Von Ulrike Timm
Die "Welt" klärt den Leser darüber auf, was sich hinter MMORPG verbirgt und dass das Paralleluniversum im Internet bald zu Grunde gehen wird. Außerdem berichtet das Blatt über die Rolle der Stadt Köthen bei der Pflege der deutschen Sprache. Die "Süddeutsche Zeitung" geht der Frage nach, wie renommierte Schriftsteller auf ihren Erstling zurückblicken.
MMORPG, ja, manchmal geht das Feuilletonlesen nicht ohne Vokabellernen ab. MMORPG also, gutes Gefühl übrigens, dass hier wohl nicht allein die Pressebeschauerin am Buchstabensalat scheitert. "Massively Multiplayer Online Role Playing Game" bringt uns auch nicht wirklich weiter, des Rätsels Lösung findet sich in der WELT. Hier nimmt Gert Wagner, Mitglied des Wissenschaftsrat, die Welt des "Second Life" auseinander, jenes Paralleluniversum im Internet, in dem man ganz real pleite gehen kann, weil man zum Beispiel mit echtem Geld virtuelle Immobilien kauft. Kein Feuilleton, das derzeit nicht über Second Life schreibt, mal fasziniert, mal abgestoßen. "’Second Life’ wird sterben", meint nun die WELT.
"Das Paralleluniversum wird an maximaler Langeweile zu Grunde gehen."
Denn, bei den echten Multiplayer-online-Spielen, also denen, "wo sich Tausende oder zehntausende Spieler gleichzeitig im Internet treffen, um in einer fiktiven Welt miteinander zu ‚spielen’" – eben MMORPG, jetzt ist es heraus – bei solchen Spielen geht es um "Ruhm und Ehre, bei Second Life nur ums konsumieren."
Weshalb die Sache sich nach kurzem Boom totlaufen wird, meint die WELT. Dass die großen Zeiten von "Second life" vorbei seien, erkenne man daran, dass "eBay kürzlich den Handel mit Avataren, also virtuellen Charakteren" eingestellt habe." Fazit: Wer bislang gar nicht wusste, dass es so was gibt, nun noch auf den Zug aufspringen und so einen reizend geschönten kleinen virtuellen Charakterklon von sich meistbietend verhökern wollte – geht nicht mehr.
Eine Seite vor diesen beunruhigenden Irrungen und Wirrungen geht es in der WELT um die Pflege der deutschen Sprache.
"In Köthen, das sich bereits ‚Bach-Stadt’ und ‚Hauptstadt der Homöopathie’ nennt, führte das Unbehagen am Verfall der Sprachkultur im Januar zur Neugründung der honorigen ‚Fruchtbringenden Gesellschaft’ von 1617. Auf Anhieb schlossen sich gleich fünf weitere Vereine an: die Aktion Deutsche Sprache aus Hannover, der Sprachrettungsklub Bautzen, die Bremerhavener Regionalgruppe des Vereins Deutsche Sprache, die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt und der Nürnberger ‚Pegnesische Blumenorden’, einzige Sprachgesellschaft der Barockzeit, die die Zeiten überlebt hat."
All das hängt vor allem auch damit zusammen, dass Köthen gern am Ruhm von Mannheim kratzen möchte, denn in Mannheim befindet sich ja das ja das doch etwas bekanntere "Institut für deutsche Sprache". Wie auch immer, mit MMORPG ist man offenbar in beiden Orten und allen Gesellschaften noch nicht so recht fertig geworden…
Wie renommierte Schriftsteller mit ihrem Erstling fertig geworden sind, wie sie heute noch auf ihr erstes Buch schauen, dessen Veröffentlichung Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt, das fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Friederike Mayröcker etwa kann sich an "Larifari. Ein konfuses Buch" von 1956 kaum noch erinnern:
"Immer die Angst: Wenn ich es wieder lese, vielleicht blockiert es mich."
Hans Magnus Enzensberger staunt, mit welcher Selbstherrlichkeit er sich bei der "Verteidigung der Wölfe", erschienen 1957, die Richterrolle anmaßte.
"Was mich heute an meinem ersten Buch in gewisser Weise quält, ist die Rhetorik… ’J’accuse’ – ich klage an - heißt einer der berühmtesten Texte des so verstandenen politischen Engagements. Das ist eine Rolle, die ich heute nicht mehr einnehmen kann, weil ich an ihrer Legitimation zweifle."
So Enzensberger in der SZ. Für Altersmilde ist der heute 42-jährige Michael Lentz noch zu jung, er amüsiert sich eher über den jugendlichen Überschwang, nicht Erlebtes zu möglichst unverständlichen Versen zu verschwurbeln, orientiert an höchsten Instanzen, versteht sich.
"Ich stellte fest, dass Celan zu schreiben gar nicht so schwer ist. Man setzt sich hin und schreibt sofort drei Celans, da wird gar nicht lange gefackelt. Dann liest man den selbst geschriebenen Celan durch und versteht ihn nicht. Das habe ich dann für große, für bedeutende Poesie gehalten. Die Bestätigung für diese Annahme kam, wenn Freunde ebenfalls kein Wort verstanden haben."
Michael Lentz Urteil über seine frühen Gedichte von 1985: "Insgesamt ein sympathischer, verworrener Mist." Immerhin, an einem Verslein über MMORPG hat sich nicht versucht. Damals nicht und heute nicht...
"Das Paralleluniversum wird an maximaler Langeweile zu Grunde gehen."
Denn, bei den echten Multiplayer-online-Spielen, also denen, "wo sich Tausende oder zehntausende Spieler gleichzeitig im Internet treffen, um in einer fiktiven Welt miteinander zu ‚spielen’" – eben MMORPG, jetzt ist es heraus – bei solchen Spielen geht es um "Ruhm und Ehre, bei Second Life nur ums konsumieren."
Weshalb die Sache sich nach kurzem Boom totlaufen wird, meint die WELT. Dass die großen Zeiten von "Second life" vorbei seien, erkenne man daran, dass "eBay kürzlich den Handel mit Avataren, also virtuellen Charakteren" eingestellt habe." Fazit: Wer bislang gar nicht wusste, dass es so was gibt, nun noch auf den Zug aufspringen und so einen reizend geschönten kleinen virtuellen Charakterklon von sich meistbietend verhökern wollte – geht nicht mehr.
Eine Seite vor diesen beunruhigenden Irrungen und Wirrungen geht es in der WELT um die Pflege der deutschen Sprache.
"In Köthen, das sich bereits ‚Bach-Stadt’ und ‚Hauptstadt der Homöopathie’ nennt, führte das Unbehagen am Verfall der Sprachkultur im Januar zur Neugründung der honorigen ‚Fruchtbringenden Gesellschaft’ von 1617. Auf Anhieb schlossen sich gleich fünf weitere Vereine an: die Aktion Deutsche Sprache aus Hannover, der Sprachrettungsklub Bautzen, die Bremerhavener Regionalgruppe des Vereins Deutsche Sprache, die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt und der Nürnberger ‚Pegnesische Blumenorden’, einzige Sprachgesellschaft der Barockzeit, die die Zeiten überlebt hat."
All das hängt vor allem auch damit zusammen, dass Köthen gern am Ruhm von Mannheim kratzen möchte, denn in Mannheim befindet sich ja das ja das doch etwas bekanntere "Institut für deutsche Sprache". Wie auch immer, mit MMORPG ist man offenbar in beiden Orten und allen Gesellschaften noch nicht so recht fertig geworden…
Wie renommierte Schriftsteller mit ihrem Erstling fertig geworden sind, wie sie heute noch auf ihr erstes Buch schauen, dessen Veröffentlichung Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt, das fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Friederike Mayröcker etwa kann sich an "Larifari. Ein konfuses Buch" von 1956 kaum noch erinnern:
"Immer die Angst: Wenn ich es wieder lese, vielleicht blockiert es mich."
Hans Magnus Enzensberger staunt, mit welcher Selbstherrlichkeit er sich bei der "Verteidigung der Wölfe", erschienen 1957, die Richterrolle anmaßte.
"Was mich heute an meinem ersten Buch in gewisser Weise quält, ist die Rhetorik… ’J’accuse’ – ich klage an - heißt einer der berühmtesten Texte des so verstandenen politischen Engagements. Das ist eine Rolle, die ich heute nicht mehr einnehmen kann, weil ich an ihrer Legitimation zweifle."
So Enzensberger in der SZ. Für Altersmilde ist der heute 42-jährige Michael Lentz noch zu jung, er amüsiert sich eher über den jugendlichen Überschwang, nicht Erlebtes zu möglichst unverständlichen Versen zu verschwurbeln, orientiert an höchsten Instanzen, versteht sich.
"Ich stellte fest, dass Celan zu schreiben gar nicht so schwer ist. Man setzt sich hin und schreibt sofort drei Celans, da wird gar nicht lange gefackelt. Dann liest man den selbst geschriebenen Celan durch und versteht ihn nicht. Das habe ich dann für große, für bedeutende Poesie gehalten. Die Bestätigung für diese Annahme kam, wenn Freunde ebenfalls kein Wort verstanden haben."
Michael Lentz Urteil über seine frühen Gedichte von 1985: "Insgesamt ein sympathischer, verworrener Mist." Immerhin, an einem Verslein über MMORPG hat sich nicht versucht. Damals nicht und heute nicht...