Von Ulrike Timm
Die FAZ macht sich Gedanken über die Ansprüche an Trainer beim FC Bayern München. Moritz Rinke wundert sich im "Tagesspiegel" darüber, nach welchen Kriterien Minister ausgewählt werden. Und die "Süddeutsche" blickt vor lauter "Leuchttürmen" in der Kultur nicht mehr durch.
"Irrer gesucht", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, "Echt irre", heißt es im TAGESSPIEGEL und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fragt "Was blinkt denn da?" und denkt dabei an lauter irrlichternde Leuchttürme. Wir lassen uns nicht beirren und dröseln das der Reihe nach auf.
Zweimal geht es um Personalpolitik, die FAZ sucht nach einem Fußballtrainer, der TAGESSPIEGEL nach Ministern. Fußballtrainer scheint klar der anspruchsvollere Job zu sein.
"Wir, ein seit Jahrzehnten erfolgreiches Unternehmen der Unterhaltungsbranche, suchen umständehalber zum 1. Juli 2011 einen neuen Produktionsleiter". "
So könnte doch die Stellenanzeige beginnen, mit der der FC Bayern München nach einem Nachfolger für Trainer Louis van Gaal Ausschau hält, schlägt Jürgen Kaube vor und macht dann süffisant deutlich: den Job muss man sich antun wollen. Gilt es doch klarzukommen mit einem vielstimmigen Vorgesetztenchor, teilweise mit "Weltmeisterkompetenz", teilweise ohne, kurz, Leidensfähigkeit ist mitzubringen.
""Sie mögen es, wenn Ihre Arbeit ... ständig anders kommentiert wird und das Lob eines Ihrer Vorgesetzten sofort zu Kritik eines anderen Ihrer Vorgesetzten an Ihnen führt?"
"Beim FC Bayern nützen einem alle Verdienste und Erfolge nichts", stellt die FAZ fest. Denn eigentlich hat Noch-Trainer Louis van Gaal gar nichts falsch gemacht, allerdings ist man beim FC Bayern untragbar, wenn man fünf Punkte vom dritten Platz entfernt steht und mit einem Bein im Champions-League-Viertelfinale. Denn hier gilt: Es geht nur ganz weit oben, und knapp vorbei ist viel zu weit daneben. Eben diese Haltung motiviert Jürgen Kaube, den Fußball dem Sportteil zu entreißen und den Pass ins Feuilleton zu spielen:
"Der FC Bayern protestiert gewissermaßen gegen das statistische Gesetz, dass man nicht immer gewinnen kann"."
Fußball als l'art pour l'art, "kindisch, größenwahnsinnig, unterhaltsam, ungeduldig, gedächtnisschwach, jederzeit rot anlaufende Köpfe hervorbringend."
In Teilen hielte Moritz Rinke im TAGESSPIEGEL diese Beschreibung auch bei der Ministersuche bestimmt für durchaus hilfreich. Zudem kann man sich als Minister manchmal ja auch ziemlich lange halten, wenn man - anders als der Bayerntrainer - objektiv ziemlich viel falsch gemacht hat. "Echt irre: wie Minister ausgesucht werden", überlegt der Dramatiker Moritz Rinke, und beschreibt - halb fabulierend, halb nachzeichnend - wie jüngst im Ringtausch von CDU und CSU blitzschnell ein Innenminister zum Verteidigungsminister mutierte und ein Landesgruppenchef, weil er Verteidigungsminister dann doch nicht werden sollte, dann eben Innenminister werden wollen sollen musste ... es ist schon kompliziert.
""Warum kann ein Fahrenschon oder ein Herrmann genauso gut Verteidigungs- wie Innen- oder sogar Verkehrsminister sein? Und dann wird es ein Friedrich, weil Seehofer keine Lust mehr zum Telefonieren hatte und es einer aus der CSU sein musste?", staunt Moritz Rinke und stellt im TAGESSPIEGEL fest:
"Irre ... stellt Bayern München jetzt etwa einen Handballtrainer ein? Gehe ich zum Urologen, wenn ich Zahnschmerzen habe? Nur bei den Ministern kann kommen, wer will."
Wir wollen das jetzt nicht weiter verfolgen, sondern schwenken um zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, wo Stephan Opitz die Kulturpolitik vor lauter Leuchttürmen irrlichtern sieht. Denn alles ist heute ein "Leuchtturm", von der Schwerter Kleinkunstwoche bis zur Hamburger Elbphilharmonie.
""Wer gegenwärtig öffentliche Gelder, egal ob aus einem Stadtsäckel, aus Landes- oder Bundeshaushalt oder aus EU-Förderprogrammen beantragen möchte, tut daher gut daran, sich eine 'Leuchtturmfunktion' für sein Haus auszudenken". "
Die Konzentration aufs hektische Blinken von sich inflationär bis tief ins Binnenland ausbreitenden Leuchttürmen aber taucht weniger spektakuläre Einrichtungen mehr und mehr ins Dunkel. Bibliotheken zum Beispiel, oder respektable Landesmuseen und Stadttheater. Kurz: die Grundlagen von Bildung und Kultur. "Wenn alle leuchten, sieht man am Ende nichts mehr", schreibt Stephan Opitz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und befürchtet, dass Kulturpolitik zunehmend auf Kosten des Bestands gemacht wird. Vielleicht ist das ein klein wenig wie beim vielstimmig gegeneinander agierenden Vorgesetztenchor des FC Bayern München: Wenn alle Leuchttürme durcheinander blinken, erleidet man Schiffbruch ...
Zweimal geht es um Personalpolitik, die FAZ sucht nach einem Fußballtrainer, der TAGESSPIEGEL nach Ministern. Fußballtrainer scheint klar der anspruchsvollere Job zu sein.
"Wir, ein seit Jahrzehnten erfolgreiches Unternehmen der Unterhaltungsbranche, suchen umständehalber zum 1. Juli 2011 einen neuen Produktionsleiter". "
So könnte doch die Stellenanzeige beginnen, mit der der FC Bayern München nach einem Nachfolger für Trainer Louis van Gaal Ausschau hält, schlägt Jürgen Kaube vor und macht dann süffisant deutlich: den Job muss man sich antun wollen. Gilt es doch klarzukommen mit einem vielstimmigen Vorgesetztenchor, teilweise mit "Weltmeisterkompetenz", teilweise ohne, kurz, Leidensfähigkeit ist mitzubringen.
""Sie mögen es, wenn Ihre Arbeit ... ständig anders kommentiert wird und das Lob eines Ihrer Vorgesetzten sofort zu Kritik eines anderen Ihrer Vorgesetzten an Ihnen führt?"
"Beim FC Bayern nützen einem alle Verdienste und Erfolge nichts", stellt die FAZ fest. Denn eigentlich hat Noch-Trainer Louis van Gaal gar nichts falsch gemacht, allerdings ist man beim FC Bayern untragbar, wenn man fünf Punkte vom dritten Platz entfernt steht und mit einem Bein im Champions-League-Viertelfinale. Denn hier gilt: Es geht nur ganz weit oben, und knapp vorbei ist viel zu weit daneben. Eben diese Haltung motiviert Jürgen Kaube, den Fußball dem Sportteil zu entreißen und den Pass ins Feuilleton zu spielen:
"Der FC Bayern protestiert gewissermaßen gegen das statistische Gesetz, dass man nicht immer gewinnen kann"."
Fußball als l'art pour l'art, "kindisch, größenwahnsinnig, unterhaltsam, ungeduldig, gedächtnisschwach, jederzeit rot anlaufende Köpfe hervorbringend."
In Teilen hielte Moritz Rinke im TAGESSPIEGEL diese Beschreibung auch bei der Ministersuche bestimmt für durchaus hilfreich. Zudem kann man sich als Minister manchmal ja auch ziemlich lange halten, wenn man - anders als der Bayerntrainer - objektiv ziemlich viel falsch gemacht hat. "Echt irre: wie Minister ausgesucht werden", überlegt der Dramatiker Moritz Rinke, und beschreibt - halb fabulierend, halb nachzeichnend - wie jüngst im Ringtausch von CDU und CSU blitzschnell ein Innenminister zum Verteidigungsminister mutierte und ein Landesgruppenchef, weil er Verteidigungsminister dann doch nicht werden sollte, dann eben Innenminister werden wollen sollen musste ... es ist schon kompliziert.
""Warum kann ein Fahrenschon oder ein Herrmann genauso gut Verteidigungs- wie Innen- oder sogar Verkehrsminister sein? Und dann wird es ein Friedrich, weil Seehofer keine Lust mehr zum Telefonieren hatte und es einer aus der CSU sein musste?", staunt Moritz Rinke und stellt im TAGESSPIEGEL fest:
"Irre ... stellt Bayern München jetzt etwa einen Handballtrainer ein? Gehe ich zum Urologen, wenn ich Zahnschmerzen habe? Nur bei den Ministern kann kommen, wer will."
Wir wollen das jetzt nicht weiter verfolgen, sondern schwenken um zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, wo Stephan Opitz die Kulturpolitik vor lauter Leuchttürmen irrlichtern sieht. Denn alles ist heute ein "Leuchtturm", von der Schwerter Kleinkunstwoche bis zur Hamburger Elbphilharmonie.
""Wer gegenwärtig öffentliche Gelder, egal ob aus einem Stadtsäckel, aus Landes- oder Bundeshaushalt oder aus EU-Förderprogrammen beantragen möchte, tut daher gut daran, sich eine 'Leuchtturmfunktion' für sein Haus auszudenken". "
Die Konzentration aufs hektische Blinken von sich inflationär bis tief ins Binnenland ausbreitenden Leuchttürmen aber taucht weniger spektakuläre Einrichtungen mehr und mehr ins Dunkel. Bibliotheken zum Beispiel, oder respektable Landesmuseen und Stadttheater. Kurz: die Grundlagen von Bildung und Kultur. "Wenn alle leuchten, sieht man am Ende nichts mehr", schreibt Stephan Opitz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und befürchtet, dass Kulturpolitik zunehmend auf Kosten des Bestands gemacht wird. Vielleicht ist das ein klein wenig wie beim vielstimmig gegeneinander agierenden Vorgesetztenchor des FC Bayern München: Wenn alle Leuchttürme durcheinander blinken, erleidet man Schiffbruch ...