Von Tobias Wenzel

Die Journalistin Klara Obermüller, von der Verteidigungsminister zu Guttenberg abgeschrieben haben soll, äußert sich in der "Welt". Stefan Raab beantwortet in der "Süddeutschen Zeitung" provokante Fragen zum zweiten Auftritt von Lena beim Eurovision Song Contest.
"Herr Raab, Ihr Blutdruck", sagt Hans Hoff zu Stefan Raab im Interview für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. das Thema: Lena und die Frage, ob es richtig war, mit ihr erneut beim Eurovision Song Contest anzutreten. Auch der TAGESSPIEGEL bringt ein Interview dazu, allerdings ein braves mit dem Programmleiter Unterhaltung des NDR.

Dagegen meint man die Schadenfreude des SZ-Journalisten herauszulesen, Raab in Rage gefragt zu haben, mit "Wann, Herr Muba-Raab, treten Sie endlich zurück?" und "Man hört aus der ARD, dass Ihre Verhandlungsstrategie einen Kim Jong Il wie ein Weichei aussehen lässt." Darauf Raab: "Jetzt haben Sie langsam alle Diktatoren durch." Erstaunlich ist, dass Stefan Raab nicht im Stile des Dortmund-Trainers Jürgen Klopp antwortet: "Och, leck mich am Arsch. Dir'n Interview zu geben, da hab' ich Bock drauf wie Zahnweh. Seuchenvogel! Ihr habt fuffzig Leute bei der SZ. Und du kommst, um Spass zu haben!"

Aber nein, Raab bleibt erstaunlich sachlich angesichts der provozierenden Fragen: "Erstmal zum Thema Muba-Raab: Diktatur trifft eher auf die Jahre vor Lena zu. Ich bin doch von der ARD gebeten worden, Ödland aufzuarbeiten." Und:

"Alle, die jetzt schreiben, was Leute wie Sie als Frage nachplappern, sind genau jene, die bei Casting-Shows meckern, dass dort eine Casting-Leiche nach der anderen produziert wird. [...] Wir haben eine Super-Künstlerin gefunden, und wir geben ihr die Chance, sich als Künstlerin zu etablieren."

Wollte sich Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner Doktorarbeit "Verfassung und Verfassungsvertrag: konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" in der Fachwelt als Jurist etablieren? Oder als Copy-and-Paste-Freiherr? Ein Summa cum laude gab's von der Prüfungskommission. Nur wofür? Für das Zusammenklauen fremder Artikel? "Das ist, mit Verlaub, schlechter Stil. Und auf Stil, Herr Minister, legen Sie doch sonst so besonderen Wert" schreibt die Schweizer Journalistin Klara Obermüller für die WELT in ihrem Artikel mit dem Untertitel: "Bekenntnisse einer Abgeschriebenen: Unsere Theaterkritikerin gehört zu den ungenannten Quellen des Ministers".

Demnach hat zu Guttenberg, neben anderen Textanleihen, auch mehr als die Hälfte eines Leitartikels von Klara Obermüller seiner eigenen Doktorarbeit einverleibt, ohne ihn mit Anführungszeichen als fremdes Gedankengut zu markieren. "86 Zeilen, in denen ich pointiert eine Meinung vertrete – und zwar meine Meinung", schreibt die Plagiierte und weiter:

"an ein bloßes Versehen vermag ich angesichts des Umfangs und der Bedeutung der übernommenen Texte auch nicht zu glauben."

War es ein Versehen, dass nicht wie bisher der Suhrkamp-Verlag, sondern Rowohlt im November den Zuschlag für den bereits auf Spanisch erschienenen neuen Roman von Mario Vargas Llosa bekommen hatte? "Wie kann es [...] sein", fragt Felicitas von Lovenberg in ihrer Glosse für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, "dass der amtierende Nobelpreisträger just, wo dies geschrieben wird, ohne deutschen Verlag für sein nächstes Buch dasteht?" Denn nach dem Zuschlag für Rowohlt hatte sich Vargas Llosa bei der Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz in einem lodernden Liebesbrief für seinen geplanten Seitensprung entschuldigt und für die Zukunft Treue geschworen. Da musste sich Rowohlt-Verleger Alexander Fest als schnelle Nummer vorkommen.

Es mangele an den "Gefühlsvoraussetzungen für die Zusammenarbeit" mit Mario Vargas Llosa, teilte er nun mit. Das Buch, obwohl schon fast ganz übersetzt, werde nun nicht im Rowohlt Verlag erscheinen. Wo stattdessen, ist noch unklar. Ein Nobelpreisträger ohne Verlag, oder in den Worten von Felicitas von Lovenberg: ein "Weltmeister" "ohne Verein". Von Lovenbergs Kollegen von der SZ rechnen wohl nicht mehr mit einer baldigen Lösung. Sie haben blitzschnell reagiert: mit der Rezension der spanischsprachigen Ausgabe des Romans.