Von Tobias Wenzel
Die Feuilletons widmen sich verschiedenen Abschieden in der Fernsehwelt: zum Beispiel dem Wechsel des ZDF-Nachrichten-Frontmanns Steffen Seibert an die Seite Angela Merkels als Regierungssprecher.
„Eilen hilft nichts; zur rechten Zeit fortgehen, das ist's.“
Hätte nicht Jean de La Fontaine diese Worte gedichtet, so hätte sie ZDF-Chefredakteur Peter Frey seinem Kollegen Steffen Seibert zugerufen. Aber Peter Frey ist nun mal nicht ganz so poetisch veranlagt, um den Nachrichten-Frontmann vom ZDF blumig davon abzuhalten, seinen journalistischen Job aufzugeben und Angela Merkels neuer Regierungssprecher zu werden.
Folgt man Joachim Hubers Deutung im TAGESSPIEGEL, „vergiftete“ Peter Frey gar „seinen Abschiedsgruß“, indem er sein Bedauern darüber ausdrückte, dass „Steffen Seibert seine Perspektive nicht im Journalismus“ gesehen habe. Aber, um die Gemüter gleich zu beruhigen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliert unterm Strich keinen Mitarbeiter an die Bundesregierung. Schließlich wird Merkels jetziger Sprecher Intendant des Bayerischen Rundfunks. Trotzdem macht sich Wehmut breit, wenn jemand einfach von der Bildschirmfläche verschwindet. Auch bei dem, der geht.
„Ganz am Ende musste man befürchten, dass Günter Netzer doch noch die Rührung übermannen würde“, "
schreibt Marcus Bäcker in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Den Gefallen tat Netzer den 23,6 Millionen Fernsehzuschauern nicht. Nach 13 Jahren ist es vorbei mit dem preisgekrönten Fußball-Kommentatoren-Duo Gerhard Delling und Günter Netzer. Netzer geht und Marcus Bäcker von der FR kommen stellvertretend die Tränen:
" „Wer nimmt sich Zeit für einen kleinen semantischen Exkurs, wenn er die ‚Diktion‘ seines Gesprächspartners für unzureichend hält? Die Antwort lautet: Netzer, Netzer, Netzer. Man wird ihn vermissen.“
Auf derselben Seite der FRANKFURTER RUNDSCHAU macht Björn Wirth klar, wer gekommen ist, um zu gehen: „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers. Als „oberflächlich“ beschreibt der Fernsehkritiker ihr Moderationsdebüt in der Talksendung „3nach9“ an der Seite von Giovanni di Lorenzo. Die eigene Oberflächlichkeit –
„merkte die ‚Tagesschau‘-Sprecherin auch recht bald und beschränkte sich in der Folgezeit darauf, entweder interessiert zu gucken oder bezaubernd zu lächeln und ansonsten nicht weiter zu stören. Das alles gelang ihr dann auch ganz hervorragend.“
So FR-Kritiker Björn Wirth in seinem Abgesang.
In den Feuilletons vom Montag wimmelt es nur so von Abschieden. Aber ein nAbschied ist fast schon die Quadratur des Kreises: zu gehen und gleichzeitig zu bleiben. Till Briegleb rezensiert für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ein essayistisches Buch des Literaturwissenschaftlers Bernd Stiegler. Das Thema: wenn Autoren oder ihre Romanfiguren reisen, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen.
„Reisen kann eine eklige Sache sein“, "
beginnt Briegleb seine Rezension. Und weiter:
" „Wer beim Kampf um die Armlehne im engstmöglichen Flugzeugsitz noch keine Viruserkrankung über die Lüftung gefangen hat, kann gleich am Flughafen in drängelnden Warteschlangen seine Laune aufbessern, wenn ihm unangekündigt astronomische Visagebühren für ein Land abgefordert werden, das dann mit unerträglicher Hitze, betrügerischen Taxifahrern, braunen Rändern im Klo und in einem unverkrampften Verhältnis zu Lärm, Gerüchen und Körperkontakt aufwartet.“
Ganz klar, der SZ-Autor schreibt aus Erfahrung. Und auch wenn er viel Kritisches zum Buch über „Reisen im und um das Zimmer herum“ anzumerken hat, so spürt man, dass er von nun an selbst auf Nummer sicher gehen und nur noch bei sich zu Hause reisen möchte.
Ganz so wie einst Xavier de Maistre. Der hatte sich 1794 verbotenerweise duelliert und war zu 42 Tagen Hausarrest verurteilt worden. Anstatt sehnsüchtig über das Angeln von Forellen in Deutschland, das Sitzen am Lagerfeuer in Schweden oder die abenteuerliche Schiffsreise nach Kap Verde zu sinnieren, machte der reisefreudige de Maistre aus der Not eine augenzwinkernde Tugend und schrieb das Buch „Die Reise um mein Zimmer“. Darin entdeckt er das eigene Zimmer als eine „paradiesische Gegend“, die „alle Güter und Schätze in sich birgt“.
Hätte nicht Jean de La Fontaine diese Worte gedichtet, so hätte sie ZDF-Chefredakteur Peter Frey seinem Kollegen Steffen Seibert zugerufen. Aber Peter Frey ist nun mal nicht ganz so poetisch veranlagt, um den Nachrichten-Frontmann vom ZDF blumig davon abzuhalten, seinen journalistischen Job aufzugeben und Angela Merkels neuer Regierungssprecher zu werden.
Folgt man Joachim Hubers Deutung im TAGESSPIEGEL, „vergiftete“ Peter Frey gar „seinen Abschiedsgruß“, indem er sein Bedauern darüber ausdrückte, dass „Steffen Seibert seine Perspektive nicht im Journalismus“ gesehen habe. Aber, um die Gemüter gleich zu beruhigen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliert unterm Strich keinen Mitarbeiter an die Bundesregierung. Schließlich wird Merkels jetziger Sprecher Intendant des Bayerischen Rundfunks. Trotzdem macht sich Wehmut breit, wenn jemand einfach von der Bildschirmfläche verschwindet. Auch bei dem, der geht.
„Ganz am Ende musste man befürchten, dass Günter Netzer doch noch die Rührung übermannen würde“, "
schreibt Marcus Bäcker in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Den Gefallen tat Netzer den 23,6 Millionen Fernsehzuschauern nicht. Nach 13 Jahren ist es vorbei mit dem preisgekrönten Fußball-Kommentatoren-Duo Gerhard Delling und Günter Netzer. Netzer geht und Marcus Bäcker von der FR kommen stellvertretend die Tränen:
" „Wer nimmt sich Zeit für einen kleinen semantischen Exkurs, wenn er die ‚Diktion‘ seines Gesprächspartners für unzureichend hält? Die Antwort lautet: Netzer, Netzer, Netzer. Man wird ihn vermissen.“
Auf derselben Seite der FRANKFURTER RUNDSCHAU macht Björn Wirth klar, wer gekommen ist, um zu gehen: „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers. Als „oberflächlich“ beschreibt der Fernsehkritiker ihr Moderationsdebüt in der Talksendung „3nach9“ an der Seite von Giovanni di Lorenzo. Die eigene Oberflächlichkeit –
„merkte die ‚Tagesschau‘-Sprecherin auch recht bald und beschränkte sich in der Folgezeit darauf, entweder interessiert zu gucken oder bezaubernd zu lächeln und ansonsten nicht weiter zu stören. Das alles gelang ihr dann auch ganz hervorragend.“
So FR-Kritiker Björn Wirth in seinem Abgesang.
In den Feuilletons vom Montag wimmelt es nur so von Abschieden. Aber ein nAbschied ist fast schon die Quadratur des Kreises: zu gehen und gleichzeitig zu bleiben. Till Briegleb rezensiert für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ein essayistisches Buch des Literaturwissenschaftlers Bernd Stiegler. Das Thema: wenn Autoren oder ihre Romanfiguren reisen, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen.
„Reisen kann eine eklige Sache sein“, "
beginnt Briegleb seine Rezension. Und weiter:
" „Wer beim Kampf um die Armlehne im engstmöglichen Flugzeugsitz noch keine Viruserkrankung über die Lüftung gefangen hat, kann gleich am Flughafen in drängelnden Warteschlangen seine Laune aufbessern, wenn ihm unangekündigt astronomische Visagebühren für ein Land abgefordert werden, das dann mit unerträglicher Hitze, betrügerischen Taxifahrern, braunen Rändern im Klo und in einem unverkrampften Verhältnis zu Lärm, Gerüchen und Körperkontakt aufwartet.“
Ganz klar, der SZ-Autor schreibt aus Erfahrung. Und auch wenn er viel Kritisches zum Buch über „Reisen im und um das Zimmer herum“ anzumerken hat, so spürt man, dass er von nun an selbst auf Nummer sicher gehen und nur noch bei sich zu Hause reisen möchte.
Ganz so wie einst Xavier de Maistre. Der hatte sich 1794 verbotenerweise duelliert und war zu 42 Tagen Hausarrest verurteilt worden. Anstatt sehnsüchtig über das Angeln von Forellen in Deutschland, das Sitzen am Lagerfeuer in Schweden oder die abenteuerliche Schiffsreise nach Kap Verde zu sinnieren, machte der reisefreudige de Maistre aus der Not eine augenzwinkernde Tugend und schrieb das Buch „Die Reise um mein Zimmer“. Darin entdeckt er das eigene Zimmer als eine „paradiesische Gegend“, die „alle Güter und Schätze in sich birgt“.