Von Paul Stänner
Google hat einen neuen Algorithmus in die Welt gesetzt, der Schweinskram findet und dem amerikanischen Kulturmagazin "Guernica" ordentlich zusetzt, erfahren wir in der "FAZ". Der "Tagesspiegel" hat eine Rundreise durch die Ateliers junger chinesischer Künstler unternommen. Und die "SZ" bespricht den neuen Film von Til Schweiger: „Keinohrhase und Zweiohrküken“.
Im Feuilleton unter anderem der Berliner Zeitung wird erstaunlich kommentarlos vermeldet, dass der frühere israelische Botschafter Avi Primor Günther Grass zu Hause besucht hat. In der Meldung wird versichert, man habe nicht über Politik gesprochen.
Wir fragen uns: Was ist der Nachrichtenwert dieser Mitteilung, wenn Grass und Primor gerade nicht über Politik gesprochen haben? Und wozu - falls jemand die Herren Grass und Primor im Gespräch beobachtet hat – diese übervorsichtige, fast panische Versicherung, die beiden hätten ganz bestimmt nicht über das Atomwaffenarsenal von Israel oder die Reize der Waffen-SS geplauscht? Wer muss durch diese Einschränkung geschützt werden: Günther Grass, weil er mit einem Israeli redet, obwohl er ihn als Bedrohung für den Weltfrieden ansieht, oder Avi Primor, weil er als Jude mit einem vergesslichen Ex-SS-Mann spricht?
Wenn aber Primor mit Grass nur über Romane oder Fischrezepte gesprochen hat, warum steht das in der Zeitung? Und liegt nicht im Papierkorb?
Richtig was Neues hat sich Google ausgedacht: Es setzt einen Algorithmus mit dem poetischen Namen "Kolibri" ein, der Schweinskram findet. Und dann vermutlich aufgeregt mit den Flügeln schlägt – so etwas kann auch nur dem puritanischen Amerika einfallen. Das Kulturmagazin "Guernica", so erfahren wir aus der FAZ, hat von Google die Aufforderung bekommen, binnen drei Tagen einen Essay über
"frühe sexuelle Erfahrungen"
aus dem Netz zu nehmen. Bei diesem Thema können durchaus gewisse Körperteile oder Verhaltensweisen erwähnt werden, ohne dass der Text pornografisch ist. Meint man, aber Kolibri will es sauber, ultimativ, binnen drei Tagen!
Wochenlang Zeit ließ sich Google, um den Protest der amerikanischen Zeitschrift zu beantworten und blieb dann bei seiner Position: Kolibri hat immer Recht. In der Folge brechen "Guernica" nun die Anzeigenkunden weg. Fazit von Fridtjof Küchemann in der FAZ:
"Google hat ein weiteres mächtiges Instrument mit zensorischer Wirkung gezeigt und 'Guernica' ein neues Geschäftsmodell: Das Online-Magazin setzt jetzt auf Spenden."
Das würde Georg Schäff gefallen. Der sagt:
"Das ist der entscheidende Vorteil von Print: Eine gedruckte Zeitung ist nicht überwachungsfähig."
Schäff ist Verleger des "Donaukurier" und wird in der Süddeutschen Zeitung zitiert, die unter dem Titel "Wertpapier" eine ganze Seite Zeitungen widmet, die sich bestens auf dem Markt behaupten – den Prophezeiungen vom Untergang der gedruckten Blätter zum Trotz. Der "Donaukurier" zum Beispiel stellt Redakteure ein, wo andere glauben, schlecht und billig sei die Zukunft ihrer Branche.
Während im Berliner Tagesspiegel Heinz-Norbert Jocks eine Rundreise durch die Ateliers junger chinesischer Künstler unternimmt, die noch auf den großen Durchbruch warten, berichtet in der Welt Heidi Bürklin, dass die Altmeister-Zeichnungen – da sind wir bei den Künstlern der Renaissance - sich von einem Connaisseurs- zu einem Massenmarkt wandeln.
"Lust auf den Strich"
ist verwirrend mehrdeutig ihr Artikel überschrieben. Während im Mehrere-Millionen-Segment ohnehin kaum mehr als 25 Akteure mitbieten könnten, entwickle sich jetzt der mittlere Bereich des Genres "Zeichnungen" bei noch gemäßigten, aber durchaus steigerungswilligen Preisen zu einem Markt, in dem junge Sammler einsteigen.
In der SZ wird Til Schweiger von Philipp Stadelmaier abgefeiert. Es geht um den bedeutenden Film "Keinohrhase und Zweiohrküken", der laut Stadelmaier drei Vorteile hat: Er ist nicht so lang wie sonst die Schweiger-Filme, er ist animiert und spielt nicht in Berlin. Zitat –
"So gibt Schweiger hier mal nicht den Hauptstadthengst, sondern leiht nur seine quengelige Stimme einem Hasen ohne Ohren."
Stadelmaier vermutet, der Hase ohne Ohren, den keiner mag, sei so etwas wie Schweiger als Filmemacher, der immer von den Intellektuellen heruntergemacht wird. Zitat:
"Aber selbst ohne Ohren, sagt der trotzige Hase am Schluss, sei er auch ein richtiger Hase. Die Selbstmitleidsmasche bleibt Schweigers größtes Verkaufsargument."
Natürlich schreibt nur ein Mann so böse über Schweiger. Frauen, hört man immer wieder, sollen dem Quengler gegenüber viel toleranter sein, was wir für nicht erklärbar halten.
Wir fragen uns: Was ist der Nachrichtenwert dieser Mitteilung, wenn Grass und Primor gerade nicht über Politik gesprochen haben? Und wozu - falls jemand die Herren Grass und Primor im Gespräch beobachtet hat – diese übervorsichtige, fast panische Versicherung, die beiden hätten ganz bestimmt nicht über das Atomwaffenarsenal von Israel oder die Reize der Waffen-SS geplauscht? Wer muss durch diese Einschränkung geschützt werden: Günther Grass, weil er mit einem Israeli redet, obwohl er ihn als Bedrohung für den Weltfrieden ansieht, oder Avi Primor, weil er als Jude mit einem vergesslichen Ex-SS-Mann spricht?
Wenn aber Primor mit Grass nur über Romane oder Fischrezepte gesprochen hat, warum steht das in der Zeitung? Und liegt nicht im Papierkorb?
Richtig was Neues hat sich Google ausgedacht: Es setzt einen Algorithmus mit dem poetischen Namen "Kolibri" ein, der Schweinskram findet. Und dann vermutlich aufgeregt mit den Flügeln schlägt – so etwas kann auch nur dem puritanischen Amerika einfallen. Das Kulturmagazin "Guernica", so erfahren wir aus der FAZ, hat von Google die Aufforderung bekommen, binnen drei Tagen einen Essay über
"frühe sexuelle Erfahrungen"
aus dem Netz zu nehmen. Bei diesem Thema können durchaus gewisse Körperteile oder Verhaltensweisen erwähnt werden, ohne dass der Text pornografisch ist. Meint man, aber Kolibri will es sauber, ultimativ, binnen drei Tagen!
Wochenlang Zeit ließ sich Google, um den Protest der amerikanischen Zeitschrift zu beantworten und blieb dann bei seiner Position: Kolibri hat immer Recht. In der Folge brechen "Guernica" nun die Anzeigenkunden weg. Fazit von Fridtjof Küchemann in der FAZ:
"Google hat ein weiteres mächtiges Instrument mit zensorischer Wirkung gezeigt und 'Guernica' ein neues Geschäftsmodell: Das Online-Magazin setzt jetzt auf Spenden."
Das würde Georg Schäff gefallen. Der sagt:
"Das ist der entscheidende Vorteil von Print: Eine gedruckte Zeitung ist nicht überwachungsfähig."
Schäff ist Verleger des "Donaukurier" und wird in der Süddeutschen Zeitung zitiert, die unter dem Titel "Wertpapier" eine ganze Seite Zeitungen widmet, die sich bestens auf dem Markt behaupten – den Prophezeiungen vom Untergang der gedruckten Blätter zum Trotz. Der "Donaukurier" zum Beispiel stellt Redakteure ein, wo andere glauben, schlecht und billig sei die Zukunft ihrer Branche.
Während im Berliner Tagesspiegel Heinz-Norbert Jocks eine Rundreise durch die Ateliers junger chinesischer Künstler unternimmt, die noch auf den großen Durchbruch warten, berichtet in der Welt Heidi Bürklin, dass die Altmeister-Zeichnungen – da sind wir bei den Künstlern der Renaissance - sich von einem Connaisseurs- zu einem Massenmarkt wandeln.
"Lust auf den Strich"
ist verwirrend mehrdeutig ihr Artikel überschrieben. Während im Mehrere-Millionen-Segment ohnehin kaum mehr als 25 Akteure mitbieten könnten, entwickle sich jetzt der mittlere Bereich des Genres "Zeichnungen" bei noch gemäßigten, aber durchaus steigerungswilligen Preisen zu einem Markt, in dem junge Sammler einsteigen.
In der SZ wird Til Schweiger von Philipp Stadelmaier abgefeiert. Es geht um den bedeutenden Film "Keinohrhase und Zweiohrküken", der laut Stadelmaier drei Vorteile hat: Er ist nicht so lang wie sonst die Schweiger-Filme, er ist animiert und spielt nicht in Berlin. Zitat –
"So gibt Schweiger hier mal nicht den Hauptstadthengst, sondern leiht nur seine quengelige Stimme einem Hasen ohne Ohren."
Stadelmaier vermutet, der Hase ohne Ohren, den keiner mag, sei so etwas wie Schweiger als Filmemacher, der immer von den Intellektuellen heruntergemacht wird. Zitat:
"Aber selbst ohne Ohren, sagt der trotzige Hase am Schluss, sei er auch ein richtiger Hase. Die Selbstmitleidsmasche bleibt Schweigers größtes Verkaufsargument."
Natürlich schreibt nur ein Mann so böse über Schweiger. Frauen, hört man immer wieder, sollen dem Quengler gegenüber viel toleranter sein, was wir für nicht erklärbar halten.