Von Tobias Wenzel
Die Feuilletons beschäftigen sich mit dem Literaturnobelpreisträger Mo Yan, der die chinesische Zensur verteidigte. Der brasilianische Theologe Boff erinnert sich im Spiegel an ein Gespräch mit Joseph Ratzinger, als der noch Präfekt im Vatikan war. Und die Welt fragt, ob sich Krippenspielproben noch lohnen, wenn doch am 21. Dezember die Erde untergeht.
"Der Chinese Mo Yan nimmt heute seinen Literaturnobelpreis entgegen – obwohl er die chinesische Zensur verteidigt. Hat er diesen Preis dann überhaupt verdient?"
fragt die TAZ Friedrich Küppersbusch. Seine Antwort:
"Vor drei Jahren erklärte der Friedensnobelpreisträger, warum Kriege nun mal sein müssten und ließ anschließend völkerrechtswidrig Bin Laden ermorden. Da möchte China nicht zurückstehen."
Mo hatte auf einer Pressekonferenz in Stockholm die chinesische Zensur verteidigt und sie mit den "unbequemen, aber notwendigen Sicherheitskontrollen" an internationalen Flughäfen gleichgesetzt.
An diesen "peinlichen" Fehltritt erinnert Johnny Erling in der WELT und geht auf Mos Nobelpreisrede vom Freitag ein. Darin erinnerte sich Mo Yan, wie er als Grundschüler eine chinesische Propaganda-Ausstellung über das vermeintliche Leid des chinesischen Volkes besuchen musste. Von den Schülern wurde erwartet, dass sie in der Ausstellung weinten. Ein Junge tat dies nicht. Mo Yan und andere Schüler verpetzten ihn daraufhin beim Lehrer. "Tief beschämt" sei er später über seine Tat gewesen, so Mo Yan. Seine Lehre:
"Wenn alle weinen, dann sollte es einen geben, der nicht weint."
Sowohl deutsche Feuilletonisten als auch chinesische Blogger grübeln nun fleißig, was Mo damit sagen wollte. Ist dies doch eine Solidarisierung mit dem Inhaftierten Liu Xiaobo oder gerade nicht? Johnny Erling weist darauf hin, dass Mo Yan sich selbst "nur als Erzähler" versteht. Ein chinesischer Blogger habe dies so kommentiert:
"Wer die Wahrheit direkt sagt, kommt ins Gefängnis. Wer sie in Geschichten verpackt, bekommt einen Preis."
Mark Siemons befasst sich in seinem Artikel für die FAZ mit dem Anzug, den Mo Yan bei seiner Rede in Stockholm trug. Dieser "Mao-Anzug" werde "heute fast nur noch bei Militärparaden" verwendet. Siemons macht das Kleidungsstück ratlos. Mehrmals fragt er, fast schon hilflos, wer Mo Yan wirklich sei.
Zensur gebe es doch überall, hatte Mo Yan bei seiner Pressekonferenz in Stockholm gesagt. Wenigstens für die katholische Kirche scheint diese Aussage zu stimmen. Im Gespräch mit dem SPIEGEL erzählt der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff, wie der Vatikan Boffs Bücher zensieren wollte, wie ihm der Lehrstuhl für Theologie entzogen und wie der Brasilianer zum "Bußschweigen" verdonnert wurde.
Verantwortlich für all das war Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan. In dieser Funktion habe Ratzinger, so Boff, mehr als hundert Theologen verurteilt.
"Ich musste in demselben dunklen und hässlichen ‚Befragungszimmer’ im Vatikan auf demselben Stuhl Platz nehmen wie einst Galileo Galilei","
erinnert sich Boff im SPIEGEL. Ratzinger sei außer sich vor Empörung gewesen. Was hatte Leonardo Boff verbrochen? Er hatte sich in seiner Befreiungstheologie gegen die Ausbeutung der Armen durch die Militärdiktaturen Südamerikas stark gemacht; er wollte und will den armen Gläubigen die Hand reichen, Verständnis für ihre Sorgen zeigen, ihnen Hoffnung machen. Ratzinger hingegen sei nur an Disziplin und Gehorsam gelegen. Und dann folgender Satz Boffs:
""Dieser Papst wird zum Würgeengel der Kirche."
Aber vielleicht ja nur noch bis zum 21. Dezember. Dann geht nämlich die Welt unter. Sagt der Maya-Kalender. Das könne die Kirche nicht ignorieren, meint Lucas Wiegelmann in seiner Glosse für die WELT. Unter anderem,
"weil es für die Gläubigen die Frage aufwirft, ob sich Weihnachtsgeschenke und Krippenspielproben noch lohnen."
Der aktuelle Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, hat sich zum Weltuntergang im FOCUS geäußert: "Der jüngste Tag" sei "ein Tag der Freude im Hinblick auf das Kommende". Wiegelmann zeigt sich enttäuscht und bemängelt, Müller nenne kein konkretes Datum für das Jüngste Gericht:
"Das stellt die Wiederkehr Christi unweigerlich auf eine Stufe mit der Elbphilharmonie."
fragt die TAZ Friedrich Küppersbusch. Seine Antwort:
"Vor drei Jahren erklärte der Friedensnobelpreisträger, warum Kriege nun mal sein müssten und ließ anschließend völkerrechtswidrig Bin Laden ermorden. Da möchte China nicht zurückstehen."
Mo hatte auf einer Pressekonferenz in Stockholm die chinesische Zensur verteidigt und sie mit den "unbequemen, aber notwendigen Sicherheitskontrollen" an internationalen Flughäfen gleichgesetzt.
An diesen "peinlichen" Fehltritt erinnert Johnny Erling in der WELT und geht auf Mos Nobelpreisrede vom Freitag ein. Darin erinnerte sich Mo Yan, wie er als Grundschüler eine chinesische Propaganda-Ausstellung über das vermeintliche Leid des chinesischen Volkes besuchen musste. Von den Schülern wurde erwartet, dass sie in der Ausstellung weinten. Ein Junge tat dies nicht. Mo Yan und andere Schüler verpetzten ihn daraufhin beim Lehrer. "Tief beschämt" sei er später über seine Tat gewesen, so Mo Yan. Seine Lehre:
"Wenn alle weinen, dann sollte es einen geben, der nicht weint."
Sowohl deutsche Feuilletonisten als auch chinesische Blogger grübeln nun fleißig, was Mo damit sagen wollte. Ist dies doch eine Solidarisierung mit dem Inhaftierten Liu Xiaobo oder gerade nicht? Johnny Erling weist darauf hin, dass Mo Yan sich selbst "nur als Erzähler" versteht. Ein chinesischer Blogger habe dies so kommentiert:
"Wer die Wahrheit direkt sagt, kommt ins Gefängnis. Wer sie in Geschichten verpackt, bekommt einen Preis."
Mark Siemons befasst sich in seinem Artikel für die FAZ mit dem Anzug, den Mo Yan bei seiner Rede in Stockholm trug. Dieser "Mao-Anzug" werde "heute fast nur noch bei Militärparaden" verwendet. Siemons macht das Kleidungsstück ratlos. Mehrmals fragt er, fast schon hilflos, wer Mo Yan wirklich sei.
Zensur gebe es doch überall, hatte Mo Yan bei seiner Pressekonferenz in Stockholm gesagt. Wenigstens für die katholische Kirche scheint diese Aussage zu stimmen. Im Gespräch mit dem SPIEGEL erzählt der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff, wie der Vatikan Boffs Bücher zensieren wollte, wie ihm der Lehrstuhl für Theologie entzogen und wie der Brasilianer zum "Bußschweigen" verdonnert wurde.
Verantwortlich für all das war Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan. In dieser Funktion habe Ratzinger, so Boff, mehr als hundert Theologen verurteilt.
"Ich musste in demselben dunklen und hässlichen ‚Befragungszimmer’ im Vatikan auf demselben Stuhl Platz nehmen wie einst Galileo Galilei","
erinnert sich Boff im SPIEGEL. Ratzinger sei außer sich vor Empörung gewesen. Was hatte Leonardo Boff verbrochen? Er hatte sich in seiner Befreiungstheologie gegen die Ausbeutung der Armen durch die Militärdiktaturen Südamerikas stark gemacht; er wollte und will den armen Gläubigen die Hand reichen, Verständnis für ihre Sorgen zeigen, ihnen Hoffnung machen. Ratzinger hingegen sei nur an Disziplin und Gehorsam gelegen. Und dann folgender Satz Boffs:
""Dieser Papst wird zum Würgeengel der Kirche."
Aber vielleicht ja nur noch bis zum 21. Dezember. Dann geht nämlich die Welt unter. Sagt der Maya-Kalender. Das könne die Kirche nicht ignorieren, meint Lucas Wiegelmann in seiner Glosse für die WELT. Unter anderem,
"weil es für die Gläubigen die Frage aufwirft, ob sich Weihnachtsgeschenke und Krippenspielproben noch lohnen."
Der aktuelle Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, hat sich zum Weltuntergang im FOCUS geäußert: "Der jüngste Tag" sei "ein Tag der Freude im Hinblick auf das Kommende". Wiegelmann zeigt sich enttäuscht und bemängelt, Müller nenne kein konkretes Datum für das Jüngste Gericht:
"Das stellt die Wiederkehr Christi unweigerlich auf eine Stufe mit der Elbphilharmonie."