Von Tobias Wenzel
FAZ und "Süddeutsche" berichten von dem tränenreichen Geständnis des MDR-Sportchefs Wilfried Mohren im Prozess gegen ihn wegen Bestechlichkeit. Der "Tagesspiegel" interviewt den neuen Playboy-Chef und die "Süddeutsche" schildert rabiate Methoden französischer Arbeiter gegen drohende Entlassungen.
Wer nah am Wasser gebaut ist, zarten Gemütes ist oder gar einen Hang zum Mitleid hat, sollte sich lieber hüten, die Feuilletons vom 30. September aufzuschlagen. "Unter Tränen" heißt Peter Schilders Artikel in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Der MDR-Sportchef Wilfried Mohren steht vor Gericht "wegen Bestechlichkeit, Vorteilnahme und Steuerhinterziehung in neunzehn Fällen". Angeblich, berichtet Peter Schilder, soll er 330.000 Euro kassiert haben. Unter anderem, erfahren wir aus dem Artikel von Christiane Kohl in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, weil er Sponsorenlogos ins rechte Fernsehbild gerückt hat. Nun aber wieder zu Peter Schilder, der in der FAZ schreibt:
"Nichts als Sportreporter habe er sein wollen, sagte der Angeklagte mit tränenerstickter Stimme."
Nachdem er dem Kollegen vom Hessischen Rundfunk, dem verurteilten Jürgen Emig, vorgeworfen hatte, er habe Mohren nicht erlaubt abzuspringen.
Schwer zu sagen, wer einem mehr Leid tun soll: der wimmernde Sportjournalist Mohren oder der Playboy. "Der Playboy leidet" schreibt Tim Klimeš im TAGESSPIEGEL. "Ich bin dafür angetreten, Dinge, die gut sind, noch besser zu machen", so zitiert Klimeš den neuen Playboy-Chef Florian Boitin. Und weiter:
"Bei diesem Nullsatz muss Florian Boitin dann lachen. Weil er sich ertappt fühlt, einerseits. Diese Floskel war einfach zu dick aufgetragen. Aber Florian Boitin lacht wohl auch, weil er nichts mehr zu sagen hat zu all den Hiobsbotschaften. Und das mag einen simplen Grund haben: Sie kümmern ihn nicht."
Das ist umso erstaunlicher, als der Playboy nur noch 95.000 Hefte verkauft, nicht einmal ein Drittel im Vergleich zu den Hochzeiten. Woran liegt's? Weichen die Männer auf weniger oder gar nicht bekleidete Frauen im Internet aus? Und wenn ja, warum? "In die Oktoberausgabe etwa setzte Boitin ein Porträt über die zwei Leben des Fernsehkochs Horst Lichter. Voller Tragik, unaufgeregt geschrieben, lesenswert. Oder ein Interview mit dem Schriftsteller Tomas Glavinic", lobt Tim Klimeš den Playboy, während sich der TAGESSPIEGEL-Leser fragt, ob nicht gerade solche ach so niveauvollen Artikel den Playboy-Leser einfach überfordern und ihn woanders nach nacktem Fleisch Ausschau halten lassen. Spätestens wenn Martin Mosebach als Kolumnist für den Playboy schreibt, dürfte das Blatt gestorben sein. Wer das verhindern will, sollte vorher protestieren.
Man muss das ja nicht gleich auf so radikale Weise tun wie die Franzosen. "In letzter Zeit wird die französische Öffentlichkeit mit einer verstörenden Form des Protests konfrontiert", so Tobias Haberkorn in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "die Politiker und Firmenchefs in immer größere Verlegenheit bringt. Die Berichte über Selbsttötungen am Arbeitsplatz reißen nicht ab. France Télécom, sechstgrößtes Unternehmen des Landes, wird von einer Suizidserie heimgesucht. Am Montag stürzte sich ein Callcenter-Agent nahe Annecy von einer Brücke, nach Polizeiangaben hinterließ er einen Brief mit Anschuldigungen gegen seinen Arbeitgeber." Aber es muss nicht immer Selbstmord sein:
"Mitte August drohten rund 60 Beschäftigte des bankrotten Transportunternehmens Serta in der Normandie tagelang, die Seine zu vergiften, wenn ihnen nicht 15.000 Euro Entschädigung pro Kopf zugesprochen würden. Mittlerweile wurde bekannt, dass in den angeblichen Giftfässern Öl lagerte, die Aktion war ein spektakulärer Bluff".
Erscheint angesichts dieser kaltblütigen Franzosen der weinende Wilfried Mohren, der nichts weiter wollte, als Sportreporter zu werden und sich im unübersichtlichen Netz der Sponsoren verheddert hat, nicht geradezu als Unschuldslamm?
"Nichts als Sportreporter habe er sein wollen, sagte der Angeklagte mit tränenerstickter Stimme."
Nachdem er dem Kollegen vom Hessischen Rundfunk, dem verurteilten Jürgen Emig, vorgeworfen hatte, er habe Mohren nicht erlaubt abzuspringen.
Schwer zu sagen, wer einem mehr Leid tun soll: der wimmernde Sportjournalist Mohren oder der Playboy. "Der Playboy leidet" schreibt Tim Klimeš im TAGESSPIEGEL. "Ich bin dafür angetreten, Dinge, die gut sind, noch besser zu machen", so zitiert Klimeš den neuen Playboy-Chef Florian Boitin. Und weiter:
"Bei diesem Nullsatz muss Florian Boitin dann lachen. Weil er sich ertappt fühlt, einerseits. Diese Floskel war einfach zu dick aufgetragen. Aber Florian Boitin lacht wohl auch, weil er nichts mehr zu sagen hat zu all den Hiobsbotschaften. Und das mag einen simplen Grund haben: Sie kümmern ihn nicht."
Das ist umso erstaunlicher, als der Playboy nur noch 95.000 Hefte verkauft, nicht einmal ein Drittel im Vergleich zu den Hochzeiten. Woran liegt's? Weichen die Männer auf weniger oder gar nicht bekleidete Frauen im Internet aus? Und wenn ja, warum? "In die Oktoberausgabe etwa setzte Boitin ein Porträt über die zwei Leben des Fernsehkochs Horst Lichter. Voller Tragik, unaufgeregt geschrieben, lesenswert. Oder ein Interview mit dem Schriftsteller Tomas Glavinic", lobt Tim Klimeš den Playboy, während sich der TAGESSPIEGEL-Leser fragt, ob nicht gerade solche ach so niveauvollen Artikel den Playboy-Leser einfach überfordern und ihn woanders nach nacktem Fleisch Ausschau halten lassen. Spätestens wenn Martin Mosebach als Kolumnist für den Playboy schreibt, dürfte das Blatt gestorben sein. Wer das verhindern will, sollte vorher protestieren.
Man muss das ja nicht gleich auf so radikale Weise tun wie die Franzosen. "In letzter Zeit wird die französische Öffentlichkeit mit einer verstörenden Form des Protests konfrontiert", so Tobias Haberkorn in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "die Politiker und Firmenchefs in immer größere Verlegenheit bringt. Die Berichte über Selbsttötungen am Arbeitsplatz reißen nicht ab. France Télécom, sechstgrößtes Unternehmen des Landes, wird von einer Suizidserie heimgesucht. Am Montag stürzte sich ein Callcenter-Agent nahe Annecy von einer Brücke, nach Polizeiangaben hinterließ er einen Brief mit Anschuldigungen gegen seinen Arbeitgeber." Aber es muss nicht immer Selbstmord sein:
"Mitte August drohten rund 60 Beschäftigte des bankrotten Transportunternehmens Serta in der Normandie tagelang, die Seine zu vergiften, wenn ihnen nicht 15.000 Euro Entschädigung pro Kopf zugesprochen würden. Mittlerweile wurde bekannt, dass in den angeblichen Giftfässern Öl lagerte, die Aktion war ein spektakulärer Bluff".
Erscheint angesichts dieser kaltblütigen Franzosen der weinende Wilfried Mohren, der nichts weiter wollte, als Sportreporter zu werden und sich im unübersichtlichen Netz der Sponsoren verheddert hat, nicht geradezu als Unschuldslamm?