Von Tobias Wenzel
Die übelsten Leserbriefe an deutsche Journalisten mit türkischen Namen, die spannende Schlauheit der US-Serie "Homeland" und Tierliebhaber der grenzwertigen Sorte beschäftigen die Feuilletons.
"Gehirn: ein Organ, mit dem wir denken, dass wir denken." Jan Küveler spielt in seiner Glosse für die WELT mit diesem Zitat von Ambrose Bierce auf jene beschränkten und ausländerfeindlichen Leser an, deren sich die Zeitungsredaktionen schämen. Mely Kiyak von der FRANKFURTER RUNDSCHAU, der ZEIT-Autor Yassin Musharbash und Deniz Yücel von der TAZ haben ein Jahr lang die absurdesten Leserbriefbeschimpfungen gesammelt und sie am Donnerstag in Berlin zum Amüsement des Publikums verlesen. Es seien "Tränen ungläubiger Erheiterung" geflossen, berichtet Jan Küveler. Die drei Opfer der Leserbriefe seien zum Spaß in Kategorien wie "Abokündigung" und "Sehr geehrte Frau Votze, lieber Herr Arschloch" gegeneinander angetreten. Als Preise gab’s "Kuscheldöner". Küveler präsentiert den Lesern der WELT einige dieser selbstentlarvenden Leserbriefattacken: "Den Sprung vom Eselskarren zur E-Klasse scheinen Sie nicht verkraftet zu haben." – "Sie haben offenbar keine Ahnung von Fußball, sogar Hitler hatte mehr Ahnung von Fußball." – "Sie könnten doch keine fünf niedersächsischen Pilzarten und Waldorchideen aufzählen!"
Wie leitet man von Waldorchideen auf die US-amerikanische Fernsehserie "Homeland" über, die von Sonntag an auch in Deutschland läuft? Am besten gar nicht. "Homeland" sei das Gegenstück zur Serie "24", erklärt Wolf Schmidt in der TAZ. In "24", gestartet nach den Anschlägen vom 11. September 2001, versuche der Anti-Terror-Agent Jack Bauer die USA zu retten und sei dabei immer der Gute. "Homeland" setze den "Vereinigten Staaten in der Post-Bush-Ära" den Spiegel vor, allerdings "vielschichtiger, uneindeutiger, verunsichernder." Die Hauptfiguren sind ein angeblich jahrelang von Terroristen festgehaltener US-Marine-Sergeant und eine psychisch kranke, geniale CIA-Agentin, die ihm nicht traut und ihn überwachen lässt. Für Wolf Schmidt ist "Homeland" "die spannendste und schlauste US-Fernsehserie der vergangenen Jahre". Gerade weil sie keine Gewissheiten erlaube und den Zuschauer vollends verwirre: "Bevor man sich versieht, fiebert man mit einem mutmaßlichen Attentäter mit und wünscht einem machtkorrupten Politiker den Tod an den Hals. Das ist perfide. Und mitreißend."
Noch verwirrender als diese Serie dürfte für die meisten Menschen das Interview von Steffi Unsleber mit zwei Zoophilen sein, das ebenfalls in der TAZ zu lesen ist. Zoophile haben Sex mit Tieren, vor allem mit Hunden. Und genau das wird nun durch ein neues Gesetz in Deutschland generell unter Strafe gestellt. Ertappte Zoophile können mit Bußgeldern bis zu 25.000 Euro belangt werden. Es gibt Stellen in diesem Interview, an denen man sich fragt, ob das nicht alles ein vorgezogener Aprilscherz sei. Wenn zum Beispiel der eine Zoophile sagt "Heidi Klum oder Angela Merkel haben für mich die gleiche Anziehungskraft: keine" und stattdessen von der erotischen Wirkung von Zentauren erzählt, vom Küssen mit "attraktiven" Hunden und vom "Liebeskummer", den er bei einer Trennung vom Tier verspürt habe. Aber dann geht es so sehr ins Detail, dass dies als Scherz auch wirklich nicht mehr komisch wäre.
Die Argumente der Tierschützer, zum Beispiel den Vorwurf der Vergewaltigung, lassen die beiden Zoophilen nicht gelten. Die Hunde wollten es doch auch. Überhaupt seien Mensch und Hund "Artgenossen". Solange es dem Tier gut gehe, wenn es einen bespringe, sei doch nichts Verwerfliches dabei. Die Zoophilen wollen nun Verfassungsbeschwerde gegen das neue Gesetz einlegen. Sie wollen nicht mit Pädophilen verglichen werden. "Der verstohlene Blick zwischen die Beine" (des Hundes) sei doch vergleichbar mit einem Mann, "der einer Frau auf den Hintern" schaue.
So verstörend sollte man keine Presseschau enden lassen. Drum zum Schluss etwas Unverfängliches, wenn auch mit Tieren. Der designierte Chef der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, schwärmt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von seinem verstorbenen Kollegen Sergiu Celibidache: "Er wusste, dass jeder Klang sein eigenes Leben hat, wie ein Spatz, eine Ameise oder ein Tiger. Er behandelte Klänge wie Lebewesen."
Wie leitet man von Waldorchideen auf die US-amerikanische Fernsehserie "Homeland" über, die von Sonntag an auch in Deutschland läuft? Am besten gar nicht. "Homeland" sei das Gegenstück zur Serie "24", erklärt Wolf Schmidt in der TAZ. In "24", gestartet nach den Anschlägen vom 11. September 2001, versuche der Anti-Terror-Agent Jack Bauer die USA zu retten und sei dabei immer der Gute. "Homeland" setze den "Vereinigten Staaten in der Post-Bush-Ära" den Spiegel vor, allerdings "vielschichtiger, uneindeutiger, verunsichernder." Die Hauptfiguren sind ein angeblich jahrelang von Terroristen festgehaltener US-Marine-Sergeant und eine psychisch kranke, geniale CIA-Agentin, die ihm nicht traut und ihn überwachen lässt. Für Wolf Schmidt ist "Homeland" "die spannendste und schlauste US-Fernsehserie der vergangenen Jahre". Gerade weil sie keine Gewissheiten erlaube und den Zuschauer vollends verwirre: "Bevor man sich versieht, fiebert man mit einem mutmaßlichen Attentäter mit und wünscht einem machtkorrupten Politiker den Tod an den Hals. Das ist perfide. Und mitreißend."
Noch verwirrender als diese Serie dürfte für die meisten Menschen das Interview von Steffi Unsleber mit zwei Zoophilen sein, das ebenfalls in der TAZ zu lesen ist. Zoophile haben Sex mit Tieren, vor allem mit Hunden. Und genau das wird nun durch ein neues Gesetz in Deutschland generell unter Strafe gestellt. Ertappte Zoophile können mit Bußgeldern bis zu 25.000 Euro belangt werden. Es gibt Stellen in diesem Interview, an denen man sich fragt, ob das nicht alles ein vorgezogener Aprilscherz sei. Wenn zum Beispiel der eine Zoophile sagt "Heidi Klum oder Angela Merkel haben für mich die gleiche Anziehungskraft: keine" und stattdessen von der erotischen Wirkung von Zentauren erzählt, vom Küssen mit "attraktiven" Hunden und vom "Liebeskummer", den er bei einer Trennung vom Tier verspürt habe. Aber dann geht es so sehr ins Detail, dass dies als Scherz auch wirklich nicht mehr komisch wäre.
Die Argumente der Tierschützer, zum Beispiel den Vorwurf der Vergewaltigung, lassen die beiden Zoophilen nicht gelten. Die Hunde wollten es doch auch. Überhaupt seien Mensch und Hund "Artgenossen". Solange es dem Tier gut gehe, wenn es einen bespringe, sei doch nichts Verwerfliches dabei. Die Zoophilen wollen nun Verfassungsbeschwerde gegen das neue Gesetz einlegen. Sie wollen nicht mit Pädophilen verglichen werden. "Der verstohlene Blick zwischen die Beine" (des Hundes) sei doch vergleichbar mit einem Mann, "der einer Frau auf den Hintern" schaue.
So verstörend sollte man keine Presseschau enden lassen. Drum zum Schluss etwas Unverfängliches, wenn auch mit Tieren. Der designierte Chef der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, schwärmt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von seinem verstorbenen Kollegen Sergiu Celibidache: "Er wusste, dass jeder Klang sein eigenes Leben hat, wie ein Spatz, eine Ameise oder ein Tiger. Er behandelte Klänge wie Lebewesen."