Von Kolja Mensing

Die "Berliner Zeitung" erinnert daran, dass der aktuelle Baader-Meinhof-Film zahlreiche Vorgänger hat. Die "Süddeutsche" geht der Frage nach, wer es sich eigentlich leisten kann, eine achtstellige Summe für die Kunstwerke von Damien Hirst auszugeben. Und in der "FAZ" erfahren wir, wie der Wirtschaftspatriot Peter G. Peterson die USA mit einer milliardenschweren Stiftung auf den rechten Weg bringen will.
Die RAF hat bereits Kinogeschichte geschrieben. Josef Schnelle erinnert in der BERLINER ZEITUNG an die zahlreichen Vorgänger des aktuellen Baader-Meinhof-Films. Regisseur Klaus Lemke war offenbar der erste, der das das Thema aufgriff: 1968, kurz nachdem in Frankfurt zwei Kaufhäuser angezündet worden waren, drehte er "Brandstifter" mit Margarethe von Trotta und Iris Berben in den Hauptrollen. Als der Film angelaufen war, bekam Lemke Besuch von Baaders Kumpanen aus dem Untergrund. Sie waren sauer: Mit der Bemerkung "Das ist unsere Geschichte - her mit dem Geld" forderten sie ihren Anteil am Kassenerlös ein.

Auch Damien Hirst, das ehemalige Schreckenskind der britischen Gegenwartswartskunst, will nicht, dass andere an seinem Werk verdienen. Frei nach dem Motto "Das ist meine Kunst – her mit den Käufern" hatte er im großen Stil nach London eingeladen, um seine Werke in den Räumen des Auktionshauses Sotheby’s an den Galerien vorbei und auf eigene Rechnung zu verkaufen. Mit Erfolg: Über 70 Millionen Pfund hat die Versteigerung bereits am ersten Tag eingebracht, ein Rekord-Ergebnis, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG brav ausgerechnet hat: Nur Picasso hat bisher mehr eingespielt.

Andrian Kreye stellt in der SZ die naheliegende Frage, wer es sich eigentlich leisten kann, eine achtstellige Summe für ein Kunstwerk auszugeben? Die "Reichsten der Reichen", das sind die "Gattinnen erfolgreicher Schwellenlandmagnaten in bunten Hosenanzügen, streng dreinblickende Herren aus Asien, breitbeinig stapfende Herren aus Russland" und natürlich die "Sprösslinge des alten Geldes", junge Männer mit "mediterranen Akzenten in Jeans und Seidenschal".

Sie bewegen sich noch etwas unsicher "auf dem Parkett der Hochkultur", aber was soll’s: Hauptsache, das Kapital zirkuliert, meint Thomas Kielinger in der Tageszeitung DIE WELT, "neues Kapital, das sich abgekoppelt hat von den Einbrüchen der Finanzmärkte und auf Damien Hirst setzt wie auf Gold als die stabilste Währung der Gegenwart". Alles nur eitler Glanz, meint Matthias Thibaut: "Hirsts "mit Blattgold und Diamantenstaub aufgewertete Glitzerkunst" sei genau das, was jetzt gebraucht werde, höhnt der London-Korrespondent des Berliner TAGESSPIEGELs:

"Kunst für die Party auf dem Vulkan, farbenfroher, hektisch lebensbejahender Nihilismus, von Todes- und Untergangsangst unterfüttert."

Reden wir über die Krise: Keiner der Kritiker verpasst es, auf die "dramatische Kulisse" hinzuweisen, vor der sich die "historische Auktion" in London abgespielt hat: Während bei Sotheby’s eine Skulptur nach der nächsten über den Tisch geht, taumeln nur ein paar Kilometer weiter am Canary Wharf frisch gekündigte Broker und Bankangestellte vor den Büro des Lehman-Brothers-Imperiums auf die Straße. Vielleicht hätten sie besser auf Kunst gesetzt.

Der Ursprung der Bankenkrise liegt auf jeden Fall nicht in England, sondern in den USA. Was läuft schief in Amerika?

Einer, der es wissen sollte, ist Peter G. Peterson, Investement-Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der mächtigen Blackstone Group. Alles läuft schief, erklärt er in einem zornigen Interview auf den Seiten der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: Amerika habe sich in eine "fiskalisch zügellose, verantwortungslose, kurzsichtige, nur Ansprüche stellende Gesellschaft" verwandelt: "Wir wollen alles, wir wollen es jetzt gleich, wir wollen auf nichts verzichten, und wir wollen für nichts bezahlen."

Mit einer milliardenschweren Stiftung will der Wirtschaftspatriot Peterson sein Land jetzt wieder auf den rechten Weg bringen – und den drohenden Ausverkauf der Nation an das ausländische Kapital verhindern: Viel zu viele Schatzanweisungen befänden sich nämlich bereits in den "Händen der Chinesen und der Ölproduzenten des Nahen Ostens".

Der Brite Damien Hirst hat im Übrigen bereits vor den Arabern kapituliert. Julia Grosse berichtet in der TAZ, dass der Künstler seit längerem darauf verzichtet, zerteilte Tiere in Formaldehyd einzulegen und auszustellen – um nicht die religiösen Gefühle seiner kapitalkräftigen Sammler aus der Golfregion zu verletzen.