Von Tobias Wenzel

"Die Zeit" dokumentiert ein Gespräch zwischen dem Dichter Durs Grünbein und Sibylle Lewitscharoff, die am kommenden Samstag den Büchner-Preis erhält. Eines der Themen dabei: "Ruhm" und seine Vergänglichkeit. Die "Welt" ist begeistert vom neuen Asterix-Band und macht ihn zum "besten seit 35 Jahren". Und die "FAZ" wundert sich über einen russischen orthodoxen Geistlichen.
"Mir ist es vollkommen wurscht, ob Mann, ob Frau oder ein Krokodil ausgezeichnet wird, wenn es nur gut ist","

sagt die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, die am kommenden Samstag den Büchner-Preis erhält.

""Vielleicht wurdest du ja als Krokodil nominiert", so der Kommentar des Dichters Durs Grünbein. Alexander Cammann hat die beiden Autoren im Garten der Villa Massimo in Rom für die ZEIT interviewt. Die Schriftstellerin erzählt, wie sie sich als Kind vorstellte, ihr toter Vater könne sie vielleicht beobachten. Einige ihrer Bücher seien an ihren Vater gerichtet.

"Die Vorstellung, kein Nachleben zu haben, weder im Himmelreich noch auf der Erde, ist für mich entsetzlich", erzählt sie. "Sang- und klanglos in den Sarg zu rauschen und niemand erinnert sich nach kurzer Zeit: Wie furchtbar!"

Lesen wir also alle Lewitscharoff! Auch nach ihrem Tod. Damit ihr Ruhm sie überdauere! Obwohl: Ruhm? "Wirkung" sei viel besser als "Ruhm", wirft Durs Grünbein ein und beruft sich dabei auf seinen Mentor Heiner Müller.

"Für die Kunst ist Wirkung das große Geheimnis."

Sibylle Lewitscharoff hat nichts gegen den Begriff "Ruhm".

"Spannend wird's doch erst, ob er sich über mehrere Generationen hält. In der Antike war Ruhm die große Maschinerie des Weiterlebens." So die Autorin - wie gesagt - im Garten der Villa Massimo in Rom.

"Die spinnen endlich nicht mehr, die Gallier!", ruft Matthias Heine freudig erregt in der WELT aus. Er hat den neuen Asterix-Comic gelesen: "Asterix bei den Pikten". Es ist der erste Band der Serie, an dem ihr Erfinder, der Zeichner Albert Uderzo, nicht mehr mitgearbeitet hat. Und der beste Band "seit 35 Jahren", findet Matthias Heine, um dann zu beschreiben, was ein neuer Asterix-Band für einen Asterix-Fan bedeutet. Das sei nur noch vergleichbar mit der "Entdeckung eines apokryphen Evangeliums":

"Er wird von den Gläubigen mit Unbehagen aufgenommen, weil die kleinste Abweichung vom Überlieferten sie verstört und es anstrengender Interpretationen bedarf, um das Neue ins Bekannte zu integrieren. Denn 'Asterix‘ ist - neben den großen religiösen Texten - das letzte Werk, dessen Leser sich durch Intensivlektüre zu Philologen eigener Vollkommenheit herangebildet haben."

Ziemlich vollkommen erscheint Heine dieser neue Asterix-Band. Darin stoßen Asterix und Obelix am Ufer des Meeres auf einen "piktischen Krieger", "der in einem Eisblock eingefroren ist". Das Volk der Pikten, Vorfahren der Schotten, heißt es, hält sich ein "freundliches Ungeheuer" als Totemtier. Das ist über dem Artikel in der WELT abgebildet und sieht tatsächlich so aus, als wollte es nur eins: ausgiebig gekrault werden.

"Die 64 Jahre alte Serie erweist sich als anschlussfähig an die Gegenwart", so Heines Lobeshymne weiter. Der Comic-Kritiker gesteht dem neuen Asterix-Band sogar "Missionschancen" bei jungen Menschen zu, die noch nie etwas aus der Serie gelesen haben.

Wohl gar keine Missionschancen sieht Wsewolod Tschapalin, wenn er an die Punkband Pussy Riot denkt und vor allem an deren inhaftiertes Mitglied Nadeschda Tolokonnikowa. Der Sprecher der Moskauer Patriarchatskirche hat Tolokonnikowa als "starrköpfig" bezeichnet, weil sie "Gottes Strafe" nicht dankend annehme. Das berichtet Kerstin Holm in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Tolokonnikowa hatte Misstände in ihrer Strafkolonie 14 angeprangert wie die "systematische Unterdrückung unter den Häftlingen", war mehrfach in den Hungestreik getreten, leidet an einer Infektionskrankheit und Immunschwäche. Dazu sagte der Sprecher der Moskauer Patriarchatskirche, ""eine Strafkolonie sei nun mal kein Kurort"."

Bei solchen Worten kann man schon mal ins Grübel kommen ob der Verquickung von Kirche und Politik in Russland und fragen, ob man nicht in Deutschland Glauben und Staat strikter trennen sollte.