Von Maximilian Steinbeis
"Eine Enttäuschung" - so lautet das Urteil von Felicitas von Lovenberg in der "FAZ" über das neue Buch von J. K. Rowling. Andere Kritiker stimmen ihr zu. In der "FR" kommt Autor Uwe Tellkamp zu Wort, dessen Roman "Der Turm" in der kommenden Woche als Fernsehverfilmung zu sehen ist - sein Kommentar: "Ich bin tiefer beeindruckt als ich dachte."
Wer hoch fliegt, kann tief fallen. Nach dieser Logik verlaufen viele gute Geschichten und auch manche schlechte, und deshalb ist Reaktion der Rezensenten auf das neue Buch der so sinnverwirrend erfolgreichen Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling feuilletondramaturgisch keine große Überraschung. Der Roman "Ein plötzlicher Todesfall" sei
"das, was übrig bleibt, wenn man Harry Potter aus 'Harry Potter' entfernt,"
erregt sich Daniel Schulz in der TAZ:
"Ein Buch über das langweilige Leben der Dursleys und ihre Angst vor den sozial Auffälligen am Stadtrand. J. K. Rowling entlockt mit konventioneller Sprache und Erzählweise dem faden Alltag zu wenig Spannung. Dafür braucht sie jemanden, der zaubern kann. Sie selbst vermag es offensichtlich nicht."
Felicitas von Lovenberg hält in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vornehm die Hand vor den gähnenden Mund:
"Eine Enttäuschung"
sei das Buch,
"extrem langatmig geraten,"
und verliere
"sich in einem Übermaß von Beschreibung."
Auch in der FRANKFURTER RUNDSCHAU weiß Sylvia Staude ihren Enthusiasmus zu zügeln: Es handle sich um ein
"Buch, nach dem wenige Hähne krähen würden, stünde nicht J. K. Rowling auf dem Titel: Formal dann doch zu konventionell für die Hochliteratur-Fans, inhaltlich zu trostlos für die Unterhaltungsliteratur-Leser."
Nur Willi Winkler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG applaudiert mit beiden Händen:
"In ihrem Buch hat sie ein vergessenes Land aufgesucht. Schrecklich ist es, wie ein Märchen."
Feuilletonistischer Ennui ist auch in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG schwer angesagt an diesem Tag. Der hat mit J.K. Rowling nichts, dafür aber mit sonst fast allem zu tun. Unter der hübschen Überschrift
"Verschärfte Gangarten im Bekenntnispark"
grämt sich NZZ Feuilletonchef Martin Meyer über dies und das und alles mögliche, von den 100 Millionen Dollar Judaslohn für einen kriminellen Banker, der die UBS verpfiffen hat, über das Bundesverfassungsgericht und die Eurorettung bis zu dem Mohammed-Video, das er als
"paradigmatisches Exempel"
deutet,
"dass sich mit der kritischen Aufrufung des militanten Propheten noch tausendvierhundert Jahre nach dessen Wirken gewalttätige Gegenreaktionen liieren."
Das sind viele schwierige Worte für einen relativ platten Sachverhalt und ein paradigmatisches Exempel für den pointenlosen Kulturpessimismus, der den ganzen Text durchzieht und in der Erkenntnis gipfelt:
"Aufgeklärte Besonnenheit hat wieder einmal tiefe Konjunktur. Sie siedelt im Schatten von Bewegungen und Kräften, die zu bändigen kaum noch zu gelingen scheint."
Ich weiß nicht, warum, aber ich muss bei diesem Ton an Uwe Tellkamp denken. Und so trifft es sich gut, dass die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG den Autor des Bestsellers "Der Turm" interviewt hat, anlässlich der Verfilmung dieses Buches. Das ist normalerweise eine heikle Sache für einen Schriftsteller, wenn sich andere über den eigenen Stoff hermachen und ihn der Bedürfnisse des bewegten Bildes unterwerfen, nicht aber für Tellkamp: Ich bin (…) tiefer beeindruckt als ich dachte, sagt er. Am Drehbuch hätten ihm
"bestimmte Dinge (…) besser gefallen als bei"
ihm, und obwohl er bekennt,
"aufpassen"
zu müssen dass er in seiner
"eigenen Arbeit jetzt nicht unter einer Einfärbung durch den Film leide,"
deutet der Autor des "Turms" sogar an, die Eigenwilligkeiten des Drehbuchs für seine eigene Fortsetzung des Romans nutzen zu wollen.
Zuletzt bleibt uns noch Zeit für ein Zitat aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU, wo Daniel Kothenschulte den Regisseur Michelangelo Antonioni zum 100. Geburtstag gratuliert:
"'Wovor laufen Sie davon?' fragt das Mädchen in seinem Film 'Beruf: Reporter' den Journalisten, der sich als Waffenschieber ausgibt. 'Setz dich einfach mit dem Rücken zu mir', antwortet dieser, während sein Cabriolet eine spanische Autobahn herunterrast. In der Tat, über den Rücksitz hinweg kann man es sehen, all das, wovor es sich zu fliehen lohnt: Das Dahinter, das Gewesene, die weißen Streifen auf dem Asphalt. So einfach ist das mit der Avantgarde: Nur nach vorn kann es weitergehen."
"das, was übrig bleibt, wenn man Harry Potter aus 'Harry Potter' entfernt,"
erregt sich Daniel Schulz in der TAZ:
"Ein Buch über das langweilige Leben der Dursleys und ihre Angst vor den sozial Auffälligen am Stadtrand. J. K. Rowling entlockt mit konventioneller Sprache und Erzählweise dem faden Alltag zu wenig Spannung. Dafür braucht sie jemanden, der zaubern kann. Sie selbst vermag es offensichtlich nicht."
Felicitas von Lovenberg hält in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vornehm die Hand vor den gähnenden Mund:
"Eine Enttäuschung"
sei das Buch,
"extrem langatmig geraten,"
und verliere
"sich in einem Übermaß von Beschreibung."
Auch in der FRANKFURTER RUNDSCHAU weiß Sylvia Staude ihren Enthusiasmus zu zügeln: Es handle sich um ein
"Buch, nach dem wenige Hähne krähen würden, stünde nicht J. K. Rowling auf dem Titel: Formal dann doch zu konventionell für die Hochliteratur-Fans, inhaltlich zu trostlos für die Unterhaltungsliteratur-Leser."
Nur Willi Winkler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG applaudiert mit beiden Händen:
"In ihrem Buch hat sie ein vergessenes Land aufgesucht. Schrecklich ist es, wie ein Märchen."
Feuilletonistischer Ennui ist auch in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG schwer angesagt an diesem Tag. Der hat mit J.K. Rowling nichts, dafür aber mit sonst fast allem zu tun. Unter der hübschen Überschrift
"Verschärfte Gangarten im Bekenntnispark"
grämt sich NZZ Feuilletonchef Martin Meyer über dies und das und alles mögliche, von den 100 Millionen Dollar Judaslohn für einen kriminellen Banker, der die UBS verpfiffen hat, über das Bundesverfassungsgericht und die Eurorettung bis zu dem Mohammed-Video, das er als
"paradigmatisches Exempel"
deutet,
"dass sich mit der kritischen Aufrufung des militanten Propheten noch tausendvierhundert Jahre nach dessen Wirken gewalttätige Gegenreaktionen liieren."
Das sind viele schwierige Worte für einen relativ platten Sachverhalt und ein paradigmatisches Exempel für den pointenlosen Kulturpessimismus, der den ganzen Text durchzieht und in der Erkenntnis gipfelt:
"Aufgeklärte Besonnenheit hat wieder einmal tiefe Konjunktur. Sie siedelt im Schatten von Bewegungen und Kräften, die zu bändigen kaum noch zu gelingen scheint."
Ich weiß nicht, warum, aber ich muss bei diesem Ton an Uwe Tellkamp denken. Und so trifft es sich gut, dass die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG den Autor des Bestsellers "Der Turm" interviewt hat, anlässlich der Verfilmung dieses Buches. Das ist normalerweise eine heikle Sache für einen Schriftsteller, wenn sich andere über den eigenen Stoff hermachen und ihn der Bedürfnisse des bewegten Bildes unterwerfen, nicht aber für Tellkamp: Ich bin (…) tiefer beeindruckt als ich dachte, sagt er. Am Drehbuch hätten ihm
"bestimmte Dinge (…) besser gefallen als bei"
ihm, und obwohl er bekennt,
"aufpassen"
zu müssen dass er in seiner
"eigenen Arbeit jetzt nicht unter einer Einfärbung durch den Film leide,"
deutet der Autor des "Turms" sogar an, die Eigenwilligkeiten des Drehbuchs für seine eigene Fortsetzung des Romans nutzen zu wollen.
Zuletzt bleibt uns noch Zeit für ein Zitat aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU, wo Daniel Kothenschulte den Regisseur Michelangelo Antonioni zum 100. Geburtstag gratuliert:
"'Wovor laufen Sie davon?' fragt das Mädchen in seinem Film 'Beruf: Reporter' den Journalisten, der sich als Waffenschieber ausgibt. 'Setz dich einfach mit dem Rücken zu mir', antwortet dieser, während sein Cabriolet eine spanische Autobahn herunterrast. In der Tat, über den Rücksitz hinweg kann man es sehen, all das, wovor es sich zu fliehen lohnt: Das Dahinter, das Gewesene, die weißen Streifen auf dem Asphalt. So einfach ist das mit der Avantgarde: Nur nach vorn kann es weitergehen."