Von Tobias Wenzel

Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem Vater des französischen Präsidenten Sarkozy, mit Geschichten aus der Zeit der Studentenrevolte und mit einer mögliche Restaurierung von Dokumenten des Kölner Stadtarchivs.


"Einige haben Talent, andere wenigstens den richtigen Namen", heißt es im SPIEGEL über den Maler Pál Sarkozy, den Vater des französischen Präsidenten. Wie gerne würde man den 81-jährigen liebenswürdig drein schauenden Mann gegen den scharfzüngigen SPIEGEL verteidigen. Doch das abgedruckte Foto, das den Künstler mit drei seiner Werke zeigt, lässt das Hirn des Betrachters vor Ekel verkrampfen und macht so jede Anteil- oder gar Inschutznahme unmöglich.

Nicolas Sarkozy wirkt in der Collage seines Vaters derart glorifiziert, dass man, peinlich berührt, nach dem daneben stehenden Bild schaut: Carla Bruni sitzt singend und Gitarre spielend auf einem Flügel, ein Scheinwerfer strahlt ihr Gesicht an. Das ganze koloriert in Blau, Orange und Gelb. Staatsgefällige Kunst, könnte man denken. Aber Frankreich ist ja gar keine kommunistische Parteiendiktatur.

Die BRD wäre es fast durch die Studentenrevolte geworden. Glaubt man dem, was man in einigen der 5900 Artikel aus den Jahren 1966-68 lesen kann, die der Springer Verlag nun für jedermann zugänglich ins Internet gestellt hat. Willi Winkler weist in seinem Artikel für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG darauf hin, dass "Tiervergleiche für politische Gegner zur Springer-Grundausstattung" gehören und gehörten. Andreas Förster hat für die FRANKFURTER RUNDSCHAU im sogenannten Medienarchiv 68 von Springer gestöbert und zeigt sich verwundert über den Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner, der meint, das Archiv liefere keinen Beleg für die These, dass "das Haus Axel Springer" "eine zentral gelenkte Meinungsmaschine gewesen" sei, die "die Studentenbewegung verhindern wollte". "Beim Nachlesen der Artikel fällt es allerdings schwer, dies nachzuvollziehen", schreibt Andreas Förster weiter in der FR. "So sind in diesen Beiträgen die Demonstranten fast immer ‚radikale Studenten’, ‚Störenfriede’ und ‚Provos’, die ‚Tumulte’ vom Zaun brechen. […] Die Aktion der ‚Kommune I’ nennt die B.Z. ‚gemeingefährlich’ und fordert von den Behörden: ‚Hier sollte jetzt Fraktur gesprochen werden.’"

Wären alle Schriftdokumente des eingestürzten Kölner Stadtarchivs in Fraktur gedruckt, wäre die Restaurierung der in Wirklichkeit sehr heterogenen Dokumente recht einfach. Denn, so Hannelore Crolly in der WELT, rein theoretisch könnte eine Software der Fraunhofer-Gesellschaft helfen. So konnten bereits "600 Millionen von Stasiakten-Schnipseln" zusammengesetzt werden. "Auch für die deutsche Steuerfahndung nutzt das Verfahren, wenn sie zerrissene Papiere wiederherstellen will. Allerdings liegt der Kölner Fall komplizierter als bei geschredderten oder von Hand zerrupften neuen Akten. Denn die Software, die erst noch angepasst werden muss, […] darf einen Schnipsel aus Pergament nicht aus Versehen einem Notenblatt zuordnen."

Ein Tappen im Dustern also, Topfschlagen mit verbundenen Augen. Heiß oder kalt? "Heiße und kalte Religionen" lautet der Artikel, den der Philosoph Rüdiger Safranski für den SPIEGEL geschrieben hat. Mit Hilfe von Temperatur-Metaphern versucht er den Islam als heiße und das moderne Christentum als kalte Religion begreifbar zu machen. So sei das Christentum durch die Aufklärung, die Wissenschaft und die Vernunft abgekühlt. "Inzwischen haben die einst heißen religiösen Wahrheiten Bescheidenheit und die Kränkung ertragen gelernt, dass sie auf offenem Markte als bloße Meinungen oder Gesinnungen gehandelt werden. Eine päpstliche Enzyklika konkurriert mit den Do-it-yourself-Lebenshilfen und die Bibel mit den übrigen Esoterika."

"Eine heiße Religion" sei dagegen "empfindlich für Kränkungen. Sie muss Ironie, Zweifel, Relativierungen ablehnen. Zweifellos", so Safranski weiter, "ist der islamische Fundamentalismus eine heiße Religion". Und in pervertierter Form könne sie gar zu Mordversuchen wie jüngst am Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard führen. Kühlere Köpfe empfinden größere Mordgelüste beim Betrachten der kitschigen Schinken des Präsidentenvaters Pál Sarkozy.