"Von Paris aus in die Welt"

01.03.2012
"Kurt Weills Konzert für Violine und Blasorchester war das bemerkenswerteste Stück des Abends, weil hier die Ungewöhnlichkeit des Klanges durch die Eigenständigkeit der Konzeption verbindlich vorgestellt wird. Man mag an Strawinsky erinnert sein. Aber ich glaube, dass Weill absolut auf seinen eigenen Füßen steht."
So schrieb 1926 der Musikkritiker Adolf Weißmann über die Züricher Aufführung, die dem Werk ein Jahr nach seiner Uraufführung am 11. Juni 1925 in Paris einen großen Triumph bescherte. Viele Aufführungen hat das bedeutende Werk in der Geschichte des Kurt Weill Fest bereits erlebt und wird doch immer wieder aufs Neue zu einem beeindruckenden Zeugnis des Schaffens des Dessauer Komponisten. Dass wir bei unserer Würdigung seiner zweiten Lebens-Arbeits-Station Paris nicht auf dieses Konzert verzichten wollen, hat also nicht nur mit der "Hommage à Paris" zu tun.

Aber nicht nur Kurt Weill wurde von Paris inspiriert. Schon lange vor ihm strahlte dieses pulsierende Zentrum der Musik weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Ein Auftrag aus Paris oder ein Erfolg in der Stadt eröffneten nicht selten eine Weltkarriere. Auch für Joseph Haydn war es 1784 eine große Ehre gewesen, für die "Concerts de la Loge Olympique" in Paris sechs "Grandes Symphonies" schreiben zu dürfen. Noch während seiner Zeit am Hof der Fürsten Esterhàzy hatte er dazu die Einladung erhalten. Dass das Pariser Publikum diesen Werken eigene Namen gab und die g-Moll-Sinfonie wegen eines "gackernden" Seitenthemas im ersten Satz bald "La Poule" ("Das Huhn") genannt wurde, zeigt die große Beliebtheit der Musik Haydns.

Den Konzerten der unter Antony Hermus so grandios aufspielenden Anhaltischen Philharmonie verdankt das Kurt Weill Fest auch den Einblick in die großartige, an Farben so reiche Sinfonik französischer Musik. Auch wenn César Franck und Claude Debussy unterschiedlichen Generationen angehören, begegnen sich die beiden Werke des Programms in dem ähnlichen Bestreben, Natureindrücke in Musik zu übertragen, ohne in naturalistische Nachahmung zu verfallen. In Francks Tondichtung "Les Éolides" (1876) ist es die atmosphärische Schilderung des Windes und in Debussys phänomenalen sinfonischen Skizzen "La Mer" (1905) kann man sich den rauschenden Meeresimpressionen schlicht nicht entziehen.
http://kurt-weill.de




Kurt Weill Fest Dessau
Live aus dem Anhaltischen Theater


Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 83 g-Moll ("La Poule")

Kurt Weill
Konzert für Violine und Blasorchester op. 12

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Stefan Lang im Gespräch mit Thomas Markworth,
Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft, und
Michael Kaufmann, Intendant des Kurt Weill Festes

César Franck
"Les Éolides"

Claude Debussy
"La Mer"


Hae-Sun Kang, Violine
Anhaltische Philharmonie Dessau
Leitung: Antony Hermus