Von Medellin an den Main

11.02.2014
Ab der kommenden Saison hat das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks einen neuen Chefdirigenten. Der aus der kolumbianischen Stadt Medellin stammende Andrés Orozco-Estrada tritt die Nachfolge von Paavo Järvi an. Schon jetzt gibt der designierte künstlerische Leiter des Frankfurter Orchesters in der Alten Oper einen Vorgeschmack auf seine Amtszeit, mit einem gemischt russisch-österreichischen Programm.
Andrés Orozco-Estrada gehört zu den besonders Begabten aus der ehrgeizigen jungen Dirigentengeneration. Er ist Lateinamerikaner wie Gustavo Dudamel, doch stammt er nicht aus Venezuela und dem dortigen El-Sistema, dem stark sozial orientierten Musikschulsystem von José Antonio Abreu. Orozco-Estrada ist in Medellin aufgewachsen, in jener kolumbianischen Stadt, die weltweit nicht unbedingt für Musik und Kunst bekannt geworden ist.
Seit 1997 lebt er in Wien, wo seine musikalische Laufbahn begann. Dort hat er studiert und mit dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester auch sein erstes Orchester geleitet. Inzwischen hat er dort auch eine Familie gegründet. Seit einem Jahr hat er auch jenseits des Atlantiks in Nordamerika eine verantwortungsvolle Position – er ist „Music Director“ des Houston Symphony Orchestra.
In dem aussagekräftigen Programm mit seinem Frankfurter Orchester setzt Andrés Orozco-Estrada voll auf den Kontrast zwischen Bekanntem und Unbekanntem und zwischen neuer und klassischer Musik. Neben Joseph Haydns 59. Sinfonie und den Sinfonischen Tänzen von Sergej Rachmaninow steht eine Uraufführung des österreichischen Altmeisters der Moderne auf dem Spielplan:Friedrich Cerha hat eigens für das hr-Sinfonieorchester ein neues Werk geschrieben, ein Orchesterstück mit dem vielsagenden Titel „Tagebuch“. Cerha wird im Februar 88 Jahre alt, da dürften sich in seinem persönlichen Notizbuch viele Seiten gefüllt haben. Welche Extrakte aus einem solch langen kreativen Leben tauchen in dem Orchesterstück wieder auf? Diese spannende Frage wird Andrés Orozco-Estrada mit den hessischen Musikerinnen und Musikern auf seine Art beantworten.Als Solistin tritt außerdem die Münchner Geigerin Arabella Steinbacher auf. Sie spielt das erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew. Beide Künstler - Solistin und Dirigent - haben vor Jahren auch ihr umjubeltes Debüt im Deutschlandradio Kultur in der Berliner Philharmonie gegeben. Arabella Steinbacher gastierte schon vor elf Jahren mit einem Duo-Programm und Andrés Orozco-Estrada stand 2007 beim Deutschen Symphonie Orchester Berlin am Pult.

Alte Oper, Frankfurt am Main
Aufzeichnung vom 07.02.2014

Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 59

Sergej Prokofjew
Violinkonzert Nr. 1

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Friedrich Cerha
Tagebuch für Orchester
(Uraufführung)

Sergej Rachmaninow
Sinfonische Tänze

Arabella Steinbacher, Violine
Leitung: Andrés Orozco-Estrada