Von SPDvision bis "Fricke und Solms"

Von Michael Meyer |
Die Parteien nutzen das Web 2.0 für ihren Wahlkampf – und liefern dabei zum Teil unfreiwillig komische Auftritte ab.
"Hier, Fricke, gucken Sie doch mal, der Präsident… ja… ein klein wenig nach rechts… so passt für die nächsten fünf Jahre… Moment, Moment, kleiner grüner Fleck…."

Ein Beispiel, wie man Wahlkampf im Internet wohl nicht machen sollte, lieferte in den vergangenen Monaten die FDP: In den Videos "Fricke und Solms" spielten die beiden Haushaltspolitiker so eine Art Duo á la "Hauser & Kienzle". In ihren mittlerweile gut ein Dutzend Videos unterhielten sie sich auf steif-unfreiwillig komische Weise über verschiedene Haushaltsfragen:

"Also, das gibt’s doch nicht: Was’n los, Solms? Der Steinbrück, der hat uns da Zahlen genannt, die stimmen einfach nicht, ich rechne und rechne… Herrgott noch mal."

Aber nicht nur die FDP sorgt durch ihre Videos im Internet für ungewollte Heiterkeit - auch die anderen Parteien sind noch recht unsicher im Umgang mit dem Internet. Die Videos bei "CDU-TV" sind keine Spur interessanter - aber: Immerhin war Angela Merkel vor drei Jahren die erste Politikerin, die überhaupt einen regelmäßigen Videopodcast im Internet hatte:

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, jetzt geht es los ..."

Politiker aller Parteien sind auch in den Sozialen Netzwerken vertreten, wie etwa bei Facebook oder beim Kurznachrichtendienst Twitter. Der Umgang damit ist aber noch etwas unbeholfen, etwa wenn Jürgen Trittin von den Grünen auf seinem Facebook-Profil schreibt:

"Jürgen Trittin kommt gerade vom Wochenmarkt am Kollwitzplatz zurück und versucht, die Sonnenminuten zu nutzen. War eine nette Party gestern im Einstein."

Zynisch formuliert ließe sich sagen: Auch das Private ist heutzutage politisch, ebenso wie es die 68er vor 40 Jahren formulierten. Doch trotz einer gewissen Unsicherheit bei den Parteien im Umgang mit dem Internet gilt, so der Journalist und Blogger Markus Beckedahl:

"Also, wer im Jahre 2009 das Internet links liegen lässt, lässt auch sämtliche Chancen liegen, junge Menschen zu erreichen."

Und der SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann ergänzt:

"Für das Wahljahr 2009 gilt mit Sicherheit: Man wird die Wahl im Internet nicht gewinnen, aber man kann sie im Internet verlieren."