Von Ulrike Timm
Zwei Verrisse: Der „Spiegel“ fällt ein vernichtendes Urteil über das Bob-Dylan-Musical am Broadway. Und die „tageszeitung“ macht sich über das neuste Album von Cat Stevens alisa Yusuf Islam lustig. Außerdem: Die Feuilletons ehren den verstorbenen Schauspieler Hans-Peter Minetti.
„Lass den Quatsch, Dylan und Musical, das ist wie Bundeswehr-Bigband, die die Klassiker der Sex-Pistols in Instrumentalversion gibt“, das dachte sich Spiegel-Kulturchef Matthias Matussek, bevor er das Bob-Dylan-Musical am Broadway besuchte, und dann, eingekeilt zwischen „Blowin’ in the wind“ säuselnden russischen Touristinnen, nicht flüchten konnte. Geschieht ihm recht. Nun ist der Verriss nicht zuletzt die vergnügte Rache des Rezensenten für einen vergeigten Abend, und so hat Matussek die Show mit gehöriger Verve so fixiert.
„Diese Aufführung ist die bösartigste aller möglichen Vernichtungen Bob Dylans, weil sie mit seinem Einverständnis geschieht“, heißt es im Spiegel, und zum berühmten Protestsong „Mr. Tambourine Man“ fällt dem geschockten Rezensenten ein: „Das hier ist Mr. Trampoline Man“, denn natürlich wird auch ein Protestsong am Broadway getanzt.
Fazit
„Das gute alte ‚Wir nehmen es mit der ganzen Welt auf’-Repertoire des rauen Protest-Cowboys Dylan als Butterfahrt. Ist man schon so alt?“
Wobei das vielleicht die eigentliche, die entscheidende Frage ist. Denn war es nicht auch diese Erfahrung, die weh tat? Den eigenen jugendlichen Weltverbesserungsträumen mittels Bob-Dylan-Mundharmonika-Politsongs eben nicht zu begegnen, und stattdessen zu merken: gone with the wind. Tempi passati.
Direkt nach Bob Dylan von Cat Stevens zu reden, ist eigentlich nicht fair, also entschuldigen wir uns ausdrücklich dafür, können aber auch nichts daran ändern, dass das neue Album des Troubadours der Sensiblen in diesen Tagen für Aufsehen sorgt. Denn Cat Stevens gibt es nicht mehr. Cat Stevens heißt seit fast 30 Jahren Yusuf Islam, hat als solcher fast 30 Jahre die Musik und des Lebens Trubel gemieden, aber etwa die Fatwa gegen Salman Rushdie unterstützt und sich einen langen frommen Bart wachsen lassen.
Und jetzt macht des Propheten berühmtester Konvertit eben doch wieder Musik…
„Es wäre wirklich gelogen, wollte man behaupten, dass irgendjemand Cat Stevens vermisst hätte“, schreibt Tobias Rapp in der taz, wohl auch in leicht stirnrunzelnder Erinnerung an jene spezielle 70er Jahre Szene, als Stevens von Buddhismus bis Ufo-Glaube alles ausprobierte, stellvertretend für seine Fans, die in Töpfer- und Selbsterfahrungsgruppen festsaßen….
„Another cup“, so heißt die CD von Yusuf Islam, und nicht nur die taz meint:
„Die Tasse ist leer“.
„An other Cup“ ist das erste Album seit 28 Jahren von Cat Stevens, der sich nun Yusuf Islam nennt. Es überrascht durch fast völlige Inhaltsleere. Dafür illustriert es sehr treffend, warum Menschen der Religion anheim fallen: als Schutz vor existentiellen Fragen nämlich und nicht etwa als Antwort auf dieselben",“
soweit Tobias Rapp in der taz, und eingefleischte Pop-Fans müssen bei der Lektüre des Artikels schon ziemlich tapfer sein… Zwei Verrisse also. Und ein radikaler Themenwechsel.
Höflich sind die Nachrufe, die die WELT, der Tagesspiegel und die Süddeutsche Zeitung dem Schauspieler Hans-Peter Minetti widmen, der am Wochenende im Alter von 80 Jahren verstarb. Nur sehr vorsichtig, wenn überhaupt, sei der ehemalige Präsident des Verbands der Theaterschaffenden der DDR auf Distanz zu seiner Funktionärsrolle gegangen.
„Er war ein großer Schauspieler – trotzdem, möchte man sagen“, so Matthias Heine in der WELT, und weiter:
„"Als Ex Multifunktionär sah er sich nach der Wende mit einem geteilten Nachruhm konfrontiert: Er erinnerte sich nur an all diejenigen, denen er geholfen hatte. Die anderen gedachten meist der vielen, die er drangsaliert hatte.“
Und der Berliner Tagesspiegel überschreibt seinen Nachruf auf Hans-Peter Minetti vielsagend knapp:
„"Ein Mächtiger".“
„Diese Aufführung ist die bösartigste aller möglichen Vernichtungen Bob Dylans, weil sie mit seinem Einverständnis geschieht“, heißt es im Spiegel, und zum berühmten Protestsong „Mr. Tambourine Man“ fällt dem geschockten Rezensenten ein: „Das hier ist Mr. Trampoline Man“, denn natürlich wird auch ein Protestsong am Broadway getanzt.
Fazit
„Das gute alte ‚Wir nehmen es mit der ganzen Welt auf’-Repertoire des rauen Protest-Cowboys Dylan als Butterfahrt. Ist man schon so alt?“
Wobei das vielleicht die eigentliche, die entscheidende Frage ist. Denn war es nicht auch diese Erfahrung, die weh tat? Den eigenen jugendlichen Weltverbesserungsträumen mittels Bob-Dylan-Mundharmonika-Politsongs eben nicht zu begegnen, und stattdessen zu merken: gone with the wind. Tempi passati.
Direkt nach Bob Dylan von Cat Stevens zu reden, ist eigentlich nicht fair, also entschuldigen wir uns ausdrücklich dafür, können aber auch nichts daran ändern, dass das neue Album des Troubadours der Sensiblen in diesen Tagen für Aufsehen sorgt. Denn Cat Stevens gibt es nicht mehr. Cat Stevens heißt seit fast 30 Jahren Yusuf Islam, hat als solcher fast 30 Jahre die Musik und des Lebens Trubel gemieden, aber etwa die Fatwa gegen Salman Rushdie unterstützt und sich einen langen frommen Bart wachsen lassen.
Und jetzt macht des Propheten berühmtester Konvertit eben doch wieder Musik…
„Es wäre wirklich gelogen, wollte man behaupten, dass irgendjemand Cat Stevens vermisst hätte“, schreibt Tobias Rapp in der taz, wohl auch in leicht stirnrunzelnder Erinnerung an jene spezielle 70er Jahre Szene, als Stevens von Buddhismus bis Ufo-Glaube alles ausprobierte, stellvertretend für seine Fans, die in Töpfer- und Selbsterfahrungsgruppen festsaßen….
„Another cup“, so heißt die CD von Yusuf Islam, und nicht nur die taz meint:
„Die Tasse ist leer“.
„An other Cup“ ist das erste Album seit 28 Jahren von Cat Stevens, der sich nun Yusuf Islam nennt. Es überrascht durch fast völlige Inhaltsleere. Dafür illustriert es sehr treffend, warum Menschen der Religion anheim fallen: als Schutz vor existentiellen Fragen nämlich und nicht etwa als Antwort auf dieselben",“
soweit Tobias Rapp in der taz, und eingefleischte Pop-Fans müssen bei der Lektüre des Artikels schon ziemlich tapfer sein… Zwei Verrisse also. Und ein radikaler Themenwechsel.
Höflich sind die Nachrufe, die die WELT, der Tagesspiegel und die Süddeutsche Zeitung dem Schauspieler Hans-Peter Minetti widmen, der am Wochenende im Alter von 80 Jahren verstarb. Nur sehr vorsichtig, wenn überhaupt, sei der ehemalige Präsident des Verbands der Theaterschaffenden der DDR auf Distanz zu seiner Funktionärsrolle gegangen.
„Er war ein großer Schauspieler – trotzdem, möchte man sagen“, so Matthias Heine in der WELT, und weiter:
„"Als Ex Multifunktionär sah er sich nach der Wende mit einem geteilten Nachruhm konfrontiert: Er erinnerte sich nur an all diejenigen, denen er geholfen hatte. Die anderen gedachten meist der vielen, die er drangsaliert hatte.“
Und der Berliner Tagesspiegel überschreibt seinen Nachruf auf Hans-Peter Minetti vielsagend knapp:
„"Ein Mächtiger".“