Von Tobias Wenzel
Ein gestohlenes Smartphone ist eine Sache, schlimmer noch ist es aber, wenn Geheimdienste und soziale Plattformen schamlos auf die Daten von Millionen von Menschen zugreifen - aber dies ist nur eines der Themen, die heute in den Feuilletons verhandelt werden.
"Süß ist die Rache im Digitalzeitalter", schreibt Meike Laaf in der TAZ über einen Internet-Blog namens "Das Leben eines Fremden, der mein Telefon gestohlen hat". Die anonyme Verfasserin behauptet darin, jemand habe ihr Handy auf Ibiza gestohlen. Und dieser Jemand sei ein gewisser Hafid aus Dubai. Der habe, wohl aus Dummheit, erst auf den Facebook-Account der Frau zugegriffen, und zwar aus Dubai, und ihr dann von seinem eigenen Account aus eine Nachricht geschrieben. Daher kenne sie seinen Namen und Wohnort.
Der eigentliche Witz: Hafid hat das gestohlene Handy eifrig benutzt, um Fotos von sich und seinen Freunden zu machen. Allerdings hatte er die Voreinstellung im Smartphone übersehen, der zufolge jedes neue Foto auf den Cloudspeicher der Bestohlenen hochgeladen wird. Die peinlichsten Schnappschüsse hat die Bloggerin nun genüsslich ausgewählt und mit bösen Kommentaren versehen. Ein Foto zeigt Hafid mit einem Freund beim Teetrinken. Darunter steht, hier würden sie wohl gerade ihre geglückten Verbrechen feiern.
Dass sich in Zukunft noch ganz andere Dinge als Smartphones selbstständig ins Internet einwählen könnten, davor warnt Wolfgang Michal in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Praktisch jeden Gegenstand, auch "Zahnbürste, Kreditkarte, Auto, Stromzähler", könnten die Produzenten irgendwann mit einer IP-Adresse versehen, um ihre Verwendung zu überwachen und auszuwerten. Auch dieses sogenannte "Internet der Dinge" sollten wir, so der Journalist, im Blick haben, wenn wir uns über ein Big-Brother-Szenario den Kopf zerbrächen, und eben nicht nur die Datensammelwut der Geheimdienste. All das gehöre zusammen, schreibt Wolfgang Michal:
"Die unheilvolle Wirkung, die eine Totalüberwachung für die Demokratie hat, besteht in der Kränkung der Demokraten: Mündige Bürger werden behandelt wie unmündige Kinder."
Einige tausend Menschen seien nun wegen der Enthüllungen durch Edward Snowden in Deutschland auf die Straßen gegangen. Das sei noch zu wenig. Man brauche eine "große Koalition der Demokraten". Ähnlich wie einst beim breit aufgestellten Widerstand gegen die 1968 in der BRD verabschiedeten Notstandsgesetze.
Einer von denen, die damals die demokratischen Werte verteidigten und gegen die Aufhebung des Post- und Fernmeldegeheimnisses demonstrierten, war Hans Magnus Enzensberger. Der schlägt nun im SPIEGEL in eine ganz ähnliche Kerbe. Erneut prangert er die totale Überwachung an. Die Überwachung durch Werbung. "Vom Terror der Reklame" heißt sein Essay. Die Werbung sei nicht nur penetrant in den öffentlichen und privaten Raum vorgedrungen und stehle den Menschen so "möglichst viel von der Zeit, die ihnen beschieden" sei. Eine ganz neue Dimension der Werbung würde im Internet durch Firmen wie Google und Facebook erreicht. "Diese Konzerne sterben, wenn sie nicht werben", schreibt Enzensberger. Und weiter:
"[…] wer Milliarden von Kunden akquirieren und verwalten will, muss ihre persönlichen Daten so vollständig wie möglich ausforschen und sammeln. Dazu dienen mathematische Methoden der Speicherung, Filterung und Rekombination, die den Herrschaftstechniken der Geheimpolizeien, der Gestapo, des KGB und der Stasi weit überlegen sind."
Die Internetkonzerne seien die "Komplizen" der Überwachungsabteilungen der Geheimdienste:
"Diese Partnerschaft bildet ein politisches Parallel-Universum, in dem die Demokratie keine Rolle mehr spielt."
Die dänische Sprache spielt im eigenen Land nicht mehr die Rolle wie einst im 19. Jahrhundert, als die Dänen noch stolz auf sie waren. "Die dänische Sprache steckt in der Krise", schreibt Aldo Keel in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Jedenfalls würden immer weniger Dänen die Schriftsprache beherrschen und immer mehr sich dieser Sprache schämen. So habe die dänische Schauspielerin Sidse Babett Knudsen jüngst gesagt:
"Unsere Sprache ist eine der hässlichsten und beschränktesten weit und breit. Auf Dänisch kannst du niemanden verführen: Es klingt, als würdest du dich übergeben."
Der eigentliche Witz: Hafid hat das gestohlene Handy eifrig benutzt, um Fotos von sich und seinen Freunden zu machen. Allerdings hatte er die Voreinstellung im Smartphone übersehen, der zufolge jedes neue Foto auf den Cloudspeicher der Bestohlenen hochgeladen wird. Die peinlichsten Schnappschüsse hat die Bloggerin nun genüsslich ausgewählt und mit bösen Kommentaren versehen. Ein Foto zeigt Hafid mit einem Freund beim Teetrinken. Darunter steht, hier würden sie wohl gerade ihre geglückten Verbrechen feiern.
Dass sich in Zukunft noch ganz andere Dinge als Smartphones selbstständig ins Internet einwählen könnten, davor warnt Wolfgang Michal in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Praktisch jeden Gegenstand, auch "Zahnbürste, Kreditkarte, Auto, Stromzähler", könnten die Produzenten irgendwann mit einer IP-Adresse versehen, um ihre Verwendung zu überwachen und auszuwerten. Auch dieses sogenannte "Internet der Dinge" sollten wir, so der Journalist, im Blick haben, wenn wir uns über ein Big-Brother-Szenario den Kopf zerbrächen, und eben nicht nur die Datensammelwut der Geheimdienste. All das gehöre zusammen, schreibt Wolfgang Michal:
"Die unheilvolle Wirkung, die eine Totalüberwachung für die Demokratie hat, besteht in der Kränkung der Demokraten: Mündige Bürger werden behandelt wie unmündige Kinder."
Einige tausend Menschen seien nun wegen der Enthüllungen durch Edward Snowden in Deutschland auf die Straßen gegangen. Das sei noch zu wenig. Man brauche eine "große Koalition der Demokraten". Ähnlich wie einst beim breit aufgestellten Widerstand gegen die 1968 in der BRD verabschiedeten Notstandsgesetze.
Einer von denen, die damals die demokratischen Werte verteidigten und gegen die Aufhebung des Post- und Fernmeldegeheimnisses demonstrierten, war Hans Magnus Enzensberger. Der schlägt nun im SPIEGEL in eine ganz ähnliche Kerbe. Erneut prangert er die totale Überwachung an. Die Überwachung durch Werbung. "Vom Terror der Reklame" heißt sein Essay. Die Werbung sei nicht nur penetrant in den öffentlichen und privaten Raum vorgedrungen und stehle den Menschen so "möglichst viel von der Zeit, die ihnen beschieden" sei. Eine ganz neue Dimension der Werbung würde im Internet durch Firmen wie Google und Facebook erreicht. "Diese Konzerne sterben, wenn sie nicht werben", schreibt Enzensberger. Und weiter:
"[…] wer Milliarden von Kunden akquirieren und verwalten will, muss ihre persönlichen Daten so vollständig wie möglich ausforschen und sammeln. Dazu dienen mathematische Methoden der Speicherung, Filterung und Rekombination, die den Herrschaftstechniken der Geheimpolizeien, der Gestapo, des KGB und der Stasi weit überlegen sind."
Die Internetkonzerne seien die "Komplizen" der Überwachungsabteilungen der Geheimdienste:
"Diese Partnerschaft bildet ein politisches Parallel-Universum, in dem die Demokratie keine Rolle mehr spielt."
Die dänische Sprache spielt im eigenen Land nicht mehr die Rolle wie einst im 19. Jahrhundert, als die Dänen noch stolz auf sie waren. "Die dänische Sprache steckt in der Krise", schreibt Aldo Keel in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Jedenfalls würden immer weniger Dänen die Schriftsprache beherrschen und immer mehr sich dieser Sprache schämen. So habe die dänische Schauspielerin Sidse Babett Knudsen jüngst gesagt:
"Unsere Sprache ist eine der hässlichsten und beschränktesten weit und breit. Auf Dänisch kannst du niemanden verführen: Es klingt, als würdest du dich übergeben."