Von Maximilian Steinbeis
Die Feuilletons berichten über ein Symposium der Stiftung Pinakothek der Moderne, bei dem darüber diskutiert wurde, wie sich Münchens Ausstellungsinstitute zu einem Kunstareal vernetzen ließen. Die Lyrikerin Olga Martynova erinnerte sich anlässlich des orthodoxen Osterfests in der "NZZ" an die Unterdrückung von Christen und anderen Gläubigen in der Sowjetunion.
Die Stadt München ist bekanntlich, was ihren kulturellen Rang anbetrifft, mit nicht geringem Selbstbewusstsein gesegnet: Glyptothek, Lenbachhaus, die drei Pinakotheken – alles Häuser von Weltrang, alle schön nah beieinander. Und doch:
"Nur selten werden die im Stadtkern gelegenen Museen als das identifiziert, was sie sind: das kulturelle Herz Münchens", "
schreibt Johanna Schmeller in der Tageszeitung DIE WELT. Und in der vor Ort erscheinenden SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG beklagt Gottfried Knapp das Fehlen einer
" "möglichst sinnvolle(n) Vernetzung jener so unkommunikativ über den Blockraster der Maxvorstadt verteilten 15 Ausstellungsinstitute."
Auf einem Symposium der Stiftung Pinakothek der Moderne haben 60 Architekten und Stadtplaner diskutiert, wie man dieses Problem lösen kann, und das Ergebnis stimmt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hoffnungsfroh: Die Tagung, so das Blatt, liefere
"genug Stoff, um den geforderten Masterplan auszuschreiben."
Die Begeisterung teilt indes nicht jeder: DIE WELT sieht die
"nötigen Schritte (…) zum "Kunstareal" zunächst nur angerissen"
und kann sich – ihr Redaktionssitz ist Berlin – obendrein die kleine Gemeinheit nicht verkneifen, in die Überschrift hineinzuschreiben, was den selbstbewussten Süddeutschen fehlt:
"Bayerns Museumsinsel."
Andernorts hätte so mancher liebend gerne die Probleme der Bayern. In Köln etwa, das noch lange über sein eingestürztes Stadtarchiv trauern wird. Von ähnlicher Entsetzlichkeit ist, was der italienischen Kulturlandschaft der Abruzzen jüngst widerfahren ist. Henning Klüver hat in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG einen bewegenden Bericht aus der vom Erdbeben schwer heimgesuchten Stadt L’Aquila geschrieben.
"Wir haben den Drachen gespürt, der unter uns hindurchgelaufen ist", "
zitiert der SZ-Autor eine Überlebende. Hoffnung, so der Reporter, zieht die Bevölkerung aus dem glücklichen Umstand, dass aus den Trümmern der Colemaggio-Basilika die
"mumifizierte Reliquie des Mönch-Papstes" – Coelestin V. – "geborgen werden konnte", des einzigen Papstes übrigens, der zu Lebzeiten abgedankt hat, "von der Last des Amtes erdrückt", wie Klüver ohne Sinn für fragwürdige Metaphorik schreibt. Die demütige Selbsteinschätzung des frommen Mannes hindert die Abruzzesen indessen nicht, den Tag seiner Papstkrönung anno 1294 alljährlich im August mit dem Fest der "Perdonanza" zu feiern. Denn, so weiß der SZ-Reporter zu berichten,
" "dieses Vergebungsfest ist mit einem vollkommenen Sündenablass verbunden."
Die ebenso eindrucksvolle wie bisweilen sonderbare Macht der Religiosität gibt den Feuilletonisten des Tages generell stark zu denken. Die Lyrikerin Olga Martynova erinnert sich anlässlich des orthodoxen Osterfests in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG an die Unterdrückung von Christen und anderen Gläubigen in der Sowjetunion.
"Dass alle Konfessionen mehr oder weniger gleich unterdrückt wurden, förderte eine gewisse religiöse Toleranz", "
schreibt die Dichterin und beklagt deren Fehlen im heutigen Russland. Im TAGESSPIEGEL attackiert die Philosophin Hilal Sezgin die Befürworter des Berliner Volksbegehrens "Pro Reli", die das überkonfessionelle Pflichtfach Ethik zugunsten einer Wahlmöglichkeit zwischen Ethik und Religion kippen wollen.
" "In der öffentlichen Sphäre moderner Demokratien", "
so Sezgin,
" "sind religiöse Argumente zugelassen, aber sie besitzen keine universelle Gültigkeit. Sie sind wie Münzen anderer Länder, die man nicht in Euro umgetauscht hat, sie taugen nicht für den allgemeinen Verkehr."
Die "Pro Reli"-Befürworter, vermutet die Autorin,
"möchten nicht, dass ihre Kinder von außen auf ihre Religion draufzuschauen lernen."
Dabei sei gerade dies der Zweck der Schule. Dass der Blick von außen auf anderer Leute Glaubensriten nicht immer als Ausweis säkularer Vernunft taugt, zeigt ein Beispiel, das sich in der Tageszeitung DIE WELT findet. Dort hat Thomas Lindemann den kanadischen Filmemacher Suroosh Alvi interviewt. Alvis jüngster Film dokumentiert das harte Los von Acrassicauda, der
"einzigen Heavy-Metal-Band des Irak."
Das metal-typische Headbanging, so erfährt man, ist im Irak verboten.
"Weil die monotone Kopfbewegung dem Beten der orthodoxen Juden ähnelt."
"Nur selten werden die im Stadtkern gelegenen Museen als das identifiziert, was sie sind: das kulturelle Herz Münchens", "
schreibt Johanna Schmeller in der Tageszeitung DIE WELT. Und in der vor Ort erscheinenden SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG beklagt Gottfried Knapp das Fehlen einer
" "möglichst sinnvolle(n) Vernetzung jener so unkommunikativ über den Blockraster der Maxvorstadt verteilten 15 Ausstellungsinstitute."
Auf einem Symposium der Stiftung Pinakothek der Moderne haben 60 Architekten und Stadtplaner diskutiert, wie man dieses Problem lösen kann, und das Ergebnis stimmt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hoffnungsfroh: Die Tagung, so das Blatt, liefere
"genug Stoff, um den geforderten Masterplan auszuschreiben."
Die Begeisterung teilt indes nicht jeder: DIE WELT sieht die
"nötigen Schritte (…) zum "Kunstareal" zunächst nur angerissen"
und kann sich – ihr Redaktionssitz ist Berlin – obendrein die kleine Gemeinheit nicht verkneifen, in die Überschrift hineinzuschreiben, was den selbstbewussten Süddeutschen fehlt:
"Bayerns Museumsinsel."
Andernorts hätte so mancher liebend gerne die Probleme der Bayern. In Köln etwa, das noch lange über sein eingestürztes Stadtarchiv trauern wird. Von ähnlicher Entsetzlichkeit ist, was der italienischen Kulturlandschaft der Abruzzen jüngst widerfahren ist. Henning Klüver hat in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG einen bewegenden Bericht aus der vom Erdbeben schwer heimgesuchten Stadt L’Aquila geschrieben.
"Wir haben den Drachen gespürt, der unter uns hindurchgelaufen ist", "
zitiert der SZ-Autor eine Überlebende. Hoffnung, so der Reporter, zieht die Bevölkerung aus dem glücklichen Umstand, dass aus den Trümmern der Colemaggio-Basilika die
"mumifizierte Reliquie des Mönch-Papstes" – Coelestin V. – "geborgen werden konnte", des einzigen Papstes übrigens, der zu Lebzeiten abgedankt hat, "von der Last des Amtes erdrückt", wie Klüver ohne Sinn für fragwürdige Metaphorik schreibt. Die demütige Selbsteinschätzung des frommen Mannes hindert die Abruzzesen indessen nicht, den Tag seiner Papstkrönung anno 1294 alljährlich im August mit dem Fest der "Perdonanza" zu feiern. Denn, so weiß der SZ-Reporter zu berichten,
" "dieses Vergebungsfest ist mit einem vollkommenen Sündenablass verbunden."
Die ebenso eindrucksvolle wie bisweilen sonderbare Macht der Religiosität gibt den Feuilletonisten des Tages generell stark zu denken. Die Lyrikerin Olga Martynova erinnert sich anlässlich des orthodoxen Osterfests in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG an die Unterdrückung von Christen und anderen Gläubigen in der Sowjetunion.
"Dass alle Konfessionen mehr oder weniger gleich unterdrückt wurden, förderte eine gewisse religiöse Toleranz", "
schreibt die Dichterin und beklagt deren Fehlen im heutigen Russland. Im TAGESSPIEGEL attackiert die Philosophin Hilal Sezgin die Befürworter des Berliner Volksbegehrens "Pro Reli", die das überkonfessionelle Pflichtfach Ethik zugunsten einer Wahlmöglichkeit zwischen Ethik und Religion kippen wollen.
" "In der öffentlichen Sphäre moderner Demokratien", "
so Sezgin,
" "sind religiöse Argumente zugelassen, aber sie besitzen keine universelle Gültigkeit. Sie sind wie Münzen anderer Länder, die man nicht in Euro umgetauscht hat, sie taugen nicht für den allgemeinen Verkehr."
Die "Pro Reli"-Befürworter, vermutet die Autorin,
"möchten nicht, dass ihre Kinder von außen auf ihre Religion draufzuschauen lernen."
Dabei sei gerade dies der Zweck der Schule. Dass der Blick von außen auf anderer Leute Glaubensriten nicht immer als Ausweis säkularer Vernunft taugt, zeigt ein Beispiel, das sich in der Tageszeitung DIE WELT findet. Dort hat Thomas Lindemann den kanadischen Filmemacher Suroosh Alvi interviewt. Alvis jüngster Film dokumentiert das harte Los von Acrassicauda, der
"einzigen Heavy-Metal-Band des Irak."
Das metal-typische Headbanging, so erfährt man, ist im Irak verboten.
"Weil die monotone Kopfbewegung dem Beten der orthodoxen Juden ähnelt."