Von Ulrike Timm

Die "Welt" ist fasziniert davon, was die Musiksoftware Ludwig 2.0 leistet. Die "Süddeutsche" war bei einem U2-Konzert in Barcelona mit 100.000 Zuschauern dabei. Und Frank Baumbauer bilanziert ebenfalls in der "SZ" seine Zeit als Intendant der Münchner Kammerspiele.
Komponieren? Das macht Ludwig. Ludwig 2.0. Wenn man die neue, von einem Musikwissenschaftler entwickelte Software entsprechend füttert, klingt es mit etwas Glück fast wie Beethoven – fasziniert und ein bisschen erschrocken erzählt uns Thomas Lindemann in der WELT, was Ludwig alles kann.

"Die Maschine erobert sich eine Kunst, die bisher noch vom Nimbus der Kreativität umweht war. Die Resultate sind atemberaubend."

Staunend erfahren wir, dass die neue Software souverän Tonsatz-Prüfungen an Musikhochschulen bestehen würde, und dass Band in the Box – ein Konkurrenzprodukt zu Ludwig, eine bislang nie gehörte, aber schwer nach Dizzy Gillespie klingende Aufnahme zustande bringt. Und für all das muss man gar nicht sehr musikalisch sein, weil Ludwig und Band in the Box tausende musikalische Verläufe kennen, vorausahnen und stilgerecht verzwirbeln. Selbst Profis lassen sich inzwischen helfen: "Für Werbung erleichtere es den Job ungemein, bei echter Kreativarbeit unterstütze es", erfährt die WELT von einem Komponisten. Den vom Computer geschriebenen Roman, den man Umberto Eco einst wirklich unterstellte, gibt es noch nicht. Aber die vom Großmeister Computer geschriebene Sinfonie? Bei aller Faszination für den alle Regeln virtuos jonglierenden Ludwig – den echten Beethoven erkennt man vor allem daran, dass er die Regeln brach …

Ob U2 sich auf Ludwig stützt? oder auf Band in the Box? Das würde unser romantisches Weltbild schwer erschüttern, ist aber bei einer Rockband, deren Mitglieder seit über 30 Jahren auf der Bühne schwitzen, wohl doch unwahrscheinlich. Andrian Kreye jedenfalls hat sich vom U2-Konzert vor 100.000 Leuten im Stadion von Barcelona mitreißen lassen.

"Stadionkonzerte sind die Königsdisziplin des Rock. Niemand beherrscht sie so wie U2."

mit der Begeisterung eines kleinen Jungen und der klugen Reflexion des Feuilletonisten schreibt Kreye in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über ein riesiges Gemeinschaftsgefühl, ein brodelndes Stadion, einen gigantischen 50 Meter hohen Bühnenaufbau - und die rechte Hand des Gitarristen.

"Damit erzielt er einen Effekt, der an Surfer erinnert, die mit großer Kraft auf eine Welle und in ihren Kamm paddeln, um sich dann aufzurichten und den enormen Schub des Brechers abzugleiten."

Diese Konzertkritik lohnt sich nicht nur für Fans, sondern ausdrücklich sogar für Rock-Ignoranten, die U2 ganz harmlos deutsch ausspricht …

"Ich weiß …, dass man jeden Tag Energie nachpumpen muss. Das ist wie bei einer Luftmatratze: Abends ist sie schön prall gefüllt, aber über Nacht geht Luft raus."

Wir sind nicht mehr bei U2 und nicht mehr bei Ludwig. Frank Baumbauer, scheidender Intendant der Münchner Kammerspiele, spricht mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG darüber, wie es ist, ein Theater auf dem Zenit seines Erfolges zu verlassen, über Höhen und Tiefen seiner Intendanz – und über die Zeit danach. "Ich bin ja kein feingliedriger Pianist, sondern hab Pratzen", sagt Baumbauer, "und ich arbeite gerne auf dem Land und mit Erde – alles Dinge, die ich immer nur unter zeitlichen Zwängen machen konnte. Oder ich packe meine Säge in den Kofferraum, fahre nach Italien und mach was an meinem Haus". Bodenständige Pläne des 63-Jährigen, der sich als Theaterintendant bei Premierenfeiern manchmal still verdrückte, um mit seinem Hund in den Englischen Garten zu entschwinden. Jetzt will der in den vergangenen Jahren von vielen renommierten Bühnen heftig umworbene Theaterintendant nach acht Jahren in München erst einmal Pause machen. Aber danach würde er sich schon wieder "anflirten" lassen, um eine neue Aufgabe im Theater- und Kulturbereich zu übernehmen. "Ich hab ja nichts anderes gelernt als Theater", so Frank Baumbauer. In diesem Sinne erstmal alles Gute …