Von Soma und Precrime-Programmen

Von Tobias Wenzel · 07.01.2010
In Steven Spielbergs Film "Minority Report" soll der Polizist John Anderton einen Mord aufklären, der noch gar nicht begangen wurde. Es ist eines der bekanntesten filmischen Beispiele für eine sogenannte Negativ-Utopie.
Szene aus "Minority-Report":
"Tatort noch unklar. Die Fernzeugen sind bereits zugeschaltet. Das wird der Fall Nr. 1108."

Washington D. C. im Jahr 2054. Der Polizist John Anderton, gespielt von Tom Cruise, wird gebrieft. In Steven Spielbergs Film "Minority Report". Anderton soll einen Mord aufklären, der noch gar nicht begangen wurde. Und das in einer Stadt, die bis vor Kurzem noch eine hohe Mordrate aufwies.

Szene aus "Minority-Report":
"Es schien, als könne nur noch ein Wunder das Blutvergießen stoppen. Aber statt eines Wunders wurden uns drei geschenkt: Die Präkognitiven - die Precogs. Schon im ersten Monat des Precrime-Programms verringerte sich die Mordrate in Washington D. C. um 90 Prozent."
"Sie wollen mir in meinem Wagen auflauern."
"Er wollte mich vergewaltigen."
"Ich sollte von ihnen erstochen werden."
"Hier."

Klingt nach einer wünschenswerten, friedlichen Welt. Ist aber eines der bekanntesten filmischen Beispiele für eine sogenannte Negativ-Utopie. Denn zwar wird die Kriminalität schon im Vorfeld verhindert, aber um das zu erreichen, wird das Individuum der totalen Überwachung ausgesetzt.

So ist es nur noch ironisch gesehen eine "Schöne neue Welt". 1932 veröffentlichte Aldous Huxley den gleichnamigen Roman, neben Orwells "1984" der Klassiker unter den literarischen Negativ-Utopien. Föten werden manipuliert, Menschen indoktriniert. Sie leben in strengen Kastensystemen und fühlen sich durch die Droge Soma glücklich.

Szene aus "Matrix":
"Kennst du das Gefühl, wenn du nicht weißt, ob du wach bist oder noch träumst?"

Sagt Neo im Film "Matrix". Er hat eine Ahnung davon, dass das, was er als Wirklichkeit wahrzunehmen glaubt, eine Welt, die in Ordnung zu sein scheint, nur eine Traumwelt ist, die Computer seinem Gehirn vorgaukeln. Denn Maschinen haben die Macht über die Menschen übernommen, um sie als Energiequelle zu nutzen.

"Sie haben Felder angelegt, Neo, endlose Felder. Menschen werden nicht länger geboren, wir werden gezüchtet."

In Negativutopien lebt der Mensch nur scheinbar in einer idealen Welt. Tatsächlich wird er erniedrigt und seiner Freiheit beraubt, im Film "Matrix" durch Maschinen, in Margaret Atwoods Romanen "Oryx und Crake" und "Das Jahr der Flut" durch menschliche Machthaber.

Eine Sicherheitsfirma kontrolliert das Land, besonders süchtig machende Burger sind aus Menschenfleisch hergestellt. Fliegen mit eingebauten Spionage-Chips beobachten die Menschen.

Margaret Atwood: "”Schon bald, wenn Sie an der Wand eine Fliege bemerken, könnte die Fliege Sie ansehen und aufzeichnen. Und Sie könnten sie gar nicht von einer richtigen Fliege unterscheiden.""

So Margaret Atwood. Denn es wird bereits an solchen Fliegen geforscht.

Szene aus "Matrix":
"Willkommen in der Wüste der Wirklichkeit!"