Von Tobias Wenzel
Ein falscher Wallraff in der U-Bahn, ein eher unerwünschtes Geschenk des Springer-Verlags und das baldige Aus der Berliner Gaslaternen halten die Feuilletons in Atem.
"Wie ist es, Günter Wallraff zu sein?", fragt Marcus Jauer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Und man vermutet: Nun folgt ein Treffen mit Wallraff, "eine Begegnung", wie die Zeitung es bedeutungsschwanger formulieren würde. Begegnung ja, aber nicht mit Wallraff, sondern mit dem Chefmaskenbildner am Deutschen Theater in Berlin. Der zaubert Jauer mit Latex eine Glatze und richtet ihn überhaupt wie Günter Wallraff her. Nur so streng und unbestechlich wie Wallraff gucken, das bekommt Jauer nicht hin: "Das ist kein Wunder, habe ich doch bis zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nichts enthüllt". Also raus auf die Straßen Berlins und in die U-Bahn. Langsam fühlt sich der deutlich jüngere Jauer wie Wallraff, will sich beim U-Bahn-Schaffner nach dessen Arbeitsbedingungen erkundigen: "Guten Tag, Wallraff’, sage ich, als er sein Fenster einen Spalt breit öffnet. ‚Ja, keine Zeit’, ruft er zurück." Eine alte Frau nimmt Jauer nicht den Wallraff, aber dafür die fast 70 Jahre ab. Jugendliche rufen ihm dagegen nach: "Zieh die Maske runter, Alter!" Experiment gescheitert.
Ob der FAZ-Autor mehr Erfolg gehabt hätte, wenn er ins Axel-Springer-Haus hineinspaziert wäre? Schließlich hat Günter Wallraff einst bei "Bild" inkognito gearbeitet. Alte linke "Bild"-Kritiker, die willens seien, "die Springer-Fanfare zu blasen", würden vom Boulevardblatt mit offenen Armen empfangen, schreibt Tom Schimmeck in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und nennt die Namen von Wolf Biermann und Alice Schwarzer. "Die deutsche Papierkanone" hat Schimmeck seinen Artikel zum 60. Geburtstag des Blatts genannt. "Ich habe Dich immer für rechtschaffen gehalten – werde es weiter tun. Stufe Du mich bitte auch so ein", schrieb Axel Springer seinem Kritiker, dem Journalisten Axel Eggebrecht. Schimmeck dazu: "Ein wenig erinnert die gealterte Bild, auch wenn sie viel rowdyhafter daherkommt, an ihren feinen Schöpfer. Auch sie verlangt nach Liebe. Sonst schlägt sie zu."
Eigentlich müsste "Bild" nun über 240.000 Deutsche schlagen. Denn so viele Menschen haben die Annahme des für diesen Samstag geplanten Gratis-Exemplars der Boulevardzeitung schriftlich verweigert. Mit Hilfe des Internetforums "Alle gegen Bild". Das berichtet Jonas Rest in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. 41 Millionen Haushalte, und damit alle in Deutschland, erhalten als Geburtstagspräsent – hier schenkt der Jubilar – ein Freiexemplar. Nur was ist mit den Tausenden Bild-Verweigerern? Ein gigantisches logistisches Problem. "Denn die Zustellung von Postwurfsendungen gegen den ausdrücklichen Willen des Empfängers ist verboten", so die FR. Also hat "Bild" für alle Verweigerer einen roten Infobrief vorbereitet. Der wiederum dient den Postboten auch als Warnsignal, eben keine Zeitung, sondern nur den Brief einzuwerfen. Hardcore-"Bild"-Hasser haben aber daraufhin dem Springer-Verlag auch die Auslieferung dieses Infobriefes untersagt. Postboten hatten schon vorher genug Sorgen, nämlich die, unter der Last der auszutragenden Zeitungen zusammenzubrechen. Springer will die Aktion ins Guiness-Buch der Rekorde eintragen lassen. Als "größtes Post-Chaos in der Geschichte", kommentiert ein Briefträger im Gespräch mit der FR.
Hannes Wader wird 70, haben die Feuilletonisten errechnet. Aber der Liedermacher erlebt bestimmt noch seinen 80. Dann ist allerdings schon die Berliner Gasleuchte tot. Ira Mazzonis liebevoller Abgesang ist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu lesen: "Gaslicht wirkt wie der Mond hell und diskret zugleich", schreibt sie. "Es ist ein Licht, das dem Dunkel der Nacht selbstverständlich Raum gibt, in seinem Bannkreis aber alle Farben natürlich leuchten lässt: Das Grün der Linden etwa, die ihre Kronen über den Laternen ausbreiten." Die Berliner Regierung will aus ökologischen und finanziellen Gründen die 44.000 Gaslaternen Berlins bis 2020 komplett durch grelle Leuchtstoffröhren ersetzen. Geblendet von der Zukunft wendet sich die SZ-Autorin ab und blickt noch einmal verträumt auf das sanfte Licht der Gaslaterne: "Es macht Mond und Sternen keine Konkurrenz, stört die Tierwelt nicht und lässt den Menschen ruhig schlafen."
Ob der FAZ-Autor mehr Erfolg gehabt hätte, wenn er ins Axel-Springer-Haus hineinspaziert wäre? Schließlich hat Günter Wallraff einst bei "Bild" inkognito gearbeitet. Alte linke "Bild"-Kritiker, die willens seien, "die Springer-Fanfare zu blasen", würden vom Boulevardblatt mit offenen Armen empfangen, schreibt Tom Schimmeck in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und nennt die Namen von Wolf Biermann und Alice Schwarzer. "Die deutsche Papierkanone" hat Schimmeck seinen Artikel zum 60. Geburtstag des Blatts genannt. "Ich habe Dich immer für rechtschaffen gehalten – werde es weiter tun. Stufe Du mich bitte auch so ein", schrieb Axel Springer seinem Kritiker, dem Journalisten Axel Eggebrecht. Schimmeck dazu: "Ein wenig erinnert die gealterte Bild, auch wenn sie viel rowdyhafter daherkommt, an ihren feinen Schöpfer. Auch sie verlangt nach Liebe. Sonst schlägt sie zu."
Eigentlich müsste "Bild" nun über 240.000 Deutsche schlagen. Denn so viele Menschen haben die Annahme des für diesen Samstag geplanten Gratis-Exemplars der Boulevardzeitung schriftlich verweigert. Mit Hilfe des Internetforums "Alle gegen Bild". Das berichtet Jonas Rest in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. 41 Millionen Haushalte, und damit alle in Deutschland, erhalten als Geburtstagspräsent – hier schenkt der Jubilar – ein Freiexemplar. Nur was ist mit den Tausenden Bild-Verweigerern? Ein gigantisches logistisches Problem. "Denn die Zustellung von Postwurfsendungen gegen den ausdrücklichen Willen des Empfängers ist verboten", so die FR. Also hat "Bild" für alle Verweigerer einen roten Infobrief vorbereitet. Der wiederum dient den Postboten auch als Warnsignal, eben keine Zeitung, sondern nur den Brief einzuwerfen. Hardcore-"Bild"-Hasser haben aber daraufhin dem Springer-Verlag auch die Auslieferung dieses Infobriefes untersagt. Postboten hatten schon vorher genug Sorgen, nämlich die, unter der Last der auszutragenden Zeitungen zusammenzubrechen. Springer will die Aktion ins Guiness-Buch der Rekorde eintragen lassen. Als "größtes Post-Chaos in der Geschichte", kommentiert ein Briefträger im Gespräch mit der FR.
Hannes Wader wird 70, haben die Feuilletonisten errechnet. Aber der Liedermacher erlebt bestimmt noch seinen 80. Dann ist allerdings schon die Berliner Gasleuchte tot. Ira Mazzonis liebevoller Abgesang ist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu lesen: "Gaslicht wirkt wie der Mond hell und diskret zugleich", schreibt sie. "Es ist ein Licht, das dem Dunkel der Nacht selbstverständlich Raum gibt, in seinem Bannkreis aber alle Farben natürlich leuchten lässt: Das Grün der Linden etwa, die ihre Kronen über den Laternen ausbreiten." Die Berliner Regierung will aus ökologischen und finanziellen Gründen die 44.000 Gaslaternen Berlins bis 2020 komplett durch grelle Leuchtstoffröhren ersetzen. Geblendet von der Zukunft wendet sich die SZ-Autorin ab und blickt noch einmal verträumt auf das sanfte Licht der Gaslaterne: "Es macht Mond und Sternen keine Konkurrenz, stört die Tierwelt nicht und lässt den Menschen ruhig schlafen."