Von Tobias Wenzel

Die "taz" beschäftigt sich mit dem Rapper ‪Bushido‬ und den provokanten Passagen in seinem Song "Stress ohne Grund". Für den Künstler Jonathan Meese ist die Freiheit der Kunst oberste Maxime. Im Interview mit dem "Der Spiegel" erklärt Meese, der Hitlergruß sei ein Symbol, das neutralisiert werden müsse.
"Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?","

fragt die TAZ. Und Friedrich Küppersbusch antwortet:

""Arschlöcher alle, Frauen doof, Ausländer pillepalle."
"Was wird besser in dieser?"
"Nennt mich Küppersbushido."

Was hat Bushido getan? "Das Übliche halt", schreiben David Denk und Jürn Kruse, ebenfalls in der TAZ.

In einem Musikvideo seines Freundes Shindy schlägt Bushido einmal mehr verbal um sich, unter anderem gegen Klaus Wowereit, der daraufhin Strafanzeige erstattet hat, gegen Oliver Pocher und die Politiker Serkan Tören und Claudia Roth. Über die rappt er:

"Ich schieß auf Claudia Roth und sie hat Löcher wie ein Golfplatz."

Das Video ist bei Youtube mittlerweile gesperrt.

"Langweilt Bushido sich eigentlich manchmal selbst?","

fragen die TAZ-Autoren.

""Klagt er in dunklen Stunden seiner Anna Maria oder seinem Arafat das Leid eines Skandalrappers, der mit jedem neuen Song eine Schippe drauflegen, immer noch mehr provozieren muss, damit weder Fans noch Medien irgendwann denken, ach, der Bushido, der war auch schon mal krasser, und flugs einen neuen Maulhelden vom Dienst küren?"

Bushido sei der einzige deutsche Star, der mehr Gegner als Fans mobilisiere.

"Um Musik geht es nur am Rande, eher um eine Perversion von Aktionskunst (...)."

Steckt auch in Jonathan Meese ein bisschen Bushido? Betreibt auch Meese eine "Perversion von Aktionskunst", wenn er den Hitlergruß zeigt? Ein weiteres Mal tat er das am 4. Juni.

Der SPIEGEL hatte ihn zu einem Gespräch über "Größenwahn in der Kunstwelt" eingeladen. Am Donnerstag muss er sich vor Gericht verantworten. In den Zeugenstand geladen sind die SPIEGEL-Redakteurinnen Ulrike Knöfel und Marianne Wellershoff und damit Meeses Gesprächspartnerinnen von der besagten Kasseler Veranstaltung.

Wenige Tage vor dem Prozessbeginn haben sich die Zeuginnen nun mit dem Angeklagten getroffen, um darüber zu sprechen, was Kunst ist, darf und sein soll. Meese verteidigt sich. Wenn er öffentlich auftrete, verstehe er sich immer auf einer Bühne. Da performe er eben, auch mit Hitlergruß:

"Ich habe nicht in der U-Bahn den Hitlergruß gemacht oder die Abschaffung der Demokratie gefordert. Habe ich nie getan, werde ich auch nie tun."

Der Privatmann sei strikt vom Künstler in Aktion zu trennen. Es müsse doch auf der Bühne erlaubt sein, mit Symbolen zu spielen, den Hitlergruß zu "entdämonisieren".

Meese fordert die Kunst als Staatsform:

"Keine Ameise geht wählen, kein Baby muss wählen. Dass wir Politik brauchen, haben die Menschen sich nur eingeredet."

Meese stellt alles infrage. Auch die Demokratie. Wer unter ihrem Deckmantel Kunst mache, schaffe keine wahrhaftige Kunst, sondern: "Demokratisches Zeug! Partydekoration!" Kein anderer Künstler sei heute so radikal und mutig wie er selbst: "Meese hat eben Rückgrat", sagt Meese über Meese und sieht sich in einer Reihe mit Picasso und Duchamp, die doch auch provoziert hätten, die ebenfalls vielen Zeitgenossen als "eklig, widerlich, pervers, krank" erschienen seien.

Der Leser dieses Interviews fragt sich sehr bald: Ist dieser Mann egoman? Oder performt er gerade schon wieder zum Thema "Größenwahn in der Kunstwelt"?

JK Rowling performt auch, hat sich aber kleiner gemacht, als sie ist. Oder genauer: Sie hat unter dem Pseudonym "Robert Galbraith" einen als Erstlingswerk deklarierten Krimi veröffentlicht. Das gab sie nun im Gespräch mit der BBC zu. Zweieinhalb Monate genoss Rowling, als vermeintlich unbekannter Schriftsteller, die Reaktionen von Kritikern und Lesern.

Das Buch verkaufte sich vor dem BBC-Geständnis 1500 Mal. Das gilt im Krimigenre als Ladenhüter. Unter ihrem richtigen Namen hat JK Rowling bisher eine halbe Milliarde Bücher verkauft. Ihr Schreibstil und die Tatsache, dass Robert Galbraith denselben Agenten und denselben Verlag wie Rowling hat, verriet sie.

Kritiker hatten das Buch vor allem gelobt. "Unter anderem war anerkennend bemerkt worden", schreibt Alexander Menden in der SZ,

"wie gut der männliche Autor Frauenkleider beschreiben könne."