Von Tobias Wenzel
"Die Welt" befasst sich mit der Aufhebung des Verbots des Verzehrs von Schafslungen in den USA. Mehrere Feuilletons sinnieren über Second Life und Avatare. Zudem wird Götz Georges TV-Film "Zivilcourage" besprochen.
"Ist das zum Essen oder zum Einreiben?" Das fragen sich, vermutet Matthias Heine in seiner Glosse für DIE WELT, die Amerikaner "angesichts eines Tellers mit Haggis". Die in den USA lebenden Schotten allerdings kennen ihr Leibgericht: Haggis besteht vor allem aus gehackter Schafslunge. Die verlockend klingende Speise war zwar 1989 in den USA verboten worden, weil sie im Verdacht stand, "Überträger des Rinderwahnsinns zu sein". "Für fünf Millionen schottischstämmige US-Bürger war das Verbot ein schwerer Schlag gegen ihre Kultur." Aber nun will das US-Landwirtschaftsministerium das 21 Jahre währende Verbot wieder aufheben. In den Worten von Matthias Heine:
"Wissenschaftler sind mittlerweile überzeugt, dass der Verzehr von Schafslunge das Gehirn auch nicht mehr schädigt als ständiges Dudelsackblasen."
Und wenn doch? Egal. Schließlich hat jeder ein zweites Leben. Wenn nicht nach dem Tod, so doch jedenfalls in der 3D-Online-Welt "Second Life". Denn, so Thomas Lindemann in der WELT, "Second Life bereitet gerade eine neue PR-Offensive vor." Der Zeitpunkt ist ideal. Denn James Camerons Film "Avatar" ist der erfolgreichste aller Zeiten. Und die virtuellen Figuren von Second Life sind nun mal Avatare. Thomas Lindemann zitiert Rimbauds Satz "Ich ist ein anderer". Der sei damals noch drohend und mahnend gemeint gewesen. "Heute muss schon eine andere Epoche angebrochen sein. Denn es ist ein Heilsversprechen geworden, ein anderer zu sein. Nichts anderes als das meint im Kern die Idee des Avatars, die sich gerade an die Spitze der Popkultur gekämpft hat."
Für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG versucht Tobias Kniebe herauszufinden, "Was 'Avatar', die neue Nummer eins der Blockbuster, über uns sagt". Ein blaues Alienvolk ruft eine weibliche Urgottheit an, die im "Baum der Seelen" wohnt - und Kinobesucher aus aller Welt sehen gebannt zu: "In konzentrischen Kreisen fassen sich die blauen Wesen an den Schultern, wiegen die muskulösen Oberkörper und summen hymnische Weisen. Zugleich sieht man die positive Energie, die hier entfesselt wird, ganz buchstäblich in Form von Computereffekten fließen, von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Baum und zurück." So Tobias Kniebe, der sogleich in seinem SZ-Artikel zu begreifen versucht, warum das alles Millionen von Kinobesuchern fasziniert:
"Ist das eine Abkehr von Weltreligionen neueren Datums, die möglicherweise eben doch als Hauptakteure in einem aktuellen, gelegentlich tödlichen 'Clash of Cultures' wahrgenommen werden? Wird der momentane Zustand von Weltwirtschaft, Technik und Politik als derart bedrohlich und korrupt erfahren, dass nur eine kollektive Flucht zur Urmutter Natur und zum 'Baum der Seelen' hilft?"
Götz George hat sich für seinen Fernsehfilm "Zivilcourage" nicht blau angemalt. Trotzdem ist zu hoffen, dass viele Zuschauer auch diesen Film sehen. Denn die Feuilletonisten sind voll des Lobes für den Film, den das Erste am Mittwoch Abend ausstrahlt. Der Antiquar Peter Jordan, gespielt von Götz George, zeigt Zivilcourage, indem er eingreift, als ein Obdachloser in einem Berliner Problemviertel von einem Kosovo-Albaner zusammen geschlagen wird. Doch dadurch setzt sich Jordan letztlich selbst der Gefahr aus.
""George ist großartig, so großartig wie dieses ganze, überaus erstaunliche Stück Fernsehen, punktgenau, unsentimental, ganz und gar nicht mit fernsehalltäglichem zustimmungsheischenden Seitenblick auf den Zuschauer","
zeigt sich Kerstin Decker im TAGESSPIEGEL begeistert. Und Björn Wirth in der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Ein Film, der sich traut, politisch keineswegs immer korrekt zu sein." "Ein Film über zivile Courage, dem zuweilen der Mut fehlt", hält der Kritiker der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG dagegen. Ihm ist der Film einfach zu politisch korrekt. Hat der SZ-Kritiker mit dem Kürzel "chk" einen anderen Film als seine Kollegen gesehen? Oder hat er vorher einfach nur genüsslich Schafslunge geschlabbert?
"Wissenschaftler sind mittlerweile überzeugt, dass der Verzehr von Schafslunge das Gehirn auch nicht mehr schädigt als ständiges Dudelsackblasen."
Und wenn doch? Egal. Schließlich hat jeder ein zweites Leben. Wenn nicht nach dem Tod, so doch jedenfalls in der 3D-Online-Welt "Second Life". Denn, so Thomas Lindemann in der WELT, "Second Life bereitet gerade eine neue PR-Offensive vor." Der Zeitpunkt ist ideal. Denn James Camerons Film "Avatar" ist der erfolgreichste aller Zeiten. Und die virtuellen Figuren von Second Life sind nun mal Avatare. Thomas Lindemann zitiert Rimbauds Satz "Ich ist ein anderer". Der sei damals noch drohend und mahnend gemeint gewesen. "Heute muss schon eine andere Epoche angebrochen sein. Denn es ist ein Heilsversprechen geworden, ein anderer zu sein. Nichts anderes als das meint im Kern die Idee des Avatars, die sich gerade an die Spitze der Popkultur gekämpft hat."
Für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG versucht Tobias Kniebe herauszufinden, "Was 'Avatar', die neue Nummer eins der Blockbuster, über uns sagt". Ein blaues Alienvolk ruft eine weibliche Urgottheit an, die im "Baum der Seelen" wohnt - und Kinobesucher aus aller Welt sehen gebannt zu: "In konzentrischen Kreisen fassen sich die blauen Wesen an den Schultern, wiegen die muskulösen Oberkörper und summen hymnische Weisen. Zugleich sieht man die positive Energie, die hier entfesselt wird, ganz buchstäblich in Form von Computereffekten fließen, von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Baum und zurück." So Tobias Kniebe, der sogleich in seinem SZ-Artikel zu begreifen versucht, warum das alles Millionen von Kinobesuchern fasziniert:
"Ist das eine Abkehr von Weltreligionen neueren Datums, die möglicherweise eben doch als Hauptakteure in einem aktuellen, gelegentlich tödlichen 'Clash of Cultures' wahrgenommen werden? Wird der momentane Zustand von Weltwirtschaft, Technik und Politik als derart bedrohlich und korrupt erfahren, dass nur eine kollektive Flucht zur Urmutter Natur und zum 'Baum der Seelen' hilft?"
Götz George hat sich für seinen Fernsehfilm "Zivilcourage" nicht blau angemalt. Trotzdem ist zu hoffen, dass viele Zuschauer auch diesen Film sehen. Denn die Feuilletonisten sind voll des Lobes für den Film, den das Erste am Mittwoch Abend ausstrahlt. Der Antiquar Peter Jordan, gespielt von Götz George, zeigt Zivilcourage, indem er eingreift, als ein Obdachloser in einem Berliner Problemviertel von einem Kosovo-Albaner zusammen geschlagen wird. Doch dadurch setzt sich Jordan letztlich selbst der Gefahr aus.
""George ist großartig, so großartig wie dieses ganze, überaus erstaunliche Stück Fernsehen, punktgenau, unsentimental, ganz und gar nicht mit fernsehalltäglichem zustimmungsheischenden Seitenblick auf den Zuschauer","
zeigt sich Kerstin Decker im TAGESSPIEGEL begeistert. Und Björn Wirth in der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Ein Film, der sich traut, politisch keineswegs immer korrekt zu sein." "Ein Film über zivile Courage, dem zuweilen der Mut fehlt", hält der Kritiker der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG dagegen. Ihm ist der Film einfach zu politisch korrekt. Hat der SZ-Kritiker mit dem Kürzel "chk" einen anderen Film als seine Kollegen gesehen? Oder hat er vorher einfach nur genüsslich Schafslunge geschlabbert?