Von Tobias Wenzel

Die "Süddeutsche" gratuliert dem Maler des Schwarz, Pierre Soulages, zum 80.Geburtstag. Die "Berliner Zeitung" erinnert an Jazzlegende Chet Baker, der jetzt 80 geworden wäre. Ansonsten sind die Kritiker hingerissen von Fatih Akins neuem Film "Soul Kitchen".
"Die halbe Nacht hatte Pierre Soulages an einer Leinwand gearbeitet, hatte immer wieder nur eine Farbe aufgetragen: Schwarz, Schicht für Schicht. Unzufrieden ging er schlafen. Am Morgen darauf schimmerte das Schwarz in allen Schattierungen, als Licht darauf fiel: Soulages erkannte die Finsternis als Ursprung alles Hellen". "

Mit diesen Worten erinnert Holger Liebs in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG an jenen Moment im Jahr 1979, an dem der französischen Maler beschloss, nur noch mit Schwarz zu malen. Am Donnerstag wird Soulages 90. Als Kind hat er nach eigener Auskunft "seinen Pinsel in pechschwarze Tinte getaucht und, gefragt, was er da male, gesagt: Schnee." Ausgelacht habe man ihn dafür.

""Aber, so Soulages, erscheint das weiße Papier nicht noch weißer, wenn schwarze Formen darauf zu sehen sind?"

Schein und Sein. Nichts war, wie es zu werden schien für einen Spanier, als er beim Jazzfestival in Sigüenza ein Konzert von "Larry Ochs Sax & Drumming Core" besuchte. Denn er hörte einfach keinen Jazz heraus, so frei war er, der Jazz, und so "nervös" der Konzertbesucher. In seinem SZ-Artikel zitiert Javier Cáceres den kritischen Hörer so:

"Es ist, als gingest du in einen Tarzan-Film, und dann läuft auf der Leinwand King Kong."

Wo Jazz nicht nach Jazz klingt, gibt's Geld zurück, dachte er sich und rief zur Unterstützung die Guardia Civil, so der SZ-Autor weiter, "Spaniens paramilitärische Polizei, sonst eher auf Verkehr und Terrorabwehr spezialisiert".

Hätte in Sigüenza stattdessen Chat Baker, der an diesem Mittwoch 80 Jahre alt geworden wäre, gespielt, hätte sich die Guardia Civil auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Denn der spanische Konzertbesucher hätte dem "James Dean des Cool Jazz", wie Christian Broecking ihn in der BERLINER ZEITUNG nennt, sicher das Gütesiegel "echter Jazzmusiker" verliehen.

Dass der neue Kinofilm von Fatih Akin auch ein echter Akin ist, hatte im September der Autor Alexander Wallasch bezweifelt. In "Soul Kitchen", einer Komödie über einen Restaurantbesitzer, der sich wegen Liebeskummer vertreten lassen muss, meinte der Schriftsteller seinen eigenen Roman "Hotel Monopol" erkannt zu haben. Den will er Akin vor einigen Jahren als Manuskript in einem Berliner Restaurant übergeben haben. "Die Behauptung hat ihm Akin per einstweiliger Verfügung untersagen lassen", erinnert Susan Vahabzadeh in SZ.

"Fatih Akin beteuert, er habe ihn nie gelesen. Und weil man ja Akins Hirn nicht nach geleisteter Lektüre scannen kann, steht Aussage gegen Aussage."

Einig sind sich aber die Kritiker der Feuilletons darin, dass der Kinofilm "Soul Kitchen" gelungen ist: "eine komödiantische Achterbahnfahrt voll hinreißender Abwechslungen" schwärmt Daniel Kothenschulte von der FRANKFURTER RUNDSCHAU und wagt den Vergleich zu einem "Karton Überraschungseiern":

"In jeder Szene steckt ein kleiner Trumpf". "

"Gleichzeitig robust und sinnlich, sentimental und cool" sei diese Komödie, so Hanns-Georg Rodek begeistert in der WELT. Und Martina Knoben in der SZ spricht gar von einem "Weihnachtsmärchen", "das allerdings ganz lässig daherkommt, mit einem schönen Groove." Also hoffen wir, dass nur Akin der geistige Vater der Geschichte ist. Denn Stehlen ist böse.

"Nee, wer es nötig hat, soll ruhig!", predigte Father Tim Jones am Adventssonntag in seiner anglikanischen Gemeinde im englischen York, berichtet Thomas Kielinger in der WELT: "Ich rate freilich", soll der Vikar gesagt haben, "nicht mehr zu nehmen, als benötigt, und auch nur so lange, wie nötig". Und weiter:

""Der Ladendieb möge sich an die großen Einkaufsketten halten und die kleinen Eckläden, von Familien betrieben, verschonen."

Und was ist mit dem biblischen "Du sollst nicht stehlen"? Auch darauf hatte der Vikar eine Antwort:

"Mein Rat widerspricht keineswegs dem 8. Gebot, denn Gottes Liebe für die Armen und Erniedrigten wiegt allemal das Eigentumsrecht der Reichen auf."