Von Tobias Wenzel

Im "Spiegel"-Interview erzählt der US-Fernsehproduzent Matthew Weienr von seinen bescheidenen Anfängen. Der "Tagesspiegel" und die "SZ" sind entsetzt über den nicht mehr ganz neuen "Wetten, dass.. ?"-Moderator Markus Lanz.
"Was machst du eigentlich den ganzen Tag?" Eine Frage, die sich Matthew Weiner fünf Jahre anhören musste. Er, der erfolglose US-amerikanische Absolvent einer Filmhochschule, der erst als Kandidat einer Fernsehratesendung zu etwas Geld kam. Was er mit den 16.000 Dollar Preisgeld anstellte, hat Matthew Weiner nun in einem Interview dem SPIEGEL erzählt:

"Mit diesem Geld drehte ich meinen ersten Film. Er hieß ‚Was machst du eigentlich den ganzen Tag?’ und handelte von mir, wie ich zu Hause rumsitze, wie ich unfähig bin zu schreiben, wie meine Frau für mich bezahlt, wie ich anfange zu spielen. Der Film ist nie gezeigt worden."

Wenn Matthew Weiner heute nicht einer der erfolgreichsten Fernsehproduzenten der USA wäre und der Erfinder der gefeierten Serie "Mad Men", diente er seiner Landsfrau Hanna Rosin wohl nur noch als bemitleidenswertes Beispiel für ihren Befund: Das Ende der Männer ist da.

Das jedenfalls behauptet sie in ihrem Buch "The End of Men". Philipp Oehmke scheint noch nicht vollkommen am Ende zu sein, sonst hätte er die Journalistin Rosin wohl nicht für den SPIEGEL treffen können. Aber für sie ist der deutsche Kollege nur noch durch seine Stimme anwesend. Denn das Interview gibt sie aus Zeitgründen durch die Badezimmertür. Und auf diese Weise dringen auch die Belege für ihre steile These zu ihm:

"Sechs Millionen Jobs hat die amerikanische Industrie seit 2000 verloren, und das waren fast alles Männerjobs." – "Zum ersten Mal in der Geschichte macht in den USA ein Drittel mehr Frauen einen Hochschulabschluss."

Das liege auch an der ursprünglich von Männern angestoßenen

"hook up culture"."

Oft von Studenten durchgeführte Sex-Treffen hätten die klassischen Dates mit Hoffnung auf eine langfristige Beziehung oder gar Heirat abgelöst. Daran hätten auch Frauen Gefallen gefunden – die dann lieber Karriere machten als den Herd zu schrubben.

Nach der Lektüre dieses SPIEGEL-Artikels wähnt der männliche Leser des Feuilletons – Verfolgungswahn! – in jeder Spalte die Auslöschung Seinesgleichen.

""Sandy war seltsam selektiv vorgegangen","

heißt es in der FAZ über die Folgen des Wirbelsturms. Hatte er, oder besser sie, Sandy, eine Frau, es also nur auf Männer abgesehen?
Atze Schröder gab am Samstag Abend seine Männlichkeit auf und trat, verkleidet als Cindy aus Marzahn, bei "Wetten, dass..?" auf. Markus Lanz hat zum zweiten Mal die Sendung moderiert.

""Das hat Markus Lanz geschafft","

schreibt im TAGESSPIEGEL der ansonsten vom Moderator gar nicht begeisterte Joachim Huber:

""Die Sehnsucht nach Thomas Gottschalk […], die gibt es schon nach zwei Lanz-Nummern nicht mehr."

Die Sehnsucht nach Gottschalk vielleicht nicht, aber die nach Gott ist geblieben. Jedenfalls bei Markus Lanz. "Oh mein Gott", sagte er unaufhörlich in der Live-Sendung. Zum Entsetzen gleich mehrerer Fernsehkritiker. Hans Hoff vermutet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Lanz sagt das womöglich so oft, weil ihm die Größe fehlt, die das Vertrauen in die eigenen Wirkung gebiert."

Ist also auch der Mann Lanz am Ende?

Der polnische Autor Andrzej Stasiuk, der ist sicher ein Teufelskerl, der sein Geschlecht hochhält. Denkt man so. Der isst gern deftiges Fleisch und trinkt hartes Zeug. Und schüttelt nur fassungslos den Kopf, wenn ihn in der polnischen Provinz mal wieder ein verweichlichter deutscher Journalist besucht, der glaubt, schon vom Einatmen des Selbstgebrannten eine Alkoholvergiftung zu bekommen. Aber dann das! In der SZ wird Stasiuk mit den Worten zitiert:

"Ich hatte immer gedacht, ich sei mehr oder weniger, je nach Situation, aber doch ein Mann."

Da ahnt man schon den schlimmen Fortgang des Zitats: Er habe sich nun aber

"als Frau"

gefühlt,

"zumindest als Eunuch"."

In Albanien ist ihm das widerfahren. Als er sich unter unerträglich männliche Albaner begab, die

""ihre Frauen drangsalieren"."

Stasiuk hat diese und andere Reisen in einer Art Tagebuch beschrieben. Karl-Markus Gauss hat es für die SZ besprochen. In Albanien scheinen die letzten Männer überlebt zu haben. Die polnischen würden lieber das Zeitliche suchen, selbst die Jugendlichen, meint Andrzej Stasiuk:

""Wenn es keine Kriege gibt, sterben sie eben auf dem Motorrad."