Von Ulrike Timm
Die Feuilletons der Zeitungen widmen sich dem 100. Todestag von Konrad Duden und nehmen eines ihrer wichtigsten Werkzeuge aufs Korn.
Dass wir uns, "angefressen vom Analogkäse", von der Tiefkühlpizza abwenden, verdanken wir – auch – einem Mann, der seit hundert Jahren tot ist: Konrad Duden. Der Gymnasialdirektor aus Thüringen begründete mit dem Duden das Werk, das mitentscheidet, welche Wörter es in die Zeitung bringen und welche nicht. Und "angefressen" ist im Duden genauso drin wie "Analogkäse" – wovon Konrad Duden natürlich nix wusste, er kannte ihn ebenso wenig wie die "Pizza a la mama" vom Italiener nebenan. Die "Jungfer" allerdings war ihm ebenso geläufig wie das "Beinkleid", und beide dürften im heutigen Sprachgebrauch so gut wie ausgestorben sein.
Jens Bisky macht sich in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG auf die Spur von alten und neuen Wörtern. Denn zum 100. Todestag des Namensgebers hat der Dudenverlag einen schmalen Ergänzungsband herausgebracht, der sich auf den Sprachwandel konzentriert und Beispiele aus den letzten zehn Jahren bringt, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden haben. Und siehe da, "Hüftgold" und "abfrühstücken" waren uns wahrscheinlich schon vorher gut bekannt, aber sprachlich nicht geläufig.
Die SÜDDEUTSCHE fragt, was uns bleiben wird, das Googeln sicherlich – auch deutsch mit "el" statt englisch mit "le".
"Man fragt sich beim Blättern, wie lange der 'Heuschreckenkapitalismus' und die 'Abwrackprämie' sich halten werden, und ob 'Alkopops' ihre beste Zeit nicht schon hinter sich haben – so wie das 'Weichei' und der 'Warmduscher'."
Judith von Sternburg betont in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Kontrollfunktion des Dudens, und wie schade das manchmal sei, wenn man als Autor ein Wort sehr liebt, das aber leider sonst kaum ein Mensch kennt. Da hilft's dann nicht mal, wenn Google solch ein Lieblingswort als ostmitteldeutschen Dialekt enttarnt – was im Duden nicht drin ist, ist nicht drin, und kommt ins Blatt nicht rein.
"Die 'Bemme' (das belegte Brot) hat es auf diese Weise doch noch in die Zeitung geschafft. Die Wendung 'jetzt hat es aber geschnackelt' (jetzt reicht's mir aber) ungerechterweise nicht."
Vielleicht ist "Stuttgart 21" ja ein Kandidat für die nächste kleine Ergänzungsausgabe des Dudens, über die Halbwertszeit von Begriffen wie Bahnhof wagen wir hier keinerlei Prognose.
Der TAGESSPIEGEL nimmt die Diskussion noch einmal auf, samt Kompromissvorschlag, mit dem Schlichter Heiner Geißler kurz vorm Wochenende ankam wie Kai aus der Kiste. (Duden? nicht Duden?) Eine Lösung habe man am Freitag nicht ernstlich erwarten können, meint Peter Schneider.
" "Denn erstens gibt es keinen vernünftigen Kompromiss zwischen einem Kopfbahnhof und einem Tiefbahnhof – nicht einmal, wenn Heiner Geißler ihn vorschlägt. Zweitens liegt es in der Natur öffentlicher Streit-Veranstaltungen wie in Stuttgart, dass sie vor allem auf der Ebene der Konzeptions- und Fehleranalyse etwas leisten. Wenn es um die Entscheidung geht, halten die Parteien an ihren Präferenzen fest. Die Argumente dienen nur der Befestigung der eigenen Position", "
lesen wir im TAGESSPIEGEL. Da kann die TAZ dann leider auch nicht weiterhelfen. Die fragt den Softwareentwickler Bernd Wurm nach seinem neuesten Werk, dem BlaBlaMeter, der Texte auf inhaltsleere PR-Phrasen überprüft und anschließend den "Bullshit-Index" errechnet. Das FDP-Wahlprogramm erzielt den Bullshit-Faktor 0,45 und gilt der Software bereits als heiße Luft.
" "Die höchsten Werte erzielten Profilbeschreibungen von Unternehmen. Da gab es Werte bis zu 4", "
sagt Bullshit-Index-Schöpfer Bernd Wurm in der TAZ. Wäre doch schick, wenn der gute Mann gleich weiter scannte, erst den Neue-Wörter-Duden und dann die Bahn samt aller Höfe ... .
Jens Bisky macht sich in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG auf die Spur von alten und neuen Wörtern. Denn zum 100. Todestag des Namensgebers hat der Dudenverlag einen schmalen Ergänzungsband herausgebracht, der sich auf den Sprachwandel konzentriert und Beispiele aus den letzten zehn Jahren bringt, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden haben. Und siehe da, "Hüftgold" und "abfrühstücken" waren uns wahrscheinlich schon vorher gut bekannt, aber sprachlich nicht geläufig.
Die SÜDDEUTSCHE fragt, was uns bleiben wird, das Googeln sicherlich – auch deutsch mit "el" statt englisch mit "le".
"Man fragt sich beim Blättern, wie lange der 'Heuschreckenkapitalismus' und die 'Abwrackprämie' sich halten werden, und ob 'Alkopops' ihre beste Zeit nicht schon hinter sich haben – so wie das 'Weichei' und der 'Warmduscher'."
Judith von Sternburg betont in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Kontrollfunktion des Dudens, und wie schade das manchmal sei, wenn man als Autor ein Wort sehr liebt, das aber leider sonst kaum ein Mensch kennt. Da hilft's dann nicht mal, wenn Google solch ein Lieblingswort als ostmitteldeutschen Dialekt enttarnt – was im Duden nicht drin ist, ist nicht drin, und kommt ins Blatt nicht rein.
"Die 'Bemme' (das belegte Brot) hat es auf diese Weise doch noch in die Zeitung geschafft. Die Wendung 'jetzt hat es aber geschnackelt' (jetzt reicht's mir aber) ungerechterweise nicht."
Vielleicht ist "Stuttgart 21" ja ein Kandidat für die nächste kleine Ergänzungsausgabe des Dudens, über die Halbwertszeit von Begriffen wie Bahnhof wagen wir hier keinerlei Prognose.
Der TAGESSPIEGEL nimmt die Diskussion noch einmal auf, samt Kompromissvorschlag, mit dem Schlichter Heiner Geißler kurz vorm Wochenende ankam wie Kai aus der Kiste. (Duden? nicht Duden?) Eine Lösung habe man am Freitag nicht ernstlich erwarten können, meint Peter Schneider.
" "Denn erstens gibt es keinen vernünftigen Kompromiss zwischen einem Kopfbahnhof und einem Tiefbahnhof – nicht einmal, wenn Heiner Geißler ihn vorschlägt. Zweitens liegt es in der Natur öffentlicher Streit-Veranstaltungen wie in Stuttgart, dass sie vor allem auf der Ebene der Konzeptions- und Fehleranalyse etwas leisten. Wenn es um die Entscheidung geht, halten die Parteien an ihren Präferenzen fest. Die Argumente dienen nur der Befestigung der eigenen Position", "
lesen wir im TAGESSPIEGEL. Da kann die TAZ dann leider auch nicht weiterhelfen. Die fragt den Softwareentwickler Bernd Wurm nach seinem neuesten Werk, dem BlaBlaMeter, der Texte auf inhaltsleere PR-Phrasen überprüft und anschließend den "Bullshit-Index" errechnet. Das FDP-Wahlprogramm erzielt den Bullshit-Faktor 0,45 und gilt der Software bereits als heiße Luft.
" "Die höchsten Werte erzielten Profilbeschreibungen von Unternehmen. Da gab es Werte bis zu 4", "
sagt Bullshit-Index-Schöpfer Bernd Wurm in der TAZ. Wäre doch schick, wenn der gute Mann gleich weiter scannte, erst den Neue-Wörter-Duden und dann die Bahn samt aller Höfe ... .