Von Ulrike Timm

Verlage und Bibliotheken haben ihren Streit über die Online-Verwertung von Büchern beigelegt. Damit dürften Bücher künftig via Internet leichter zugänglich sein. Die "Welt" meint, bereits am Eröffnungsabend der Berlinale sei klar, wer den Goldenen Bären für die beste Schauspielleistung erhalten müsse. Und die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlicht eine Ode ans Goggomobil.
"Das Urheberrecht ist der Kampfplatz der digitalen Welt", meint wohl nicht nur die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und freut sich im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, über die reelle Chance, dass der Welt ein Kampfplatz verloren geht. Verlage und Bibliotheken haben ihren Streit über die Online-Verwertung von Büchern beigelegt. Künftig stellen die Verlage den Bibliotheken ihre Bücher gegen Lizenzgebühr zur Verfügung, und die Bibliotheken stellen sie dann online.

"Die Informationsgesellschaft fördert ihre Kinder", meint dazu die WELT, und die Süddeutsche resümiert kurz und knapp: "Keine Angst vor Google".

Mit dieser Einigung zwischen Bibliotheken und Verlagen werden Bücher zukünftig viel leichter via Internet zugänglich sein, und das Medium Buch wird sich zugleich öffnen und verändern. Und weil diese Entwicklung in den kommenden Jahren ganz sicher viele unserer lesenden Hörer betreffen wird, stellt die Pressebeschauerin dieses Thema voran, bevor sie sich der glamourösen Pflicht dieser Tage widmet: natürlich sind alle Filmkritiker, Kolumnisten und Rote-Teppich-Beschauer der großen Zeitungen bei den Filmfestspielen in Berlin.

"Was wäre ein Filmfest ohne die Kunst der Übertreibung, was wäre die Berlinale ohne die schillernde Mischung aus Glamour und menschlichem Faktor?", " fragt Christiane Peitz im TAGESSPIEGEL, und der menschliche Faktor im Mittelpunkt des ersten Tages ist schon klar auszumachen: Marion Cotillard, die im Eröffnungsfilm "La vie en rose" die legendäre Edith Piaf verkörpert. Für die WELT ist der Schauspiel-Bär damit schon vergeben, und auch andere Zeitungen geizen nicht mit Lob für die junge Schauspielerin, die sich ganz bodenständig gibt:

""Gehen Sie mal vier Monate im typischen Piaf-Entenwatschelgang – danach fällt es schwer, wieder gerade zu gehen"," so wird Cotillard im Tagesspiegel zitiert. Der Film selbst kommt in den Feuilletons durchwachsen weg, Claudia Lenssen meint in der taz:

""Das ist wie Ravels Boléro - eine musikalische Überwältigungsmaschine"und schnell wird klar, die Rezensentin liebt den Boléro nicht sehr…

Den Gegenpol zu Glanz, Gesang und Glamour liefert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Wolfgang Schneider hat sich in die Berliner Buslinie 104 gesetzt und dort eineinhalb Stunden lang das "Glück des Vorbeifahrens" genossen, Menschen beobachtet und Schlecker-Märkte gezählt. Ein Feuilleton zum Verweilen, das uns, scheinbar luxuriös-absichtslos, mehr von Berlin und seinen Menschen erzählt als viele Sozialreportagen. Zu finden in der FAZ.

Ob der Schriftsteller Georg Klein auch Bus fährt, erzählt er uns nicht, aber dass seine Liebe dem Goggomobil gehört, erfahren wir in der Süddeutschen Zeitung. Klein erzählt von jenem Urviech des Kleinwagens, der die 50er und 60er Jahre in Deutschland mitprägte – und die Kindheit des Autors, dessen Onkel "mit einer einzigen Tankfüllung von Augsburg bis nach Schloss Neuschwanstein und zurück" fuhr.

Die Ode ans Goggomobil und an den Kleinwagen schlechthin ist natürlich vor allem auch ein süffisanter Kommentar zu Äußerungen des bayerischen Wirtschaftsministers Erwin Huber, dessen Lebensqualität offenbar stark vom Hubraum abhängt. Der Zeitung mit den größten Buchstaben sagte Huber als Kommentar zur Klimaschutzdebatte: "Die Deutschen dürfen von Brüssel nicht zu einem Volk von Kleinwagenfahrern degradiert werden"; und so stellt der Schriftsteller in der Süddeutschen der drohenden Erniedrigung der Großwagenfahrer seine Erinnerungen ans "Blech von Onkel Karl", gegenüber. Einer seiner Anverwandten sei sogar in einem Kleinwagen gezeugt worden, meldet uns Georg Klein halb verschämt, halb stolz, und weiter:

"Gut zu wissen, dass dergleichen möglich war und noch ist. Es ermutigt mich zu nichts weniger als der Hoffnung, wir, die Deutschen, könnten als kommende Fahrer bezaubernder Kleinwagen wieder mobiler, rundum gelenkiger, erotischer und womöglich sogar wieder fruchtbarer werden."

Ob Erwin Huber nun von BMW auf VW-Polo umsteigt?