Von Tobias Wenzel

15.01.2012
Im "Spiegel" erzählt Regisseur Helmut Dietl vom Nicht-Rauchen und dem möglichen Reiz an einer Film-Farce über Bundespräsident Christian Wulff und die "Frankfurter Rundschau" beschäftigt sich mit der geplanten Vernichtung von 60.000 Sarrazin-Büchern bei einer Kunstaktion.
"Gesund ist schlecht fürs Geschäft." Das behauptet jedenfalls Filmregisseur Helmut Dietl im Gespräch mit dem SPIEGEL. Dietl hat mit dem Rauchen aufgehört. Und da er beim Trinken Lust auf das Rauchen bekäme, geht das nun auch nicht mehr. Ohne Zigarette und Alkohol jedoch fehle ihm die Ausdauer, Geldgeber für seine Filmprojekte zu begeistern: Bis um drei in der früh habe er einst durchgehalten:

"noch a Flascherl und noch a Flascherl, noch an Zigarettl und noch eins",
"und dann sind alle nach Hause gegangen und hatten das Gefühl, dass alles ganz prima ist. Nichts war prima, aber das spielt keine Rolle. Man muss nur glauben, dass es prima war."

Und das haben ihm, dem Abstinenzler, nun ARD und ZDF nicht mehr geglaubt, bei seinem neuen Filmprojekt, der Polit-Farce "Zettl". Die kommt stattdessen ins Kino, in zwei Wochen. DER SPIEGEL nutzt aber schon jetzt die Gelegenheit, um zu fragen, ob die Sache Wulff nicht auch eine Filmfarce wert wäre. Die Affäre und das Gerede darüber seien nichts weiter als "Feiertagsprobleme", antwortet Helmut Dietl. Wenn er aber aus dem Fall Wulff eine Geschichte machen müsste, dann würde er damit anfangen, dass "da jemand einem anderen etwas wegnimmt und dass dieser Mann ein Gedächtnis hat wie ein Elefant". Er denke da an den Vorgänger von Wulff als Ministerpräsidenten. "Wie heißt der noch von der SPD?" fragt er den SPIEGEL. "Der Dicke da?" Die "treibende Kraft" in einem Film wäre aber Bettina Wulff. Sie würde ihrem Mann das "Machtgefühl" einreden. Die First Lady findet Dietl "sexy":

"Aber ich kann mich auch täuschen, weil ich hab ja auch Veronica Ferres schon mal sexy gefunden."

So Dietl über seine Ex, die nun mit AWD-Gründer Maschmeyer liiert ist, der ja wiederum mit dem Bundespräsidenten und dessen sexy Gattin befreundet ist, womit sich der Kreis wieder schließt.

"Sexy" unterscheidet sich von "Sex" nur durch ein "y". Reden wir also der einfachen Überleitung zuliebe über Sex und bleiben beim SPIEGEL. Nicholson Baker, ein ebenso kauziger wie feinsinniger US-amerikanischer Schriftsteller, hat einen Roman geschrieben, der nun unter dem Titel "Haus der Löcher" auf Deutsch erschienen ist. Wer Böses denkt und den Titel grob sexualmetaphorisch deutet – der liegt ganz richtig. Georg Dietz hat den pornographischen Roman vergnügt gelesen und sieht in ihm

"ein mit fast anarchischem Trotz und kindlicher Freude hingeworfenes Pamphlet für die Freiheit". "

Dietz hat Bakers Synonyme für das männliche Geschlechtsteil eifrig zusammengetragen:

""Dingdong, Pollock, United Parcel, […] wildgewordener Jacquard und langer Knochen"."

Man merkt schon, so ganz ernst ist es Baker nicht mit seinem 320 Seiten starken Porno, in dem die Figur Luna Sex mit einem Baum hat:

""Auch der Baum selbst erschauerte: Er hatte eine Art Orgasmus. Der frische Wuchs der Penisäste fiel ab. Keuchend und zitternd stieg Luna herunter."

Tja, wenn das kein Aufreger ist, wie wär’s dann mit einer Kunstaktion, die Assoziationen zur Bücherverbrennung weckt? Der tschechische Künstler Martin Zet hat angekündigt, auf der im April beginnenden Berlin Biennale mindestens 60.000 Exemplare von Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" zu stapeln und dann durch Recycling zu vernichten. Bei Sammelstellen in ganz Deutschland sollten angewiderte Leser ihr Exemplar abgeben. Sebastian Preuss bezeichnet das in der FRANKFURTER RUNDSCHAU als eine "blöde Aktion", bei der er "nur noch in konzeptkünstlerisches Riesengähnen verfallen" könne:

"Aber wir haben keine Wahl, sondern werden bei Zet ohnehin zu Deppen: Wer die Buch-Entsorgung ablehnt, der enttarnt sich als humorloser Kunstspießer. Oder er macht sich gar verdächtig, Sarrazin in Schutz zu nehmen"."

Der kritisierte Künstler sagt im Interview mit der WELT, er hoffe, die Deutschen hätten irgendwann genug "von dem masochistischen Gedanken der Verbrennung dieses Mediums", um dann wieder befreit über die Buchinhalte nachzudenken. Im Übrigen glaube er nicht, dass die Installation wie geplant stattfinde.

""Bis jetzt habe ich noch kein einziges Buch erhalten."