Von Pflanzen und Tieren lernen
Die Zukunftswissenschaft Bionik ist dabei, von der Natur einiges davon abzuschauen, wofür diese Jahrmillionen Zeit hatte. In dem Buch „Erfindungen der Natur“ geben die Autoren unter anderem einen Überblick über das Fachgebiet, erläutern die Bedeutung der Wissenschaft und beleuchten den Stand der aktuellen Forschung in Deutschland.
Die Lotuspflanze, ein Symbol der Reinheit, ist ein kleines Wunderwerk. Strahlend grün, immer tipp topp sauber, ist sie das Paradebeispiel für ein einfaches Prinzip der Natur. Nichts kann ihre anmutig klare Schönheit trüben, kein Fleck, nicht einmal das kleinste Staubkorn bleibt auf den Blättern der Lotuspflanze haften.
Wissenschaftler haben lange über das Phänomen dieser perfekten Reinheit gerätselt. Bis sie entdeckten, dass die glänzende Oberfläche der Lotusblätter gar nicht glatter als glatt ist , sondern rau. Wie das Nagelbrett eines Fakirs sieht ein Lotusblatt unter dem Elektronenmikroskop aus. Winzig kleine spitze Strukturen entziehen jedem Schmutzpartikel den Halt. Beim ersten Regenguss rutscht er sofort herunter.
Für diese Entdeckung erhielt der Bonner Botaniker Wilhelm Barthlott 1999 den renommierten Philip-Morris-Forschungspreis und 2000 den wichtigsten Deutschen Umwelt-Preis. Denn Wilhelm Barthlott durchschaute nicht nur das Prinzip Sauberkeit der Lotuspflanze, sondern er übertrug es in eine konkrete technische Anwendung. Der Forscher entwickelte nach dem Prinzip der Lotuspflanze eine Fassadenfarbe, die Gebäude fortan immer sauber bleiben lässt: Kein Ruß, kein Graffiti, rein gar nicht bleibt mehr an den Wänden haften. Dem Lotus-Effekt stehen weitere große Erfolge bevor: in der Auto- und Bekleidungsindustrie zum Beispiel.
Biologie und Technik – Bionik wird die Kunst genannt, technische Probleme durch Kenntnis natürlicher Systeme zu lösen. Bioniker sind Ingenieure, Biologen, Physiker, Chemiker und Geschäftleute, die über den Tellerrand hinausschauen.
Drei von ihnen Zdenek Cerman, Jürgen Nieder und Wilhelm Barthlott haben ihr Wissen und ihre Erfahrungen in dem für Laien sehr gut verständlichen Buch „Erfindungen der Natur“ zusammengefasst.
Sie beschreiben wie spannend und kurios die Wege der Bionik sind; und erklären anschaulich das Potential dieser aufstrebenden Wissenschaftsdisziplin.
Wir können viel von der Natur lernen, lautet die Botschaft, wenn wir nur genau hinschauen. Ob Ultraschall der Fledermäusen oder Elektroortung der Fische, Termiten-Klimaanlagen oder Reparaturmechanismen von Pflanzen: In Informatik, Medizintechnik, Flugzeugbau und Architektur werden immer mehr bionische Erfindungen umgesetzt.
Anhand zahlreicher Beispiele zeigen die Autoren, wie vielfältig die Lösungsmöglichkeiten der Natur sind. Dabei gelingt ihnen das Kunststück, ihre Themen ebenso umfassend wie verständlich und amüsant darzustellen. Bloßes „Abgucken” bei der Natur, das wird schnell deutlich, bringt nur selten umsetzbare Erkenntnisse. Entdecken, Entschlüsseln, Übertragen, Anwenden, das ist der spannende und oft mühsame Weg, den man in der Bionik geht.
Ein sehr gut strukturiertes Buch. Zu Beginn geben die Autoren einen historischen Überblick über das Fachgebiet, erläutern die Bedeutung der Bionik und beleuchten den Stand der aktuellen Forschung in Deutschland. Knackige Überschriften machen Lust auf mehr Information, so dass sich der Leser gerne auch komplizierte Details und speziellere Ausführungen zu einigen Sachverhalten durchließt. Selbst die intensive Beschäftigung mit Patentrecht und Industrieprozessen liest sich spannend. Weil man begreift, wie schwierig es ist, die einfachsten Idee am Ende umzusetzen.
Ein wenig muss sich der Leser zuweilen schon durch technische Fachbegriffe kämpfen, doch wird er dafür nach wenigen Seiten wieder mit spannenden Erkenntnissen belohnt. Die Autoren übertreiben nie ihr Detailwissen, finden immer den Bogen zum Laienpublikum. Filme wie „Jurassic Park“ und „Spiderman“ nutzen sie geschickt, um das Potential der Natur für die Technik zu erläutern. Handys und Solarzellen haben ihren Ursprung in Schmetterlingen, die Infrarottechnik verdanken wir dicken kleinen Feuerkäfern und ohne Albatrosse, Geier und Spatzen gäbe es heute keine Flugzeuge.
Wen nur die Möglichkeiten des Fluges interessieren, der versteht das Kapitel über Vögel und Flugzeuge auch ohne vorher die Seiten über Meerestiere und U-Boote gelesen zu haben. Ingesamt ein spannendes, informatives und sehr amüsantes Sachbuch: Wer etwas über den aktuellen Stand der Bionik wissen möchte, sollte es lesen.
Eine kleine Einschränkung, ist lediglich bei der Auswahl der Bilder zu machen.
Diese ist etwas spärlich. Fotos, Zeichnungen und Grafiken sind durchweg schwarz weiß, was das bunte Forschungsfeld der Bionik optisch etwas grau wirken lässt.
Das kann man den Autoren aber getrost nachsehen, denn es gibt bereits zahlreiche Bildbände über die Bionik im Handel, die wunderbare Fotografien zeigen. Am besten, man legt sich einen dieser Bildbände, wie zum Beispiel den von Werner Nachtigall und Kurt Blüchel „Das große Buch der Bionik“ dazu. Dann wird das Lesen zu einem wahren Hochgenuss.
Zdenek Cerman, Wilhelm Barthlott, Jürgen Nieder
Erfindungen der Natur
Bionik – Was wir von Pflanzen und Tieren lernen können
rororo science TB,
Rowohlt Verlag,
280 Seiten, 8,90 Euro.
Wissenschaftler haben lange über das Phänomen dieser perfekten Reinheit gerätselt. Bis sie entdeckten, dass die glänzende Oberfläche der Lotusblätter gar nicht glatter als glatt ist , sondern rau. Wie das Nagelbrett eines Fakirs sieht ein Lotusblatt unter dem Elektronenmikroskop aus. Winzig kleine spitze Strukturen entziehen jedem Schmutzpartikel den Halt. Beim ersten Regenguss rutscht er sofort herunter.
Für diese Entdeckung erhielt der Bonner Botaniker Wilhelm Barthlott 1999 den renommierten Philip-Morris-Forschungspreis und 2000 den wichtigsten Deutschen Umwelt-Preis. Denn Wilhelm Barthlott durchschaute nicht nur das Prinzip Sauberkeit der Lotuspflanze, sondern er übertrug es in eine konkrete technische Anwendung. Der Forscher entwickelte nach dem Prinzip der Lotuspflanze eine Fassadenfarbe, die Gebäude fortan immer sauber bleiben lässt: Kein Ruß, kein Graffiti, rein gar nicht bleibt mehr an den Wänden haften. Dem Lotus-Effekt stehen weitere große Erfolge bevor: in der Auto- und Bekleidungsindustrie zum Beispiel.
Biologie und Technik – Bionik wird die Kunst genannt, technische Probleme durch Kenntnis natürlicher Systeme zu lösen. Bioniker sind Ingenieure, Biologen, Physiker, Chemiker und Geschäftleute, die über den Tellerrand hinausschauen.
Drei von ihnen Zdenek Cerman, Jürgen Nieder und Wilhelm Barthlott haben ihr Wissen und ihre Erfahrungen in dem für Laien sehr gut verständlichen Buch „Erfindungen der Natur“ zusammengefasst.
Sie beschreiben wie spannend und kurios die Wege der Bionik sind; und erklären anschaulich das Potential dieser aufstrebenden Wissenschaftsdisziplin.
Wir können viel von der Natur lernen, lautet die Botschaft, wenn wir nur genau hinschauen. Ob Ultraschall der Fledermäusen oder Elektroortung der Fische, Termiten-Klimaanlagen oder Reparaturmechanismen von Pflanzen: In Informatik, Medizintechnik, Flugzeugbau und Architektur werden immer mehr bionische Erfindungen umgesetzt.
Anhand zahlreicher Beispiele zeigen die Autoren, wie vielfältig die Lösungsmöglichkeiten der Natur sind. Dabei gelingt ihnen das Kunststück, ihre Themen ebenso umfassend wie verständlich und amüsant darzustellen. Bloßes „Abgucken” bei der Natur, das wird schnell deutlich, bringt nur selten umsetzbare Erkenntnisse. Entdecken, Entschlüsseln, Übertragen, Anwenden, das ist der spannende und oft mühsame Weg, den man in der Bionik geht.
Ein sehr gut strukturiertes Buch. Zu Beginn geben die Autoren einen historischen Überblick über das Fachgebiet, erläutern die Bedeutung der Bionik und beleuchten den Stand der aktuellen Forschung in Deutschland. Knackige Überschriften machen Lust auf mehr Information, so dass sich der Leser gerne auch komplizierte Details und speziellere Ausführungen zu einigen Sachverhalten durchließt. Selbst die intensive Beschäftigung mit Patentrecht und Industrieprozessen liest sich spannend. Weil man begreift, wie schwierig es ist, die einfachsten Idee am Ende umzusetzen.
Ein wenig muss sich der Leser zuweilen schon durch technische Fachbegriffe kämpfen, doch wird er dafür nach wenigen Seiten wieder mit spannenden Erkenntnissen belohnt. Die Autoren übertreiben nie ihr Detailwissen, finden immer den Bogen zum Laienpublikum. Filme wie „Jurassic Park“ und „Spiderman“ nutzen sie geschickt, um das Potential der Natur für die Technik zu erläutern. Handys und Solarzellen haben ihren Ursprung in Schmetterlingen, die Infrarottechnik verdanken wir dicken kleinen Feuerkäfern und ohne Albatrosse, Geier und Spatzen gäbe es heute keine Flugzeuge.
Wen nur die Möglichkeiten des Fluges interessieren, der versteht das Kapitel über Vögel und Flugzeuge auch ohne vorher die Seiten über Meerestiere und U-Boote gelesen zu haben. Ingesamt ein spannendes, informatives und sehr amüsantes Sachbuch: Wer etwas über den aktuellen Stand der Bionik wissen möchte, sollte es lesen.
Eine kleine Einschränkung, ist lediglich bei der Auswahl der Bilder zu machen.
Diese ist etwas spärlich. Fotos, Zeichnungen und Grafiken sind durchweg schwarz weiß, was das bunte Forschungsfeld der Bionik optisch etwas grau wirken lässt.
Das kann man den Autoren aber getrost nachsehen, denn es gibt bereits zahlreiche Bildbände über die Bionik im Handel, die wunderbare Fotografien zeigen. Am besten, man legt sich einen dieser Bildbände, wie zum Beispiel den von Werner Nachtigall und Kurt Blüchel „Das große Buch der Bionik“ dazu. Dann wird das Lesen zu einem wahren Hochgenuss.
Zdenek Cerman, Wilhelm Barthlott, Jürgen Nieder
Erfindungen der Natur
Bionik – Was wir von Pflanzen und Tieren lernen können
rororo science TB,
Rowohlt Verlag,
280 Seiten, 8,90 Euro.