Von Kolja Mensing

Die "Süddeutsche Zeitung" hat sich in den USA auf einer Messe für Hightech-Waffensysteme umgesehen, und berichtet in diesem Zusammenhang über die Bedeutung der Blogs in Amerika. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschäftigt sich mit dem "Manifest der bioindustriellen Revolution" des US-Wissenschaftstheoretikers Freeman Dyson.
"Das ist die Zukunft des Krieges."

Jörg Häntzschel hat sich für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in den USA auf einer Messe für Hightech-Waffensysteme umgesehen und sich ferngesteuerte Minipanzer und ein ganzes Team von schwer bewaffneten Androiden vorführen lassen, die den Zielvorgaben ihres menschlichen Anführers folgen. Mehr oder weniger genau.

"Wer ist verantwortlich", fragt Häntzschel, "wenn es einen Zivilisten erwischt? (…) Und: Bringt die räumliche Distanz des Soldaten zum Kampfgeschehen nicht auch eine fatale sinnliche Distanz mit sich, die das Töten so abstrakt erscheinen lässt, dass es dem Tötenden nichts mehr ausmacht?"

Auch in amerikanischen Blogs wird über die neuen Kriegsmaschinen diskutiert. Gerade der Irakkrieg, so erfahren wir in einem anderen Beitrag der SZ, habe im Übrigen dazu geführt, dass die Öffentlichkeit nach neuen Informationsquellen Ausschau gehalten habe. Seitdem seien die alternativen Nachrichtenseiten aus dem Mediengeschehen in den USA nicht mehr wegzudenken, schreibt Johannes Boie.

Diese Entwicklung, stellt der Autor fest, sei an den Bloggern hierzulande allerdings vorbeigegangen. Im deutschsprachigen Internet finde man bestenfalls "privat geführte Tagebücher, denen jede gesellschaftliche Relevanz" fehle. Kein Wunder, meint Boie: Schließlich fürchteten die deutschen Blogger mit jedem Schritt zu mehr Professionalisierung gleich den Ausverkauf ihrer Kultur.

Die TAZ, doch das nur am Rande, widmet sich in einem langen Text dem Ausverkauf einer faszinierenden Subkultur: der des Parkourlaufens.

Parkourläufer sind Menschen, die Wege in der Großstadt in direkter Linie zurücklegen und dabei Hindernisse wie Zäune und Häuserwände durch riskante Kletteraktionen im "urbanen Dschungel" überwinden.

Die Bewegung stamme aus den 90er-Jahren, schreibt Jan Kedves, doch jetzt drohe die Kommerzialisierung: in Form des harmlosen Trendsports "Free Running" und durch das Engagement der einstigen Szene-Größen als Berater für Actionfilme wie "Casino Royale".

Ernsthafter geht es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zu. Der amerikanische Wissenschaftstheoretiker Freeman Dyson hat eine Art "Manifest der bioindustriellen Revolution" veröffentlicht, in dem er den Anbruch eines neuen Zeitalters feiert: Mithilfe der Gentechnik werde das darwinistische Naturverständnis überwunden, fasst Christian Schwägerl Dysons Thesen zusammen: Ab jetzt könne die Menschheit die Umwelt nach ihren eigenen Bedürfnissen umgestalten.

Energie ohne Ende, nachwachsende Rohstoffe, bessere Nahrungsmittel: Hat man das nicht schon häufiger gehört? Schwägerl auf jeden Fall lobt die "intellektuelle Eleganz" dieses Ansatzes, der den Menschen zum "Moderator" der Schöpfung mache.

Und dann meldet sich in der FAZ wieder einmal Florian Henckel von Donnersmarck zu Wort, der Regisseur des Films "Das Leben der Anderen".

Vor einigen Wochen hatte er in derselben Zeitung Tom Cruise zum besten Stauffenberg-Darsteller aller Zeiten verklärt. Diesmal geht es um den jüngst verstorbenen Schauspieler Ulrich Mühe und die vermeintliche IM-Tätigkeit seiner ebenfalls verstorbenen Ex-Frau Jenny Gröllmann.

Ein Gespräch zwischen Henckel von Donnersmarck und Mühe hatte die angeblichen Stasi-Verstrickungen im vergangenen Jahr zum Thema gemacht. Das Interview war in einem Filmbuch zu "Das Leben der Anderen" erschienen, und später setzte Jenny Gröllmanns Anwalt Gregor Gysi durch, dass die entsprechenden Stellen geschwärzt werden mussten.

In einem polemisierenden Nachruf rollt Henckel von Donnersmarck das alles noch einmal auf – vorgeblich um zu zeigen, dass Ulrich Mühe und wohl auch er selbst "auf keinen Fall leichfertig" gehandelt hätten.

In Wirklichkeit scheint es dem Regisseur allerdings darum zu gehen, Front gegen den Politiker und Rechtsanwalt Gysi zu machen. Er werde vermutlich auch jetzt wieder klagen, schreibt Henckel von Donnersmarck.

Klingt so, als freue er sich direkt darauf.