacht, verbraucht extra viele Kalorien – worauf Modezeitschriften gerne hinweisen, denen der Anti-Diät-Tag ja ganz fremd sein dürfte, weil sie an Diäten doch gut verdienen. Sei’s also drum…
"Dem Musculus zygomaticus major obliegt nämlich die Aufgabe, beim Lachen die Mundwinkel nach oben zu ziehen…Humor ist ein umfassendes Training für sagenhafte 453 Muskeln, die bei einem Lachvorgang strapaziert werden. Beim Joggen sind es gerade mal halb so viel."
Das ist aber schön. Man hätte auch einfach sagen können: Wer lacht, der isst nicht…Aber immerhin liefert Musculus zygomaticus major einen schönen Vorwand, wenn man am Sonntag den inneren Schweinehund wieder nicht besiegt und sich am Anti-Diät-Tag einmal mehr ums Joggen drückt – einfach zu viel Aufwand für gerade mal die Hälfte von 453 Muskeln.
"Audienz beim Meister des Röchelns" lesen wir nur eine Spalte weiter in der WELT, und "Berlin erlebt keinen guten, auch keinen sehr guten, sondern einen fantastischen Bob Dylan-Auftritt", so schwärmt Rüdiger Schaper im TAGESSPIEGEL, und auch die BERLINER ZEITUNG meint begeistert: "Er sah toll aus in seinem maßgeschneiderten Bühnenanzug; schlank, elegant und dubios bis unter die Hutkrempe." Bob Dylan hat im x-ten Jahr seiner Never-Ending-Tour in der Berliner Max-Schmeling-Halle Station gemacht, und alle Kritiker entpuppen sich als begeisterte Fans und hatten diesen nicht sehr stimmungsvollen Ort in Nullkommnichts vergessen.
"Die Zusammenkunft erinnert ein wenig an die alte Fernsehshow "Erkennen Sie die Melodie?" witzelt die WELT, aber das ist schließlich nichts Ungewöhnliches, wenn ein Superstar mit 45 Jahren Bühnenerfahrung und fast 66 Jahren auf dem Buckel sein Bestes gibt. "His Bobness" , meint Rüdiger Schaper, wirkt glücklicher als früher, "hat seinen selbstzerstörerischen Zynismus abgelegt". Dabei hätten seine Lieder nichts von ihrer Kraft und Ernsthaftigkeit verloren, so der Tagesspiegel. "Die Bildwelt der Songs der Sechziger, gesättigt vom Vietnamkrieg…saugen den Wahnsinn des heutigen Amerika auf. Wie viele Präsidenten hat er überlebt."
"Komm mal, ich zeig Dir die Sterne" – wir sind nicht mehr bei der Begeisterung für ein Bob-Dylan-Konzert, sondern bei der Begeisterung für Schiller. Der Regisseur Peter Stein und sein Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer geben in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Auskunft über ihre Arbeit am Wallenstein. Alle drei Teile soll es geben, zehn Stunden Theater an einem Tag. Altmeister Stein bringt Marathon-Erfahrung mit, zuletzt inszenierte er Goethes Faust, ungekürzt. Über Wallenstein, den astrologiegläubigen Obermanager des Krieges, meint der Regisseur: "Die Materie ist viel trockener als die schweinische Liebesgeschichte zwischen Faust und Gretchen".
Trotzdem verstünde man den Wallenstein heute besser denn je, "weil es unserer Erfahrung entspricht, dass jemand, obwohl er ein gigantischer Zampano ist, im Grunde nichts bewirken kann. Da wirken andere Kräfte: internationale Konzerne, Geld, das Großkapital. Wir haben ein tief sitzendes Verständnis für diese Art Sinnlosigkeit menschlicher Tätigkeit." Klaus Maria Brandauer, der den Wallenstein spielen wird, beschreibt sein Pensum so: "Ich glaube, in all meinen Filmrollen zusammen hatte ich nicht so viel Text"…Und dabei war Brandauer in einigen Filmrollen ganz schön redselig. Premiere vom zehnstündigen Wallenstein ist am 19. Mai, etwas Zeit also noch, um in die Sterne zu gucken…
"Dem Musculus zygomaticus major obliegt nämlich die Aufgabe, beim Lachen die Mundwinkel nach oben zu ziehen…Humor ist ein umfassendes Training für sagenhafte 453 Muskeln, die bei einem Lachvorgang strapaziert werden. Beim Joggen sind es gerade mal halb so viel."
Das ist aber schön. Man hätte auch einfach sagen können: Wer lacht, der isst nicht…Aber immerhin liefert Musculus zygomaticus major einen schönen Vorwand, wenn man am Sonntag den inneren Schweinehund wieder nicht besiegt und sich am Anti-Diät-Tag einmal mehr ums Joggen drückt – einfach zu viel Aufwand für gerade mal die Hälfte von 453 Muskeln.
"Audienz beim Meister des Röchelns" lesen wir nur eine Spalte weiter in der WELT, und "Berlin erlebt keinen guten, auch keinen sehr guten, sondern einen fantastischen Bob Dylan-Auftritt", so schwärmt Rüdiger Schaper im TAGESSPIEGEL, und auch die BERLINER ZEITUNG meint begeistert: "Er sah toll aus in seinem maßgeschneiderten Bühnenanzug; schlank, elegant und dubios bis unter die Hutkrempe." Bob Dylan hat im x-ten Jahr seiner Never-Ending-Tour in der Berliner Max-Schmeling-Halle Station gemacht, und alle Kritiker entpuppen sich als begeisterte Fans und hatten diesen nicht sehr stimmungsvollen Ort in Nullkommnichts vergessen.
"Die Zusammenkunft erinnert ein wenig an die alte Fernsehshow "Erkennen Sie die Melodie?" witzelt die WELT, aber das ist schließlich nichts Ungewöhnliches, wenn ein Superstar mit 45 Jahren Bühnenerfahrung und fast 66 Jahren auf dem Buckel sein Bestes gibt. "His Bobness" , meint Rüdiger Schaper, wirkt glücklicher als früher, "hat seinen selbstzerstörerischen Zynismus abgelegt". Dabei hätten seine Lieder nichts von ihrer Kraft und Ernsthaftigkeit verloren, so der Tagesspiegel. "Die Bildwelt der Songs der Sechziger, gesättigt vom Vietnamkrieg…saugen den Wahnsinn des heutigen Amerika auf. Wie viele Präsidenten hat er überlebt."
"Komm mal, ich zeig Dir die Sterne" – wir sind nicht mehr bei der Begeisterung für ein Bob-Dylan-Konzert, sondern bei der Begeisterung für Schiller. Der Regisseur Peter Stein und sein Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer geben in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Auskunft über ihre Arbeit am Wallenstein. Alle drei Teile soll es geben, zehn Stunden Theater an einem Tag. Altmeister Stein bringt Marathon-Erfahrung mit, zuletzt inszenierte er Goethes Faust, ungekürzt. Über Wallenstein, den astrologiegläubigen Obermanager des Krieges, meint der Regisseur: "Die Materie ist viel trockener als die schweinische Liebesgeschichte zwischen Faust und Gretchen".
Trotzdem verstünde man den Wallenstein heute besser denn je, "weil es unserer Erfahrung entspricht, dass jemand, obwohl er ein gigantischer Zampano ist, im Grunde nichts bewirken kann. Da wirken andere Kräfte: internationale Konzerne, Geld, das Großkapital. Wir haben ein tief sitzendes Verständnis für diese Art Sinnlosigkeit menschlicher Tätigkeit." Klaus Maria Brandauer, der den Wallenstein spielen wird, beschreibt sein Pensum so: "Ich glaube, in all meinen Filmrollen zusammen hatte ich nicht so viel Text"…Und dabei war Brandauer in einigen Filmrollen ganz schön redselig. Premiere vom zehnstündigen Wallenstein ist am 19. Mai, etwas Zeit also noch, um in die Sterne zu gucken…